Newsletter 03/2013 – Video ist das neue Foto

Video ist überall. Jede Sekunde werden 72 Minuten Video auf Youtube hochgeladen. 800 Millionen Besucher hat die Site jeden Monat. Doch wie viel der Jahrtausende von Videomaterial auf Youtube tatsächlich angesehen wird, darüber habe ich keine Statistik gefunden. Man kann aber davon ausgehen, dass 90 Prozent der Videos weniger als 100 Aufrufe haben – und selbst von diesen Aufrufen werden die meisten wahrscheinlich nach wenigen Sekunden abgebrochen.

Beliebte Videos auf Youtube

Bei den „beliebtesten“ Videos sind solche mit 4 Millionen und solche mit 10.000 Aufrufen dabei.

Und weitere, mehr oder weniger neue Video-Dienste buhlen um die Gunst der Nutzer – der Zuschauer wie auch der Produzenten bzw. Hochlader:

  • Mit der Twitter-App für Smartphones kann man bequem auch Video posten.
  • Youtube bietet mit Capture eine kostenlose App an, mit der man schnell ein Video aufnehmen, minimal bearbeiten und hochladen kann.
  • Vine ist der Newcomer. Diese App (von Twitter aufgekauft) erlaubt das Ansehen und Erstellen von 6-Sekunden-Videos.

Wenn Sie noch nicht davon gehört haben, Sie haben richtig gelesen: 6 Sekunden sind die Vine-Videos lang – bzw. kurz. Viele schütteln darüber den Kopf. Was kann man in 6 Sekunden schon zeigen? Andere sagen zu Recht, dass man vor ein paar Jahren auch meinte, in 140 Zeichen könne man keine relevanten Aussagen machen. Und doch ist Twitter heute ein wichtiges Werkzeug für jeden Journalisten und für Marketer in vielen Branchen.

Screenshot Vine-App
Vine-Videos sind zum Erstellen und Ansehen unterwegs gedacht.

Was geht? Content is king?

Vine macht mit seiner Beschränkung auf 6 Sekunden klar, dass es nicht zum traditionellen Erzählen gedacht ist, wie wir es von Video gewohnt sind. So wie Twitter nicht für klassische Erzählstrukturen geeignet ist. Vine fordert zum Experimentieren heraus. Bisher habe ich noch nichts auf Vine gesehen, was mich richtig beeindruckt hat. Aber es lohnt sich zu beobachten, was diese Aufforderung zur Kreativität in den nächsten Monaten hervorbringt.

Wie bei Youtube gilt: Nicht die Produktionsqualität oder der Name zählt – und schon gar nicht die Länge.

Das macht mein Neffe, der hat eine Videokamera

Vor hundert Jahren haben tragbare, kostengünstige Fotoapparate die Fotografie für Amateure zugänglich gemacht. Fast jeder kann seitdem ohne viel Aufwand Fotos machen – erst recht, seitdem es Digitalkameras gibt und praktisch jedes Handy eine Kamera hat.

Youtube & Co haben uns schließlich eine Demokratisierung von Video gebracht. Das Entscheidende ist aber nicht, dass die Produktions- und Distributionsmittel für jeden (in der entwickelten Welt) problemlos verfügbar sind. Das Entscheidende ist, dass sich unsere Sehgewohnheiten geändert haben. Ein verwackeltes Video mit schlechter Tonqualität kann mehr Informationen transportieren, ja sogar mehr Glaubwürdigkeit haben als ein perfekt produziertes Nachrichtenvideo. Jeder kann eine Botschaft in die Welt senden. Ob sie gehört wird, entscheidet nicht das Geld. Es entscheiden Kreativität, Networking und eine gute Portion Zufall.

Jedes noch so kleine Ereignis wird heute von unzähligen Kameras festgehalten.
Jedes noch so kleine Ereignis wird heute von unzähligen Kameras festgehalten.

Aber was heißt das für Sie, wenn Sie Youtube zum Content Marketing nutzen wollen? Heißt das, Sie sollten wirklich Ihren Neffen beauftragen? (Den Spruch „Das macht mein Neffe, der hat eine Videokamera.“ habe ich tatsächlich von Kunden gehört…)

Nichts gegen Ihren Neffen, und das Problem ist auch nicht der Satzteil mit dem Neffen, sondern der mit der Videokamera. Dass er eine Kamera hat, unterscheidet Ihren Neffen mittlerweile kaum mehr vom Rest der Menschen in einer Industrienation. Das Entscheidungsmerkmal, auf das es ankommt ist die Fähigkeit, passende Inhalte zu planen und zu produzieren. Mit dem Schwerpunkt auf passend. Denn wer etwas kreativ ist und ein gewisses Durchhaltevermögen mitbringt, der kann gute Videos machen. Aber dass diese zu dem passen, was Sie damit voranbringen wollen, das ist damit noch lange nicht sichergestellt.

