Im vorigen Post ging es um die Konzeption eines Blogs. Nun noch ein paar Tipps zur technischen Umsetzung. Keine Sorge, Code bleibt Ihnen erspart, es geht wie immer bei mir vor allem um den Teil, der Konzepter und Projektleiter betrifft.
Blog-Dienst oder eigene Installation?
Wieder die klassische Entscheidung: einfach und schnell oder aufwändig und flexibel? Wer zu einem Weblog-Dienst wie blogger.com oder blog.de geht, der hat in wenigen Minuten sein Blog online. Die Domain heißt dann erstmal etwas wie ihrblog.blogspot.com
, was sich mit etwas Aufwand auch auf Ihre Domain umbiegen lässt.
Ein größerer Nachteil: Sie sind in den Funktionen auf das beschränkt, was der Anbieter eingebaut hat.
Und das größte Problem: Ihre wertvollen Inhalte liegen auf einem Server, für den Sie keinen vollen Zugang haben. Sie können meist keine echte Sicherungskopie machen, Sie können Ihr Blog nur mit enormem Aufwand umziehen zu einem anderen Anbieter, und Sie haben Pech gehabt, wenn der Anbieter kurzzeitig ausfällt oder gar bankrott geht.
Daher kommt meiner Meinung nach für Profi-Blogs nur die zweite Möglichkeit in Frage: das Blog selbst aufzusetzen. Das können Sie meist auf dem Webspace, den Sie sowieso schon haben für Ihre Website. Denn fast immer ist dort genug Platz. Und wenn Sie nicht gerade das allerkleinste Paket gebucht haben, dann sind auch die nötigen Funktionen dabei. Welche das sind, dazu kommen wir im nächsten Abschnitt:
Das richtige Blog-System auswählen
Movable Type, Serendipity und WordPress sind die bekanntesten Blogsysteme.
Alle drei können mit einer mySQL-Datenbank arbeiten, Serendipity und WordPress brauchen zudem die Scriptsprache PHP; Movable Type verwendet stattdessen Perl.
Alle drei Systeme haben Vor- und Nachteile, und es werden hitzige Diskussionen geführt, welches der drei das beste ist – oder ob dies noch ein ganz anderes System ist. Ich persönlich habe bei einem Projekt Serendipity als Autor benutzt, und es hat mir von der Benutzerführung her nicht gefallen. Ich hatte schon Erfahrung mit WordPress, weshalb ich mich für die benutzerfreun.de auch für WordPress entschieden habe. Gerade mit Version 2.7 hat die Benutzerfreundlichkeit große Fortschritte gemacht.
Sehen Sie sich auf jeden Fall einige Blogs an, die unter dem System laufen, das Sie ins Auge fassen. Und werfen Sie einen Blick auf die Administrator-Oberfläche, denn die werden Sie persönlich häufiger sehen als die Blogseiten selbst.
Wenn Sie viele besondere Funktionen planen, dann machen Sie sich am besten eine Liste, auf der Sie eintragen, mit welchem System Sie welche Funktionen umsetzen können. Denken Sie dabei auch an die Erweiterungsmöglichkeiten durch Plug-Ins, also Zusatzprogramme für das Blogsystem.
Installieren, Einrichten, Testen
Die Installation eines Blogs ist mittlerweile recht komfortabel. Wenn Sie mit einem FTP-Programm umgehen können und Grundkenntnisse in HTML haben, dann dauert die Installation Dank der Dokumentation und der Informationen, die Sie in online-Foren finden, nicht einmal eine Stunde.
Manchmal muss man etwas an den Einstellungen des Hosting-Paktes herumschrauben, bis die Datenbank läuft und die Skriptsprache nicht mehr murrt. Das kann unter Umständen einige Nerven kosten. Bei Problemen finden Sie meist schnell die Lösung, wenn Sie danach googeln oder in einem Forum suchen. Auf den Support der Hoster können Sie nicht zählen – sie erklären sich oft für nicht zuständig, antworten zu spät oder wissen es tatsächlich nicht.
