Berufsbezeichnung Konzepter, Webdesigner oder UX-Designer?

Seit 2001 gibt es mein Buch Website-Konzeption. Im Zuge der Neuauflage habe ich mir auch Gedanken gemacht über die richtige Bezeichnung dessen, was wir hier machen. Ohne viel Erfolg.

Als ich Mitte der 1990er Jahre angefangen habe, Websites zu erstellen, gab es für meinen Job noch keinen Namen. Bald sprach man von Webdesignern – doch ich machte keine Gestaltung, und in Deutschland denkt man bei Design nur an Gestaltung. Also gefiel mir der Begriff Konzepter am besten. Der hatte den großen Vorteil, dass er zumindest ein Stück weit selbsterklärend war.

Cover Information Architecture for the World Wide Web
Die 1. Auflage von Information Architecture for the World Wide Web hat mich 1998 schwer beeindruckt.

Ich habe mich von Anfang an aber auch als Informations-Architekt gesehen – nur hat sich dieser Begriff in Deutschland nie durchgesetzt. Wohl auch, weil er etwas verkopft und erklärungsbedürftig ist.

Inzwischen nennen sich die meisten, die Konzepte für Websites und interaktive Anwendungen machen, UX-Designer oder UX-Berater.

Was ist denn nun die richtige Berufsbezeichnung?

Letztlich kommt es nicht darauf an. Es kommt darauf an, was man macht.

Ein Kollege von mir, Jan Jursa, meint sogar: Eine UX-Abteilung im Unternehmen ist Quatsch. Denn UX sollten alle machen – von den Vorständen und Abteilungsleitern über die Marketing- und Produkt-Veranwortlichen bis hin zu den Grafikern, Programmierern und Verkäufern.

Und auch der amerikanische Kollege Peter Merholz sagt:

User Experience ist Strategie, kein Design.

Recht hat er.

Und für uns alle, die wir UX machen, sieht die Zukunft rosig aus. Das meint jedenfalls Jakob Nielsen, der wohl bekannteste Usability-Experte:

Ich sage voraus, dass wir im Jahr 2050 auf der Welt 100 Millionen UX-Professionals sein werden. Das entspricht einem Prozent der Weltbevölkerung.

Nicht schlecht, oder? Wie kommt der Mann zu dieser unwahrscheinlich wirkenden Zahl? Er meint, in Zukunft wird UX die Nische verlassen, in der sie noch immer lebt. UX wird als Schlüsselfaktor der Wirtschaft mehr und mehr erkannt und dementsprechend wächst die Zahl der UXler weiter exponentiell.

Klingt gut für mich, auch wenn ich nicht weiß, ob ich an diese gewaltigen Zahlen glaube… und ich bin sehr gespannt, ob es bis dahin eine oder mehrere Berufsbezeichnungen gibt, die länger als ein paar Jahre in Mode sind.

 

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