Haben Sie schon einmal eine Stunde mit ChatGPT verbracht, nur um festzustellen, dass die Ergebnisse unbrauchbar sind? Oder haben Sie vielleicht beobachtet, wie eine Kollegin scheinbar mühelos brillante Resultate mit genau den KI-Tools erzielt, die Ihnen nur mittelmäßigen Output liefern?
Wenn wir KI-Tools produktiv einsetzen wollen, ohne in endlosen Experimenten zu versinken, brauchen wir einen effizienten Ansatz für unsere Arbeit mit künstlicher Intelligenz. Der entscheidende Unterschied zwischen Frustration und Erfolg liegt dabei selten in der Auswahl des vermeintlich richtigen Sprachmodells – der Unterschied liegt in unserer Kommunikation mit der KI.
Die meisten Menschen unterschätzen, wie wichtig eine strukturierte Kommunikation mit Maschinen ist. Und doch ist Kommunikation der Schlüssel zu guten Ergebnissen, wenn wir KI nutzen. Der Grund dafür ist einfach: Die großen Sprachmodelle wie ChatGPT wurden genau so programmiert und trainiert, dass sie unsere menschliche Kommunikation imitieren.
Ein typisches Beispiel, das Sie direkt in der KI Ihrer Wahl testen können:
Standard-Prompt:
Schreib mir was über Content-Strategien für kleine Unternehmen
Ergebnis: Allgemeinplätze und oberflächliche Informationen, die Sie wahrscheinlich schon kennen und die alle Lesenden langweilen.
Strukturierter Prompt:
Ich bin fürs Marketing in einem handwerklichen Betrieb mit 12 Mitarbeitenden verantwortlich. Wir haben eine einfache Website, aber kaum Zeit für Content-Erstellung. Entwickle eine Content-Strategie mit drei konkreten Maßnahmen, die wöchentlich maximal 2 Stunden in Anspruch nehmen. Berücksichtige dabei, dass wir nur Menschen zwischen 40 und 70 Jahren im Umkreis von 30 Kilometern ansprechen wollen und ein Budget von 200 Euro pro Monat haben.
Ergebnis: Konkrete Ideen für umsetzbare Strategien, die unmittelbaren Mehrwert bieten können. Gehen Sie nur nicht davon aus, dass die Arbeit damit getan ist – aber es ist ein erster Schritt.
Die MARE-Formel: Praktisches Prinzip für brauchbare KI-Ergebnisse
Meist tun wir uns leichter, wenn wir eine Merkhilfe, eine Eselsbrücke, haben für neue Techniken. Fürs Prompten gibt es einige solcher Formeln (frameworks). Zum Schreiben effektiver Prompts habe ich mir das MARE-Prinzip ausgedacht.
Das hat sich in meiner täglichen Arbeit bewährt und sorgt zuverlässig für Ergebnisse, die meinen Vorstellungen entsprechen. Es ist mein persönlicher Schlüssel zu brauchbaren KI-Ergebnissen. Diese magische Formel fürs Prompten ist:

Motivation: Kontext und Hintergrund Ihrer Anfrage
Aufgabe: Was genau soll die KI tun?
Resultat: Erwartungen an Format, Länge und Stil
Exempel: Beispiele zur Verdeutlichung des gewünschten Ergebnisses
Optional können Sie ergänzen:
Rolle: Funktion oder Beruf, den die KI annehmen soll
Zusatzinfo: Hintergrundinformation oder Referenzmaterial
Dieses strukturierte Vorgehen ist wie ein Navigationssystem für die KI – dadurch weiß sie genau, wohin Ihre Reise gehen soll.
Das MARE-Prinzip in Aktion
Wie nutzen Sie das Prinzip konkret? Ein einfaches Beispiel:
Motivation: Wir brauchen eine Landing-Page für unsere neue E-Learning-Plattform für Unternehmen.
Aufgabe: Strukturiere eine überzeugende Landing-Page, die HR-Verantwortliche zur Buchung einer Live-Demo bewegt und mindestens 5% Conversion-Rate erzielt.
Resultat: Beschreibung des Seitenaufbaus mit Abschnitten und wichtigsten Elementen, fokussiert auf Conversion.
Exempel: „Nach dem Hero-Bereich: ‚Pain Points‘ mit 3 konkreten Schmerzpunkten und visuellen Elementen“
Rolle: Du bist Conversion-Rate-Optimierer mit jahrelanger Erfahrung in HR-Tech und digitalen Lernplattformen
Zusatzinfo: [Produktbeschreibung] [White Paper Einsatz von XY in 3 verschiedenen Branchen“]
Der Unterschied zu einem vagen Prompt wie „Konzipiere eine Landingpage für XY“ ist gewaltig: Das Ergebnis wird präziser, kreativer – und schneller geht es auch, weil Sie sich das übliche Hin und Her sparen.

