Im letzten Newsletter ging es darum, wann und wie Sie Audio und Video auf der Website sinnvoll einsetzen. Haben Sie sich nun entschieden, Audio und/oder Video zu nutzen, dann erfahren Sie in dieser Ausgabe, wie Sie gute Inhalte für diese Medien erstellen.
Audio
Tipps zum Schreiben fürs Hören finden Sie im benutzerfreun.de-Newsletter vom Dezember 2007. Daher will ich hier nur noch ein paar Tipps für die Konzeption geben:
Wenn Sie die Länge Ihrer Hörstücke planen, denken Sie wie immer an Ihre Nutzer. In welcher Situation hören diese das Audio? Ein Podcast, den man unterwegs hört darf auch mal zwanzig Minuten lang sein. Eine Information, die man auf der Website direkt vor dem Computer sitzend hört, sollte dagegen deutlich unter fünf Minuten bleiben. Wird das Audio vorm Rechner gehört ist es sinnvoll, es in einzelne Stücke aufzuteilen, wo immer das inhaltlich möglich ist.
Beim Reden tendieren wir meist noch mehr zu Weitschweifigkeit als beim Schreiben. Denken Sie aber daran: die Zeit Ihrer Hörer ist kostbar, daher gehen Sie damit auch vorsichtig um. Wenn Sie sich nicht bemühen, dann müssen Ihre (hoffentlich zahlreichen) Hörer die Zeit aufwenden, Ihnen zuzuhören, wie Sie versuchen auf den Punkt zu kommen. Schneiden Sie daher auch Versprecher, Störungen usw. heraus. Meiner Meinung nach trägt es nicht zur viel beschworenen Authentizität bei, wenn die Hörer mitanhören müssen wie das Telefon klingelt und der Sprecher den Anrufer vertröstet oder wenn der Sprecher nach seinen Notizen sucht. Belassen Sie solche Dinge in Ihren Aufnahmen, dann zeigen Sie nicht die nötige Wertschätzung des Hörers. Immerhin schenkt er Ihnen seine Aufmerksamkeit und seine Zeit – verschwenden Sie beides nicht.
Die Aufnahme (Audio)
Für technische Details zur Audioaufnahme finden Sie eine Buchempfehlung am Ende des Newsletters. Daher hier nur ein Praxistipp:
Stellen Sie sich vor, Sie erzählen einem guten Freund eine Geschichte. Übertreiben Sie nicht mit der Betonung, sondern reden Sie ganz natürlich und achten Sie nur darauf, nicht zu schnell zu sprechen.
Sie müssen nicht alles an einem Stück aufnehmen. Haben Sie sich versprochen, lassen Sie die Aufnahme einfach weiter laufen und beginnen Sie am Satzanfang nochmal. (Später nur das Herausschneiden nicht vergessen!)
Gut ist es auch, einen Kopfhörer zu tragen, in dem Sie sich selbst während der Aufnahme hören. So fallen Ihnen Störgeräusche und Lautstärke-Unterschiede meist sofort auf.
Video
Generell ist gutes Webvideo vor allem eines: kurz. Bei Video ist das noch wichtiger als bei Audio.
Fangen Sie auf jeden Fall mit kurzen Videos an. Damit tun Sie sich selbst einen Gefallen, weil die Produktion weniger aufwändig ist. Und den Nutzern tun Sie fast immer auch einen Gefallen, weil diese ja ersteinmal noch gar nicht wissen, ob das Video gut ist. Es ist immer noch eine gewisse Hemmschwelle, den Play-Knopf zu drücken. Auch wenn sie gering ist – der Nutzer macht das nur, wenn er den Eindruck hat, der Inhalt des Videos könnte gut sein.
Wenn Sie dann eine treue Nutzerschar haben, dann können Sie immer noch länger werden mit Ihren Laufzeiten.
Machen Sie sich auch klar, was der Zweck des Videos ist. Nehmen wir an, Sie wollen z. B. zeigen, wie Ihr Produkt bedient wird. Das kann verschiedene Zwecke haben:
- Neue Kunden gewinnen: Sie wollen zeigen, wie einfach Ihr Produkt zu bedienen ist und dass es Spaß macht, damit umzugehen.
- Bestehende Kunden unterstützen, Support entlasten: Sie wollen neuen Nutzern zeigen, wie Ihr Produkt genau zu bedienen ist.
Im ersten Fall arbeiten Sie eher mit kurzen Einstellungen und schnellen Schnitten. Das ganze Video sollte nicht länger als ein paar Minuten sein. Im zweiten Fall kann das Video fast beliebig lang sein. Hier zeigen Sie am besten in genau der Geschwindigkeit den Umgang mit Ihrem Produkt, die ein neuer Nutzer nachvollziehen kann.
Schließlich gibt es noch klassische Werbevideos und virale Videos.
Werbevideos sind ein Genre für sich mit eigenen Regeln. Wie schwierig es ist, das gut hinzubekommen zeigt ein Blick in die Fernsehwerbung: die meisten Werbefilme sind schrecklich. Und im Web funktionieren Werbevideos nur in Ausnahmefällen. Hier sehen die Nutzer Videos ja fast immer freiwillig, ganz anders als im Fernsehen. Daher gehe ich auf diese Form hier nicht weiter ein.
