Ganz vorn auf den Trefferlisten von Google erscheinen, das war früher der Wunsch fast aller, die eine Website betreiben. Doch bringt das heute noch was? Müssen wir uns nicht in erster Linie Gut Freund machen mit ChatGPT und den anderen KIs?
Ich denke, ja und nein.
Gelassene Suchmaschinenoptimierung gewinnt
Sehr froh bin ich, dass die Zeit vorbei ist, in der Blogger, Marketingprofis und alle Betreibenden von Websites nach dem heiligen Gral der Suchmaschinenoptimierung gesucht haben. Sie verbrachten Stunden, Tage, manchmal sogar Wochen damit, die perfekten Keywords zu finden, um die Algorithmen von Google und Co. rumzukriegen. Schon seit Jahren rate ich zur gelassenen Suchmaschinenoptimierung: Statt uns den Kopf zu zerbrechen, welche Keywords wir unbedingt besetzen müssen und wie oft wir sie in unseren Texten bringen müssen, konzentrieren wir uns darauf, Inhalte für Menschen zu schaffen. Wir machen unsere technischen Hausaufgaben in Sachen SEO, aber ohne dabei Technik, Algorithmen und vermeintliche Best Practices über die Inhalte zu stellen.
Und das gilt um so mehr im Zeitalter der KI, das wir mittlerweile betreten haben.
KI krempelt Texten um
Die Vorstellung, dass Maschinen Texte schreiben können, die man tatsächlich veröffentlichen kann, war vor wenigen Jahren noch Science-Fiction. Heute ist es Realität. KI-Modelle wie ChatGPT, Gemini oder Claude können Artikel, Blogposts und sogar ganze Bücher schreiben – die von Grammatik und Rechtschreibung her zumindest besser sind, als Texte von mir. Mit den Inhalten hapert es aber noch.
Aber: Auf sehr, sehr vielen Seiten im Internet stehen keine besonders hochwertigen Texte. Produktbeschreibungen. Technische Hinweise. Trockene Berichte. Lustlos formulierte Marketing-Texte. Diese Qualität können aktuelle KIs auch liefern.
Aber was bedeutet das für uns? Schon viele nutzen heute schon KI, um bei der Content-Erstellung zu unterstützen. Manche geben nur ein paar Stichworte vor und lassen die KI formulieren. Andere nutzen die KI, Texte zu optimieren, indem sie Vorschläge für bessere Formulierungen – oder relevante Keywords macht.
Doch die Maschinen haben ihre Grenzen. Sie tut sich mit Nuancen schwer, mit Humor, mit Überraschung, mit Emotionen. Natürlich kann ich der KI einen Stil vorgeben. Aber die Art und Weise, wie ich etwa diesen Newsletter schreibe, das kann die KI (noch) nicht ordentlich imitieren.
Die meisten KI-Texte erkennt man mit etwas Übung auf den ersten Blick. Zumindest die KI-Texte, die jemand mit wenig Mühe erstellt hat.
Das bedeutet aber auch: Dadurch, dass es so einfach ist, ordentlich aussehende Standard-Texte zu erstellen, wird der Wert wirklich guter, präziser und einzigartiger Texte um so höher.
Veränderungen der SEO-Landschaft durch KI
Künstliche Intelligenz verändert nicht nur die Art und Weise, wie Texte erstellt werden, sondern auch, wie Suchmaschinen unsere Inhalte bewerten. Die Algorithmen von Google und Co. sind mittlerweile so weit entwickelt, dass sie logische Zusammenhänge und die eigentliche Absicht hinter Suchanfragen verstehen („seach intent“), auch wenn sie nicht besonders gut formuliert sind oder ungewöhnliche Begriffe nutzen.
Für uns bedeutet das, dass wir uns weniger auf einzelne Keywords konzentrieren müssen. Stattdessen müssen wir vor allem darauf achten, dass unsere Inhalte umfassend und relevant für unsere Zielgruppe sind. Die Suchmaschine erkennt dann, dass unser Text die Fragen der Nutzer beantwortet und bewertet ihn entsprechend gut. Keywords sind nicht mehr der heilige Gral, sondern nur noch ein Teil des großen Ganzen. Google bewertet weiterhin Inhalte am besten, die Fachwissen, Autorität, Vertrauenswürdigkeit und Erfahrung ausstrahlen.
Diese Entwicklung ist schon seit Jahren zu beobachten, wird aber mit der Weiterentwicklung der KI-Modelle schnell noch viel weiter voranschreiten.
Gelassene Suchmaschinenoptimierung in der Praxis
Was heißt das konkret für unsere eigenen Seiten? Gelassene Suchmaschinenoptimierung bedeutet, dass wir unseren Fokus auf qualitativ hochwertige Inhalte legen, die für Menschen geschrieben sind. Wir wollen unsere Besuchenden informieren, unterhalten oder ihnen helfen – und nicht nur den Algorithmus oder eine KI zufriedenstellen.
Quantität wird immer weniger wichtig, statt dessen zählt Qualität.