Der Selbstversuch: Youtube-Roulette

Machen Sie einmal folgendes Experiment: Gehen Sie auf Youtube und sehen Sie sich einfach die ersten zehn Videos an, die Ihnen unter die Maus kommen.
Und?
Wie fühlen Sie sich? Haben Sie etwas gelernt? Haben Sie sich gut unterhalten gefühlt?
Die meisten, mit denen ich dieses Experiment gemacht habe, haben eine von zwei Reaktionen gezeigt:

a) Wahnsinn! Das war super! Auf was die Leute alles kommen.
b) Unglaublich. Ist ja noch schlimmer als Vorabendfernsehen.

Das zeigt zumindest: Video polarisiert. Video kann noch leichter Emotionen hervorrufen als es Bilder können oder als es Texte können. Und was einen der Besuch von Youtube lehrt: Video muss nicht perfekt sein. Es muss nur den richtigen Nerv treffen, um erfolgreich zu sein.

Um noch mehr von dem Experiment zu haben, überlegen Sie:

  • Was waren die besten drei Videos?
  • Was unterscheidet sie von den übrigen?
  • Wen sprechen sie an?
  • Wer hat sie produziert?
  • Wie aufwändig/professionell waren sie?
  • Wie kreativ/neu waren sie?

Was ist mit anderen Videodiensten?

Neben Youtube gibt es noch einige andere Videoportale, die aber für Video als Marketinginstrument kaum interessant sind. Vimeo hat starke Beschränkungen für Marketingvideo, vielfach wurden hier Inhalte gelöscht, die von Unternehmen eingestellt wurden. MySpace ist auf Musikvideos spezialisiert, und MyVideo als Pro7Sat1-Tochter hat den Schwerpunkt auf TV und leichter Unterhaltung.

Geld verdienen mit Video auf Youtube?

Es gibt Blogger, die haben sich ein eigenes Publishing-Imperium geschaffen und verdienen ihr Geld damit, Blogs zu schreiben. Genauso gibt es Menschen, die Videos machen, auf Youtube einstellen und damit Geld verdienen. Das ist für die meisten wahrscheinlich keine berufliche Perspektive und bringt fürs Marketing der eigenen Site auch nichts – aber es ist spannend zu sehen, wie das funktioniert.

Und das verrät zum Beispiel Martin Mißfeldt. Er verdient mit seinen Videos, die ihn im Monat 10 Stunden Arbeit kosten, um die 1000 Euro – er kommt also auf den ordentlichen Stundensatz von 100 Euro.

Der einzige Trick: Er produziert gute Videos, und das ständig. “Ein Video ist kein Video” schreibt er richtig. Man muss laufend am Ball bleiben, um bekannt zu werden, denn nur so hat man langfristig Erfolg.
Das Geld verdient er damit, dass er Google erlaubt, Anzeigen in/vor seinen Videos zu schalten. An den Erlösen wird er beteiligt – das ist das ganze Geheimnis. Etwas ausführlicher können Sie es hier lesen: Geld verdienen mit Youtube-Videos

Noch ein paar Zahlen verrät Stephen Chapman, vor allem hat er aber eine umfassende Anleitung für alle, die direkt einsteigen wollen ins Video-AdSense-Business: How to make money online with Youtube

Marketing mit Video auf Youtube

Wenn Sie Video nutzen wollen, um auf sich selbst oder Ihre Produkte aufmerksam zu machen, dann finden Sie hier einige wertvolle Tipps:

Newsletter 12/2009 Reichweite mit Videos vergrößern – hier lesen Sie vor allem, warum Sie Video einsetzen sollten.
Newsletter 8/2010 Video selbst produzieren – wenn ich Sie überzeugen konnte erfahren Sie hier, wie Sie mit wenig Aufwand Video in der Qualität produzieren, wie sie für Ihr Produkt/Ihre Marke und Ihre Zielgruppe passend ist.

Werbeverbot auf Youtube?

Immer wieder hört man, dass Werbung auf Youtube verboten ist. Das stimmt in der Form nicht. Erstens können Sie dort Werbung kaufen. Und zweitens können Sie kostenlos durchaus Videos einstellen, die werblich sind – solange es keine reinen TV-Spots sind. Videos sollten also entweder unterhalten oder Wissen vermitteln – was sie sowieso sollten, sonst werden sie auf Youtube nicht angesehen.
Mehr zu den Feinheiten finden Sie hier: Video bei Youtube einstellen

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