Flash hat in letzter Zeit ordentlich Gegenwind. Spätestens seit dem Erfolg von iPhone und iPad hat sich herumgesprochen, dass das Format für Animationen und komplexe Anwendungen im Web ein Problem hat. Auf anderen Plattformen wie dem PlayBook von RIM (dem Blackberry-Hersteller) und auf Android laufen Flash-Anwendungen – doch leider oft nicht zufriedenstellend, weil die mobilen Prozessoren mit den gewaltigen Hardware-Anforderungen nicht zurecht kommen.
Gegen Flash ist generell nichts einzuwenden. Das Plug-In wird mit den meisten Browsern automatisch installiert, und daher können die meisten Web-Benutzer Flash-Inhalte anzeigen. Dennoch gibt es einige, die das nicht können. Zum Beispiel solche in größeren Firmen mit strikten Vorschriften zu erlaubter Software. Und auch mobile Geräte wie Smartphones und Tablets haben meist Probleme mit Flash. Der Anteil der Besucher, die Flash nicht nutzen können, schwankt je nach Zielgruppe stark, liegt aber meist zwischen 10 und 20 Prozent.
Und doch kommt Flash oft auf Webseiten zum Einsatz, obwohl man es eigentlich gar nicht braucht. Für animierte Banner, für einfachste Animationen oder sogar nur für die Anzeige von exotischen Schriftarten.
Auch die Stabilität, die Sicherheit und die Geschwindigkeit von Flash wird vor allem unter Mac OS und auf mobilen Geräten kritisiert. Das Flash-Plug-In ist hier für manchen Absturz und für manchen unnötig schnell leergelaufenen Akku verantwortlich.
Statt Flash kann man aber in vielen Fällen HTML5, Javascript und CSS3 einsetzen (im Folgenden kurz als HTML5 bezeichnet). Mit HTML5 können wir Websites bauen, die schön gestaltet sind, Interaktivität bieten und dabei aus gut strukturiertem HTML bestehen. Das erleichtert das Erstellen, die Wartung und die korrekte Anzeige auch auf zukünftigen Browsern und Geräten.
Die Technologien Silverlight (Microsoft) und Java konnten sich für interaktive Inhalte und Animationen dagegen nicht durchsetzen.
| Flash | HTML5 |
Verfügbar auf | Windows, Mac, Linux; Android | Windows, Mac, Linux; Android, iOS (iPhone/iPad), Blackberry |
Voraussetzungen Wiedergabe | Flash-Plug-In | Moderner Browser (min. IE 9, Firefox 3, Safari 4, Chrome 9) |
Standard | Proprietär (Adobe) | Offen (W3C) |
Anforderungen an die Hardware | Hoch | Mittel |
Indizierung von Inhalten durch Suchmaschinen | Nur über Umwege | Ja |
Text kopierbar | Nur, wenn eigens aktiviert | Ja |
Funktionsumfang | Groß | Mittel |
Komfortable Entwicklungsumgebung | Ja | Nein |
Entwicklungszeit | Kurz | Mittel bis lang |
Welches die Technik sein wird, die in Zukunft eingesetzt wird, ist Einschätzungssache. Ich glaube, dass Flash als Plug-In-Format mittelfristig verschwinden wird. Das Programm wird es aber vielleicht weiter geben – etwa, um HTML5-Inhalte zu erstellen. Das wäre nicht das Schlechteste, denn damit ließen sich die Vorteile der beiden Technologien verbinden. Erste Schritte in die Richtung gibt es schon. Wobei Adobe derzeit auf ein eigenes Programm zu setzen scheint (siehe Sägt Adobe am eigenen Ast?).
Damit Flash- und HTML5-Anwendungen durchsuchbar sind, man auf deren Inhalte Lesezeichen setzen kann und der Ausdruck vernünftig klappt, muss man das als Entwickler extra berücksichtigen. Auch der Zurück-Button funktioniert nicht immer so, wie erwartet.
Für HTML5 wie für Flash-Anwendungen gilt gleichermaßen: Sehen Sie solche nicht nur vor, weil sie Ihnen gefallen, oder Sie von den technischen Möglichkeiten begeistert sind. Es muss immer ein echter Mehrwert für Ihre Benutzer dabei sein.