Technik-Tipps
Ein paar technische Hausaufgaben müssen wir dennoch machen. Dazu gehören:
- Richtige Schlüsselwörter: Wir sollten uns Mühe geben, möglichst konkrete und für unsere Zielgruppe relevante Keywords sinnvoll im Text zu verwenden. Dabei kommt es nicht darauf an, das passende Wort zu finden. Es geht darum, den Suchmaschinen (und KIs) möglichst unmissverständlich klarzumachen, worum es auf der Seite geht.
- Ordentliche Struktur, beschreibende Überschriften, Bildtexte & Links: Wir brauchen klar gegliederte Inhalte mit beschreibenden Alt-Texten und sinnvollen Linktexten. Das erleichtert den Maschinen, unsere Inhalte zu lesen und richtig einzuordnen.
- Keine doppelten Inhalte, nur eine Domain: Doppelte Inhalte sollten Sie unbedingt vermeiden, jeder Text sollte nur unter einer einzigen URL erreichbar sein – insbesondere sollte die Site auch nur über eine Domain erreichbar sein. (Nicht etwa unter www.ihreDomain.de und unter ihreDomain.de)
- Individuelle Titles und Descriptions für jede Seite: Einzigartige Titel und Meta-Beschreibungen erhöhen die Relevanz und fördern Klicks.
- Crawlbare Struktur, Archive für alte Blogeinträge oder Newsletter: Eine durchsuchbare Struktur und Archive erleichtern die Navigation und Auffindbarkeit.
- Valides HTML, ordentliche interne Verlinkung: Saubere interne Verlinkung und valides HTML verbessern die Benutzerfreundlichkeit und Suchmaschinenfreundlichkeit.
- Aussagekräftige URLs, relevante Kurztexte („Snippets“): Beschreibende URLs und informative Snippets fassen den Inhalt der Seite zusammen.
- Kurze Ladezeit: Optimierung der Ladegeschwindigkeit für bessere Nutzungserfahrung und geringere Absprungraten. Suchmaschinen belohnen das auch mit besserem Ranking.
Weniger Besuche bedeuten nicht weniger Erfolg
Google und andere Suchmaschinenanbieter arbeiten alle an neuen Wegen, uns Suchergebnisse zu präsentieren. Bei Google heißt das SGE (Search Generative Experience), was eine Mischung von KI-generierten Texten und aufbereiteten Suchergebnissen ist. Diese werden aller Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass mehr und mehr Fragen beantwortet werden, ohne dass wir die eigentliche Trefferseite besuchen müssen.
In manchen Fällen macht das aber nichts: Wenn ich Friseur bin und will, dass die Leute zu mir in den Salon kommen, dann ist es mir egal, ob die potenziellen Kundinnen und Kunden meine Öffnungszeiten über Google, eine KI oder direkt auf meiner Website finden.
Und wenn ich etwas verkaufen will, dann kommen vielleicht nur noch die Interessenten, die wirklich mein Produkt wollen. Das heißt, ich bekomme zwar weniger Besuchende. Aber die, die kommen, haben ein echtes Interesse. So kann ich die Inhalte noch besser auf diese zuschneiden.
Fazit & Video-Tipp
Die Welt der Suchmaschinenoptimierung wird sich durch Künstliche Intelligenz weiter schnell verändern. Wie genau, das müssen wir im Auge behalten. Was aber gleich bleiben wird: Gute, einzigartige Inhalte sind höchst wertvoll, besonders für KI, die ja davon lebt, mit guten Inhalten gefüttert zu werden. Mit der gelassenen Suchmaschinenstrategie sorgen wir dafür, dass unsere Seiten relevant bleiben.
Für alle, die tiefer in das Thema einsteigen möchten, empfehle ich mein LinkedIn Learning Video-Training, das ich gerade frisch aktualisiert habe: SEO-gerechte Texte.
Vielen Dank für den interessanten Einblick ins SEO-Texten mit KI! Spannend, wie sich die Schreibprozesse verändern, aber trotzdem natürlich klingen sollen. Habt ihr Tipps, wie man KI-generierte Texte optimieren kann, damit sie persönlicher und authentischer wirken? Würde gerne mehr erfahren!
Ich würde sagen, man muss die Texte einfach redigieren, so, wie man es auch mit Texten macht, die von Menschen geschrieben wurden. Mein Tipp ist immer, die KI als Partner zu sehen, nicht als Kollegen, der die Arbeit selbstständig erledigt. Man muss alles nochmal durchsehen und polieren. Danach taugt KI-generierter Text durchaus auch, um ihn zu veröffentlichen.
Danke für den Hinweis! Das ist ein guter Punkt – die KI als Partner zu sehen, anstatt die Arbeit komplett abzugeben. Ich werde darauf achten, die Texte sorgfältig nachzubearbeiten, um den persönlichen Touch hineinzubringen. Es ist beruhigend zu wissen, dass KI-generierte Texte durch gute Redaktion tatsächlich veröffentlichungsreif werden können. Nochmals danke für die wertvollen Tipps!