Nur anreißen möchte ich das Thema der so genannten viralen Videos („Virals“). Das sind kurze Filme, die den Nutzern so gut gefallen, dass sie sie an Freunde, Kollegen und Bekannte weitergeben. Wie ein Virus breiten sich solche Videos im Internet schnell aus, daher der Name „Viral“ (ein englisches Substantiv).
Jeden Tag stellen Firmen Videos ins Netz, die als Viral funktionieren sollen – doch fast alle scheitern. Ein Video, das sich viral verbreiten soll, muss mindestens eine dieser Eigenschaften haben:
- hoch informativ, neu
- ästhetisch extrem ansprechend (visuell & akustisch)
- sehr witzig
- provokativ
Erfolg ist hier extrem schwierig planbar, daher versuchen Sie sich lieber erst einmal mit klassischen Videos auf Ihrer Website oder in einem Video-Podcast – das ist schon schwer genug.
Die Aufnahme (Video)
Achten Sie auf ordentliche Qualität. Das ist vor allem eine Frage der Erfahrung, weniger eine Frage der Technik. Sparen Sie lieber an der Ausrüstung als bei der Ausbildung. Selbst wenn Sie schon viele Hobbyfilme gedreht haben: bitte lesen Sie zumindest ein Buch zum Thema Video. Und zwar keines, das die Technik beschreibt, sondern eines, das die Bildgestaltung behandelt. Sie erfahren darin, warum man nie zoomen sollte, dass Filmen aus der freien Hand die schlechteste Lösung ist und warum der automatische Weißabgleich oder die Belichtungskorrektur böse sind (Buchtipp am Ende des Newsletters).
Glauben Sie nicht die Legende, dass im Web die klassischen Regeln nicht gelten und dass hier alles erlaubt ist.
Tipps zum Einbinden in die Seiten
Sind Audio oder Video fertig, dann präsentieren Sie dies ansprechend auf Ihrer Site. Und zwar möglichst prominent, so, dass Ihre Besucher so früh wie möglich darauf stoßen. Sieht man beispielsweise ein Video über etwas, über das man sich gerade schon auf mehreren Seiten informiert hat, dann wirkt das Video oft wie eine Wiederholung. Video eignet sich vor allem dafür, einen guten ersten Eindruck zu vermitteln.
Wie schon im letzten Newsletter erwähnt, lassen Sie weder Audio noch Video automatisch starten.
Verlassen Sie sich bei Video nicht auf die Automatik-Funktion für das Standbild, das in die Seite eingebettet wird, solange das Video nicht läuft. Suchen Sie selbst ein möglichst attraktives Bild aus. Schließlich muss es dazu Lust machen, das Video zu starten. Gut geeignet sind Gesichter, Tiere oder Details von schön gestalteten Produkten. Wichtig ist auch, dass dieses Bild scharf ist – klingt banal, wurde aber dennoch bei sicher der Hälfte aller Webvideos nicht beachtet.
Beschreiben Sie Ihre Medien gut – die Beschreibung entscheidet zu einem wesentlichen Teil darüber, ob der Besucher den Play-Knopf drückt. Die Beschreibung macht den Inhalt außerdem erst sichtbar für die Suchmaschinen.
Platzieren Sie Audio und Video immer im inhaltlichen Kontext auf Ihrer Site, nicht etwa in einem eigenen Bereich („Audio“, „Video“ oder „Multimedia“). Die Nutzer sind fast immer an den Inhalten interessiert, weniger an dem Medium, das diese transportiert.
Nach dem Audio oder Video können Sie auf der Seite Links vorsehen, die den Benutzer noch weiter „in“ Ihre Site hineinzieht. Das können weitere Hintergrundinfos sein, das kann aber auch schon ein Bestell-Button sein.
Und, ganz wichtig: liegt die Sound- oder Videodatei schließlich auf dem Server und haben Sie diese auf Ihrer Website integriert, dann laden Sie diese nochmal komplett herunter bzw. hören/sehen Sie sich das Audio/Video nochmal direkt auf der Site an – und zwar vollständig. Immer wieder kommt es vor, dass ein technischer Defekt die Datei unbrauchbar macht, dass die Benennung bzw. der Link nicht stimmen oder dass eine falsche Version auf dem Server gelandet ist.
Links & Buchempfehlungen
Michael Geoghegan & Dan Klass: Podcast Solutions. The Complete Guide to Podcasting. Friends of Ed, ca. 21 Euro
Meiner Meinung nach das beste Buch für alle, die Audio-Podcasts machen wollen. Hierin finden Sie auch viele Tipps zur Ausrüstung für Audio-Aufnahmen – nicht nur für Podcaster.
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Walther von LaRoche, Axel Buchholz: Radio-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis im Hörfunk. List; 8., vollst. neu bearb. Aufl. (2004), 23,50 Euro
Für alle, die Audio produzieren wollen. Ist zwar fürs Radio geschrieben, aber wer gute Radiobeiträge machen kann, macht auch gutes Audio fürs Web.
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Richard Harrington & Mark Weiser: Producing Video Podcasts:. A Guide for Media Professionals. Focal Press. ca. 35 Euro
Tipps und Praxisbeispiele für alle, die Video produzieren wollen, das übers Internet vertrieben wird.
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(c) Jens Jacobsen 2008
Bei Weiterleitung oder Zitat bitte Quellenangabe („Quelle:
benutzerfreun.de-Newsletter November 2008“).
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1 Gedanke zu „Newsletter 11/2008 – Gute Inhalte für Audio & Video“