Der häufigste Einsatzzweck für Flash ist derzeit Flash-Video. Youtube und andere Videoplattformen bieten Videos im .flv-Format an – wobei Youtube inzwischen parallel auch HTML5 nutzt. Dazu gibt es ein eigenes HTML-Element, video. Wie Sie selbst Video technisch am besten auf Ihren Seiten einbinden, das ändert sich leider ständig.
Am besten informieren Sie sich aktuell unter www.content-crew.de/blog/tag/codec. Oder Sie nehmen den einfachen Weg und laden Ihre Videos zu Youtube hoch und binden diese dann auf Ihren Seiten ein.
Eine Kollegin hat mir eben den Artikel geschickt und ich muss es leider loswerden:
Wenn man von einer Materie offensichtlich keine Ahnung hat, empfielt es sich in der Regel, sich nicht öffentlich dazu zu äußern und auch noch so zu tun, als ob man als Experte auf dem Gebiet unterwegs ist….
Der Artikel ist in großen Teilen schlicht falsch und von einer differenzierten Betrachtung der faktischen Situation weit entfernt…
@nikel: Für kritische Kommentare bin ich immer dankbar. Verraten Sie mir aber noch, was an meiner Betrachtung falsch ist? Die meisten Punkte sind lediglich meine persönliche Meinung. (Ich möchte nur der Vollständigkeit halber darauf hinweisen, dass ich ein Buch zu Flash geschrieben habe und etliche Projekte damit umgesetzt habe….)
Ich bin gespannt auf Ihre Einschätzung und würde mich freuen, wenn eine fruchtbare Diskussion daraus wird!
Hej Jens
ich finde, die ganze Flash-Diskussion wird immer und das nicht zu unrecht mit Apple in Verbindung gebracht. Also iOS bzw. generell die mobilen Geräte. Aber, genau diese Mobile-Geschichte wird total überbewertet wird. Derzeit noch!
Es ist total cool, seine Mails überall zu checken oder, wenn man „ganz wichtig“ ist jedem seinen aktuellen Status mitzuteilen zu können 🙂
Aber mal ehrlich, ich habe ein iPhone und ich liebe dieses Gerät. Aber man braucht auf einem so Gerät nicht zwingend Flash. Warum soll ich zum Beispiel mit den 3,5 Zoll Display vom iPhone mir ein T-Shirt bei spreadshirt.de konfigurieren??? Das ist doch völlig vorbei an der Idee des Gerätes. Oder?
Es gibt natürlich immer noch Webseiten mit einer Flash-Navigation. Aber darüber müssen wir ja kein Wort verlieren…
Meine Prognose – HTML5 kommt definitiv bzw. ist schon da und Flash wird definitiv bleiben! Es gibt genügend Anwendungen welche einfach Flash voraussetzen.
Leider werden derzeit auch wichtige Flash-APIs aufgegeben. Zum Beispiel die Google Maps Flash API. Ich würde ja sagen, dass eine AS3 Google Map definitiv eleganter läuft als eine JS Map. Fühlt sich irgendwie griffiger und performater an. Ja!
Noch kurz was zum „leergelaufenen Akku“. Eine gut programmierte Flash-Anwendung macht hier wenig Probleme. Es gibt inzwischen auch JS-Anwendungen, welche die Prozessorlast jenseits von Gute und Böse katapultieren.
Und Flash und Flex macht richtig Spaß in der Programmierung! Das ist einfach so.
Ich könnte hier noch tausend andere Sachen ansprechen … Ich mach aber jetzt erst mal schluss und verbleibe mit vielen grüßen
@flashlight Na, bei dem Namen muss man Flash ja lieben 😉 Spaß beiseite – ich stimme allen Punkten zu. Mir macht die Flash-Entwicklung auch Spaß (obwohl ich das selbst länger nicht mehr gemacht habe), und natürlich gibt es Anwendungen, die laufen damit rund. Leider gibt es aber nicht nur Flash-Navigations-Sites, sondern auch solche, die Ticketbuchung oder einfach bloße Infovermittlung per Flash machen (Sites von mittelgroßen Hotels sind hier prädestiniert für). Und das sind Sites, die will ich schon gern mobil nutzen.
Den Leuten, die so etwas Kunden anbieten, denen möchte ich gerne meine Botschaft rüberbringen bzw. denen, die solche Sites in Auftrag geben, damit sie sehen, dass die Technologie hier der Hammer ist, mit dem alles bearbeitet wird, gleich ob Nagel oder Schraube.