Die 4 goldenen Regeln für die erfolgreiche Zusammenarbeit mit KI
Über das strukturierte Prompten habe ich noch 4 grundlegende Prinzipien für Sie, die sich herauskristallisiert haben bei meiner monatelangen Beschäftigung mit KI und dem Beobachten von Menschen, wie sie KI nutzen. Die „4 goldenen Regeln“ :
- KI ist Partnerin, nicht Packesel
Eine kollegiale Kommunikation bringt bessere Ergebnisse als abgehackte Anweisungen ohne Kontextinfos. Behandeln Sie die KI als Teammitglied, nicht als reines Werkzeug. - KI braucht gute Wegweisung
Je klarer Ihre Vorgaben, desto besser das Ergebnis. Vage Anweisungen führen zu vagen Ergebnissen – die KI fragt nicht, sondern rät, wenn ihr Infos fehlen. - KI kann in die Irre führen
Kritisches Hinterfragen bleibt Ihre Aufgabe. Jede KI klingt immer überzeugt – auch wenn sie völlig falsch liegt (Stichwort Halluzinationen). - Keine KI passt in jedes Team
Wählen Sie die richtigen Tools für die jeweilige Aufgabe. Nicht jedes KI-System ist für jede Aufgabe geeignet.
Vergessen Sie den „Praktikanten-Vergleich“
Übrigens: Der beliebte Vergleich, KI sei wie eine „überengagierte Praktikantin frisch von der Uni“, ist irreführend. KI scheitert an einfachsten Alltagsaufgaben und übertrifft gleichzeitig in manchen Bereichen Profis mit jahrelanger Erfahrung. Wenn wir das verstehen, können wir das Potenzial von KI ausschöpfen.
Noch mehr praktische KI-Tipps, speziell fürs Website-Erstellen
Diese Erkenntnisse und viele weitere konkrete Anwendungen finden Sie in meinem neuen Buch „Websites entwickeln mit KI – Konzeption, Umsetzung und Optimierung“, das gerade im Rheinwerk Verlag erscheint.
Ich kenne beide Welten: Vor über 20 Jahren habe ich einfache Websites von Hand erstellt, dann jahrelang mit Content-Management-Systemen und mit Teams gearbeitet, die die Entwicklung übernommen haben. Mit KI erlebe ich jetzt eine Renaissance des eigenständigen Entwickelns – plötzlich kann ich wieder selbst Code schreiben, anpassen und verstehen, ohne mich auf externe Expertise verlassen zu müssen. Aber auch für die Arbeit der Konzeption und beim Produzieren der Inhalte für Webseiten hilft die KI enorm. Wie, das habe ich in den letzten Monaten intensiv erkundet und festgehalten in dem neuen Buch.
Darin verbinde ich meine Erfahrung in Website-Konzeption und User Experience mit den Möglichkeiten moderner KI-Werkzeuge. Sie lernen, wie Sie nicht nur schneller, sondern vor allem bessere digitale Produkte erstellen.
Das Buch richtet sich an alle, die Websites konzipieren, entwickeln oder betreuen – von Betreibenden kleiner Seiten bis hin zu Profis aus Design und UX, die ihre Arbeit optimieren möchten.
Gewinnen Sie eines von 5 Büchern
Unter allen, die eine Rezension schreiben wollen, verlose ich 5 Exemplare meines neuen Buches (wahlweise E-Book oder gedruckt). Alles, was Sie tun müssen: Schreiben Sie mir eine E-Mail an jjacobsen@benutzerfreun.de, damit erklären Sie sich bereit, in den nächsten 4 Wochen eine kurze Rezension in einem Online-Buchshop Ihrer Wahl zu veröffentlichen.
Natürlich geht es auch ohne das – Sie können das Buch in jeder Buchhandlung kaufen, online wie vor Ort.
Ich freue mich auch über Feedback & Kommentare – und übers Teilen!

Websites schneller und vor allem besser erstellen – mit künstlicher und menschlicher Intelligenz.