Newsletter 05/2010 – Marketing mit Sozialen Netzen

490 Millionen Menschen nutzen Facebook, durchschnittlich verbringt jeder von ihnen dort täglich eine halbe Stunde und ruft 15 Seiten auf. Die deutschen Sozialen Netze haben für ihren beschränkten Nutzerkreis ebenso ansehnliche Mitgliederzahlen: 6,8 Millionen bei Wer-kennt-wen, 5,5 Millionen bei SchuelerVZ. Bei StayFriends und StudiVZ sind es jeweils 5,1 Millionen (alle Zahlen über Doubleclick Ad Planner).

Kein Wunder, dass alle, die eine Botschaft haben, begehrlich auf diese Sites schauen. Häufiger als Facebook wird nur noch die Suchmaschine Google aufgerufen. Wer neue Nutzer auf seine eigene Site locken will, der sollte sich mit den Sozialen Netzen auseinandersetzen. Insbesondere junge, besser gebildete Zielgruppen erreicht man heute am besten dort.

Social Media Marketing

Doch wie man das schafft, darüber wird viel gerätselt – und viel geschrieben. Ich habe mir das Buch von Tamar Weinberg zum Thema angesehen. Es heißt Social Media Marketing: Strategien für Twitter, Facebook & Co. Erschienen ist es vor wenigen Tagen bei O‘Reilly – das amerikanische Original ist von 2009. Das ist wichtig, weil sich gerade bei diesem Thema aktuell so viel tut. Die Nutzungsgewohnheiten ändern sich, Zielgruppen wenden sich neuen Plattformen zu. Praktiken, die gestern noch anerkannt waren, sind heute verpönt und ständig kommen neue Funktionen der Anbieter hinzu. Dem Buch kann man hier nur bescheinigen, top-aktuell zu sein.

Für wen ist das Buch?

Zur Warnung an alle, denen es trotz des Titels nicht klar ist: Das Buch ist ein Marketing-Buch. Es herrscht Marketing-Sprache darin vor, und es geht immer darum, wie man sein Produkt verkauft (oder seine Person, oder seine Botschaft). Wer das nicht will oder dazu nicht ganz klar steht, der wird wenig Freude an dem Buch haben. Wörter wie „kommunizieren“, „Markenbewusstsein“, „Umsatz“, „Kampagne“, „Reputation Management“ oder „Markenevangelist“ tauchen auf jeder Seite auf.

Die meisten Beispiele kommen von größeren US-amerikanischen Unternehmen. Und an mittlere bis große Unternehmen richtet sich das Buch auch. So rät das Buch, eine Person einzustellen, die sich vollzeit um das Thema Social Media kümmert: einen Community Manger. Falls das nicht geht, soll man eine Beratungsfirma engagieren, die das macht.
Dass das Thema Soziale Netze der Marketing-Beauftragte nebenher betreut oder dass das gar der Chef in einem kleinen Unternehmen selbst macht, ist nicht vorgesehen.

Trotzdem können aber auch Leser aus solchen kleineren Firmen viel Nutzen aus dem Buch ziehen. Denn es schadet ja nicht, zu sehen, wie es die Großen machen. Auch wenn man sich dann manchmal etwas klein vorkommt.

Für meinen persönlichen Geschmack setzt die Autorin manchmal etwas zu wenig voraus. So beschreibt sie Dienste wie Facebook, Twitter oder Xing erst einmal ausführlich, bevor sie zeigt, wie man sie fürs Social Marketing nutzen kann. Und dass man in solchen Sozialen Netzen ebenso wie in Blogposts nicht platte Werbung machen darf, wenn man Erfolg haben will, das sollte heute schon fast jedem klar sein. Auf der anderen Seite ist das Buch aber so auch für alle geeignet, die das Internet bis heute nur zum Googlen oder für E-Mail nutzen.