Starten Sie auf keinen Fall direkt in den Live-Betrieb, sondern installieren Sie das Blog ersteinmal in ein nichtöffentliches Unterverzeichnis. Testen Sie dort, wie die Artikel aussehen, die Sie schreiben, wie das Kommentieren funktioniert und welche Auswirkungen Änderungen an den Einstellungen haben.
Anpassen von Grafik und Funktionen
Nun folgt der Schritt, der Null Arbeit sein kann oder der sich über Wochen hinzieht. In meinem Fall war letzteres der Fall. Ich hatte zwar eine sehr schöne Gestaltungsvorlage (siehe voriger Post), am Design wollte ich aber dennoch einiges ändern. Und das kann auch bei sauber angelegten Vorlagen recht mühsam sein. Das ist nichts für Menschen, die sich von PHP-Code (im Fall von WordPress) oder HTML-Quelltext abschrecken lassen. Man muss zwar nicht programmieren, aber man muss in den Textdateien oft nach Formatierungsangaben, Abstandsmaßen oder Textbausteinen suchen.
Für sehr viele Zusatzfunktionen gibt es Plug-Ins. Diese zu finden, zu installieren und einzurichten kostet Zeit. Das Finden dauert mitunter am längsten – für manche Funktionen gibt es dutzende von Plug-Ins. Und bis Sie wissen, welches für Ihren Fall das beste ist, kann einige Zeit vergehen. Wichtig: achten Sie von Anfang an darauf, ob das Plug-In die Sprache Ihres Blogs unterstützt. Mit dem Übersetzen der Textausgaben von Plug-Ins kann man viel Zeit verbringen – ich spreche hier aus leidvoller Erfahrung. Welche Plug-Ins ich bei benutzerfreun.de verwendet habe, das verrate ich Ihnen in einem der folgenden Artikel hier im Blog.
Migration – die alte Site ins Blog übertragen
Wollen Sie Seiten aus Ihrer bestehenden Site ins Blog übertragen, dann steht Ihnen ein weiterer Berg Arbeit bevor. Das ist im Wesentlichen händische Fleißarbeit. Denken Sie wie bei jedem Umzug darüber nach, ob Sie Überflüssiges nicht besser ganz loswerden.
WordPress unterscheidet übrigens nach „Artikeln“ und „Seiten“. Die Artikel sind Blogeinträge, die wie man es kennt, einer nach dem anderen auf der Startseite stehen, die neuesten zuerst. Seiten sind in Wordpress dagegen statische Teile des Blogs, die wie die HTML-Seiten einer klassischen Website für sich stehen. Damit können Sie das eigentliche Blog von den Seiten trennen, die „Über uns“, „Impressum“ etc. heißen.
Betrieb und PR für das Blog
Wenn das Blog endlich so läuft, wie Sie es sich in Ihren kühnsten Träumen ausgemalt haben (und einige Wochen harter Arbeit verstrichen sind), dann schalten Sie es frei.
Wie bei jeder Website interessiert das aber zunächst niemanden – es weiß ja auch niemand. Machen Sie das neue Blog mit den Methoden bekannt, die Sie auch für andere Sites einsetzen würden (mehr dazu in einem späteren Artikel hier oder im Buch „Website-Konzeption“). Außerdem haben Sie bei Blogs noch ein paar weitere Optionen – auch darüber hier im Blog demnächst mehr.
So viel zur Konzeption und zum Ablauf der Umsetzung. Im nächsten Blogeintrag geht es um die Programme, die ich eingesetzt habe, und um die Plug-Ins, die im benutzerfreun.de-Blog ihren Dienst verrichten.
Zunächst Danke für dieses sehr präzise und ausführliche Konzept. Es hat mir sehr geholfen bei der Kozeption meines eigenen Blogs. Jetzt sehe ich doch einiges klarer und werde mich gezielter an die Arbeit machen können.