Geschichten erzählen – Welten entstehen im Kopf mit Lifeline

Screnshot Start Game Lifeline
So startet Lifeline. Und in dem Stil geht es weiter – mehr als zwei Buttons gibt es nicht an Steuerung.
Auf Marketing-Blogs wird einem seit Monaten der Begriff Storytelling – Geschichtenerzählen – um die Ohren gehauen. Gemeint ist damit, dass man nicht mehr stumpfe Werbung machen soll, sondern statt dessen eine Geschichte erzählen. Zum Beispiel die vom Firmengründer, der als verkanntes Genie jahrelang im Keller an seinem Produkt gebastelt hat und entgegen allen Prophezeiungen Erfolg hatte. Oder die von einem Produkt, das Menschen verbindet.

Ich persönlich finde das weder besonders neu noch spannend – was mich aber fasziniert, ist das Geschichtenerzählen an sich. Denn das ist eine Kunst, die Romanautoren, Werbefilmer, Comic-Macher oder Website-Konzepter gleichermaßen beherrschen sollten, wenn sie wirklich gut sein wollen.

Und sie alle können viel lernen, wenn sie sich Spiele ansehen. Speziell rein textbasierte Spiele finde ich hervorragend, weil sie sozusagen auf das allernötigste reduziert sind. Hier wird ganz klar deutlich, was die Essenz einer guten Geschichte ist.

Screenshot Spiel Lifeline
Und so sieht es aus, wenn man Lifeline spielt.
Ein Beispiel ist Lifeline, ein kleines, kurzes iPhone-Spiel. Dieses läuft auch auf der Apple Watch und zeigt (denen, die eine haben), wie mit dieser winzigen Bildschirmfläche dennoch hoch spannende Spiele umzusetzen sind. Aber auch iPhone-Nutzer können mitspielen.

Lifeline besteht nur aus Text (und einem einzigen Soundeffekt). Man sitzt sozusagen an einer Konsole und führt mit einer Person eine Unterhaltung per Texteingabe. Die ganze Geschichte wird nur durch diese Texte erzählt, die von Taylor, einem (oder einer) auf einem einsamen Planeten gestrandeten Astronauten (oder Astronautin) stammen. Er erzählt seine Geschichte und bittet um Ratschläge. Man kann als Spieler also bestimmen, was der Raumschiffbrüchige als nächstes tut.

Und das spielt man nicht einfach so durch, sondern das Spiel funktioniert fast in Echtzeit. Schickt man Taylor also los zu einem Berg, der einen langen Fußmarsch entfernt ist, dann meldet er sich erst ein paar Stunden später wieder.

Es ist höchst faszinierend, sich selbst zu beobachten bei diesem Spiel. Es entsteht im eigenen Kopf die ganze Welt – und der Charakter von Taylor, des fiktiven Gegenübers. Wie in einem Roman, nur in SMS-Länge und zeitlich gestückelt.

Die Geschichte ist nicht besonders raffiniert oder ungewöhnlich, aber die Art des Storytellings lohnt es, sich diese Erfahrung zu gönnen. Derzeit kostet das Spiel 2€ im Apple Store.

Schreibe einen Kommentar