Von Blogs über Twitter zu Facebook, Xing und Delicious

Nach den sehr ausführlichen Kapiteln zum Warum des Marketing in Sozialen Netzen und zur Planung der Strategie geht es in einzelnen Kapiteln um die wichtigsten Geschmacksrichtungen Sozialer Netze:

  • Blogs
  • Microblogging / Twitter
  • Facebook, MySpace, Xing
  • Wikis und Fragenportale
  • Soziale Lesezeichen
  • Soziale Nachrichten / Digg etc.
  • Fotosites, Videos und Podcast

Diese Kapitel gefallen mir sehr gut. Sie bieten die richtige Mischung zwischen Theorie, praktischen Tipps und Beispielen. Man merkt hier, dass die Autorin diese Methoden selbst schon seit längerem aktiv nutzt. Sie gibt auch Hinweise auf Zusatz-Programme oder -Dienste, die den Umgang mit den Netzwerken erleichtern oder sinnvoll ergänzen. Dabei finden auch alte Hasen neue Tipps.

Ganz wichtig ist der Hinweis: Einfach nur eine Unternehmens-Seite z. B. bei Facebook einzurichten reicht nicht. Tamar Weinberg beschreibt, wie man den Unternehmensauftritt in den Sozialen Netzwerken so attraktiv macht, dass er für die (potenziellen) Kunden lohnend ist. Dabei verschweigt sie nie, wie viel Arbeit es ist, das richtig zu machen.

Fazit

Das Buch bringt leider einige Beispiele für ein Engagement in Sozialen Netzen von Unternehmen, in Deutschland kaum bekannt sind. Zwar sind es große Unternehmen, aber mehr als deren Namen schon einmal gehört hat hier bei uns kaum jemand. Da wäre es schön gewesen, in ein, zwei Sätzen zu erfahren, welche Zielgruppe zum Beispiel Home Depot anspricht oder was Tyson Foods auszeichnet.
Generell merkt man aber, das das Buch nicht nur übersetzt wurde (von Dorothea Heymann-Reder), sondern dass der Verlag eine deutsche Bearbeiterin engagiert hat (Corina Lange). Ohne sie wäre das Buch auf Deutsch nur halb so nützlich. So finden sich neben den Beispielen aus den USA fast immer auch Hinweise auf die Sites und Netzwerke, die in Deutschland relevant sind. In dem Buch sind also etwa nicht nur Delicious, sondern auch Mister Wong beschrieben, oder nicht nur LinkedIn, sondern auch Xing.

Das Buch kann man jedem ans Herz legen, der in einer Firma arbeitet, die mehr als eine Handvoll Mitarbeiter hat und der modernes Marketing machen will. In dem Buch findet er einen umfassenden Überblick, welche Sozialen Netze relevant ist, was die Nutzer dort tun, und wie man sie nutzen kann, um seine Firma, seine Produkte oder Dienstleistungen dort bekannt zu machen.

Links

Social Media Marketing: Strategien für Twitter, Facebook & Co. Tamar Weinberg. O’Reilly Verlag 2010. 29,90
Infos/bestellen bei Amazon

Die Website der Autorin Tamar Weinberg. Ein lesenswertes Blog.
www.techipedia.com

Mit Googles Doubleclick Ad Planner kann man die Nutzerzahlen von großen Websites ermitteln – eigentlich ist der Dienst dazu gedacht, beim Schalten von GoogleAds zu helfen.
www.google.com/adplanner

Der Anbieter Alexa hat keine besonders schöne Site, aber eine gute Übersicht, welche Websites gerade die meisten Besucher haben.
www.alexa.com/topsites

Aktuelle Nutzerzahlen von Facebook
www.facebook.com/press/info.php?statistics

Auch die Firmen-/Regierungs-Arbeitsgruppe zum Unfall auf der Ölplattform im Golf von Mexiko nutzt Soziale Netze – eine lesenswerte Fallstudie auf der Site Poynter Online.
www.poynter.org/column.asp?id=101&aid=182885

3 Gedanken zu „Newsletter 05/2010 – Marketing mit Sozialen Netzen“

Schreibe einen Kommentar