Und am iPad ein T-Shirt designen würde ich schon gern (anders als am iPhone).
Aus meiner Sicht gibt es also viele Gründe gegen Flash und einige gute dafür. Mir ist nur wichtig, eine Diskussion in Gang zu bringen, bei denjenigen, die Flash aus Bequemlichkeit oder Unwissen einsetzen und sich wenn, dann bewusst für diese Technologie entscheiden.
Danke für den wertvollen Beitrag, flashlight!
Hallo Jens
Als Flash-Entwickler freue mich auf den Tag an dem ich die hier von mir geposteten „E-Mails“ senden/empfangen kann. Da das nicht so schnell eintreten wird, stelle ich die Texte hier als Satire zur Debatte.
irgend_ein_Flash_Entwickler
subject: Flash-Spiel
from: flash-entwickler@flash-agentur-xyz.com
to: html5-entwickler@html5-agentur-xyz.com
Lieber HTML5-Entwickler-Kollege
Ich habe eine Anfrage für ein Online-Spiel für die Website eines großen Medienkonzerns. Dem Kunden ist es wichtig, dass der Code offen liegt, damit auch Andere von dem know-how profitieren können. Da das mit Flash schlecht möglich ist, habe ich sofort an Dich und HTML5/JavaScript/CSS gedacht. Weißt Du noch wie damals die halbe Welt Dein HTML5-Solitair kopiert hatte? Das war ein Hammer! Die haben einfach die Grafiken und Links getauscht und fertig. Das ganze Netz spielte Dein Spiel nur Du hattest irgendwie kein DSL mehr. (Warum eigentlich? Du bist echt schräg!)
Vielleicht kommen mit dem Auftrag die „alten Zeiten“ zurück. Melde Dich einfach mal bei Frau … wegen eines Kostenvoranschlages. Aber mach’s nicht soooo teuer. Die wissen auch, dass das Netz voll mit Code ist.
Dein Flash-Entwickler-Kollege
subject: Flash-Banner
from: html5-entwickler@html5-agentur-xyz.com
to: flash-entwickler@flash-agentur-xyz.com
Lieber Flash-Entwickler-Kollege
Ich habe für einen großen Medienkonzern animierte Werbebanner mit HTML5/JavaScript/CSS gebaut. Die Besucher seiner Website haben sich leider massiv beklagt, dass die Werbung trotz Flash-Blocker nicht weggeht. Der Kunde möchte sein Angebot natürlich benutzerfreundlich gestalten und deshalb auf die Wünsche seiner Nutzer eingehen.
Könntest ein Angebot für eine Flash-Version der Banner machen, die dann per Flash-Blocker sicher ausgeblendet werden?
Dein HTML5-Entwickler-Kollege
subject: Flash-Video
from: flash-entwickler@flash-agentur-xyz.com
to: html5-entwickler@html5-agentur-xyz.com
Lieber HTML5-Entwickler-Kollege
Ich habe eine Anfrage für einen Video-Player für die Website eines großen Medienkonzerns. Ich möchte dem Kunden Flash ausreden und ihn lieber an Dich verweisen, da Du folgende Anforderungen viel besser mit HTML5 lösen kannst:
– Video-Streaming von Spielfilmen
– Einblendung von Werbeclips vor-, während und nach dem Film
– User-Login mit Bezahlfunktion
– DRM bzw. sicherer Kopierschutz
– Lauffähig auf folgenden 50 Browsern:
[Liste 5 Browser mit jeweils 2 Generationen für 5 Betriebssysteme]
Du weißt ja eh, dass mir der ganze Videokram mit Flash noch nie Spass gemacht hat. Dem Kunden ist leider nicht klar, dass Flash-Video nur ein „Abprodukt“ von Flash war – damals als alle anderen Video-Plug-Ins noch schlimmer waren ( Real-Player!!!! ). Gut dass das video-tag alles viel einfacher und benutzerfreundlicher macht.
Geld und Deadline spielen bei dem Projekt übrigens keine große Rolle so dass Du die Funktion in aller Ruhe mit den oben genannten Browsern testen kannst.
Ich bitte Dich wegen weiteren Absprachen mit Frau …. Kontakt aufzunehmen…
Dein Flash-Entwickler-Kollege