Eindrücke Usabilitykongress 2013

Maurits Kaptein beim Vortrag
Maurits Kaptein beim einzigen Vortrag, der ohne eine einzige Folie auskam.
Die Suchfunktion ist auf den meisten Shops erstaunlich schlecht. Große Potenziale verschenken die Sitebetreiber, weil Standardprodukte mit der Suchfunktion nicht zu finden sind.

Responsives Design ist Pflicht, aber ganz schön schwierig umzusetzen, wenn man mehr als ein paar Seiten hat.

Agile Entwicklung ist aus der Entwicklung in großen Teams nicht mehr wegzudenken.

Und, natürlich: Die Auswertung des Besucherverhaltens auf der Site bringt viele wertvolle Erkenntnisse – wenn man die Daten sinnvoll interpretiert.

Das sind nach meinem subjektivem Eindruck die wichtigsten Themen, die auf dem Usabilitykongress 2013 in Frankfurt diskutiert wurden vom 10. bis 11. Oktober in Frankfurt.

Jörg Ziesche (IngDiba) provozierte in seiner Keynote mit der Behauptung, praktisch alle Teilnehmer seien in einigen Jahren arbeitslos, weil Produkte dann „User Experience out of the box“ haben würden.

Thorsten Ambs brannte ein Feuerwerk an Neologismen, Umfrageergebnissen, Zustandsbeschreibungen unserer Gesellschaft und gewagten Thesen ab – um zum Denken anzuregen. Schön fand ich die Zuspitzung, dass das Smartphone eine Katastrophe ist, wie es der Buchdruck war – beide haben die Gesellschaft grundlegend geändert.

Matthias Eckert vom Schwab Versand sagte: „Von gutem responsivem Design bekommt der Nutzer nichts mit.“

Anja Weitemeyer (eResult) präsentierte eine Befragung von 1000 Nutzern, was sie von Shops erwarten. Interessant fand ich, dass auf Shoppingsites Laufsteg-Videos überhaupt nicht gefragt waren – vielmehr waren eher Videos gewünscht, in denen man sieht, wie das Kleidungsstück fällt, wenn man sich vor dem Spiegel dreht. Aber generell wurde Video nur als nette Zusatzfunktion angesehen.

Maurits Kaptein (Science Rockstars) fasste in seinem Initialvortrag am 2. Tag die sozialpsychologischen Erkenntnisse, die für Websites relevant sind, gut zusammen und stellte den Ansatz seiner Firma dazu vor. Diese bietet eine Personalisierungslösung für Website-Optimierung on-the-fly an: Der Besucher sieht z.B. nur dann Kundenrezensionen oder Produktempfehlungen, wenn er bei seinen bisherigen Einkäufen positiv darauf reagiert hat.

Thorsten Wilhelm beim Vortrag
Thorsten Wilhelm verrät, was Shops besser machen können.
Thorsten Wilhelm (eResult) stellte einen umfassenden Vergleich zwischen Shopping-Sites vor, von dem mich am meisten beeindruckte, wie schlecht die Suchfunktion selbst auf großen, bekannten und an sich erfolgreichen Sites ist. Generell war sei Aufruf an die Shop-Betreiber, nicht nach der großen neuen Killer-App zu suchen, sondern erstmal die Basisfunktionen gut umzusetzen – damit lässt sich die Kundenzufriedenheit am meisten steigern.

Jens Jacobsen beim Vortrag
Mitten in Aktion: ich erkläre, was A/B-Tests mit Truthähnen zu tun haben.
Marius Kremeyer (Optimizely) stellte die Zahl 9 vor. So viel mehr geben die Sitebetreiber aus, um Nutzer auf die Site zu bringen verglichen mit dem, sie dort zum Kauf zu bringen. Er präsentierte einige schöne Beispiele von A/B-Tests und ließ das Expertenpublikum raten, welche besser abschnitten – immer lag ein großer Teil daneben.

Marcus Koch (Goldbach Interactive) plädierte danach leidenschaftlich dafür, erst die Ziele der Site festzulegen, bevor man überhaupt mit Messen anfängt und sprach mir damit aus der Seele.

Danach hatte ich die Aufgabe, den letzten Vortrag der Veranstaltung zu halten und habe darüber gesprochen, dass man Vorsicht und Verstand bei der Interpretation der Zahlen von A/B-Tests und Analytics generell walten lassen sollte. Angelehnt sind die Inhalte an den letzten Newsletter (Intuition & Wissenschaft), weiteres dazu gibt es dann im nächsten!

Generell fand ich die Veranstaltung rundum gelungen, klar waren die Vorträge nicht alle gleich gut, aber ich habe einige Anregungen mitgenommen und ungezählte spannende Gespräche geführt. Vielleicht sehen wir uns im nächsten Jahr dort?

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