Newsletter 02/2004 – Weiterentwicklung des Web – und des Buchs „Website-Konzeption“

Das Web ist im Alltag angekommen. Wie der amerikanische Webdesigner Jeffrey Veen schreibt: „The web is post-cool now.“ Die Zeit, in der alle einfach nur dabei sein und mit Show-Effekten beeindrucken wollten, ist vorbei. Nur wer die Erwartungen der Benutzer erkennt, ihre Bedürfnisse erfüllen hilft und mit ihnen in Kontakt tritt, hat heute Erfolg.

Dieses Credo ist allen regelmäßigen Lesern des benutzerfreun.de-Newsletters bekannt. Er erscheint seit Juni 2002 und ist wie die Site benutzerfreun.de als Ergänzung zu meinem Buch „Website-Konzeption“ entstanden. Da dieses glücklicherweise so schnell so viele Leser gefunden hat, kann bereits jetzt, nach knapp zwei Jahren, eine neue, erweiterte Auflage erscheinen.

In diesen zwei Jahren haben sich bei der Website-Konzeption mehr und mehr standardisierte Vorgehensweisen herauskristallisiert, und „Benutzerfreundlichkeit“ ist inzwischen fast jedem ein Begriff. Doch noch immer ist der Weg dorthin nicht in jedem Fall klar. Ein Wegweiser zur benutzerfreundlichen Site will das Buch sein, ebenso wie Argumentationshilfe für alle, die andere von den Vorteilen solcher Websites überzeugen müssen.

Die Überarbeitung des Buchs

Viele Leser haben mir berichtet, dass sie das Buch als Nachschlagewerk und Inspirationsquelle immer wieder benutzen. Das freut mich sehr, denn das zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich habe versucht, das Buch in diese Richtung weiter zu entwickeln. Alle, die die Inhalte kennen, werden sich auch in der neuen Auflage zurecht finden, da die Grundstruktur gleich geblieben ist. Ich habe nur verändert, was sich verbessern ließ und nur ergänzt, was das Ganze tatsächlich nützlicher macht. So können auch Besitzer der ersten Auflage wie gewohnt Nachschlagen, und finden dabei zusätzlich neue Informationen und Tipps, wenn diese gerade für sie relevant sind. Neue Leser können einfach von vorne bis hinten lesen oder immer nur den Teil ansehen, der für ihr aktuelles Projekt gerade relevant ist.

Änderungen bei den technischen Möglichkeiten habe ich berücksichtigt, ebenso Änderungen bei den Vorlieben und Erwartungen der Benutzer. Auch alle Beispiele habe ich mir noch mal angesehen und aktualisiert, wenn sie nicht mehr auf der Höhe der Zeit waren.

An vielen Stellen flossen neue Erkenntnisse aus meiner Arbeit sowie Anregungen von Lesern der ersten Auflage und der Abonnenten dieses Newsletters ein – allen, die sich beteiligt haben, möchte ich an dieser Stelle herzlich danken!

Die fünf Thesen zur Entwicklung des Web

Grundlage für die Überarbeitung des Buchs waren fünf Thesen, die ich zur weiteren Entwicklung des Web in den nächsten Jahren aufgestellt habe:

  1. Websites werden professioneller und umfangreicher

  2. Die Zahl von Internetnutzern wächst noch immer. Vor allem werden auch die Webseiten ständig mehr. Viele Unternehmen, die bisher „nur dabei“ waren, wollen jetzt eine professionelle Präsenz im Web. Viele, die hübsche Sites hatten, die ihnen keine Kunden, sondern nur Kosten brachten, überarbeiten derzeit ihre Sites.

    Andere müssen wegen des Erfolgs ihrer Webauftritte den Umfang ständig erweitern – was neue Probleme der Orientierung für die Nutzer aufwirft. „Back to business“ ist die Devise. Websites sollen heute Geld einbringen. Bunte Bildchen oder kleine Spielchen reichen nicht – diese Erkenntnis hat sich durchgesetzt.

  3. Websites werden zunehmend „im Haus“ umgesetzt

  4. Nachdem das Geld knapp ist, wird mehr im Haus entwickelt und weniger an Agenturen vergeben. Viele Projektleiter haben aber nicht die Erfahrung, eine Site zu strukturieren und brauchen Informationen, wie sie an diese Aufgabe herangehen und die Kollegen einbinden.

  5. Auftraggeber werden selbstbewusster

  6. Auch Auftraggeber, die Agenturen beauftragen, wollen mitreden und lassen sich nicht mehr alles sagen. Sie möchten erkennen, ob ihre Agentur professionell arbeitet. Sie wollen sich nicht mit flotten Sprüchen abspeisen lassen.

  7. Professionalisierung der Freiberufler & der kleinen Agenturen

  8. Nach der Krise der Medienbranche stehen viele Designer und Mediengestalter mit wenig Berufserfahrung auf der Straße. Viele versuchen, sich als freiberufliche Webdesigner durchzuschlagen, die alles inklusive Konzeption anbieten. Da Konzeption aber in der Ausbildung nur gestreift wurde, möchten sie dringend mehr dazu lernen.

    Agenturmitarbeiter, die bisher aus dem Bauch heraus konzipiert haben, möchten ihre Arbeit mit zunehmender Professionalisierung auf eine solide Grundlage stellen – um sich selbst weiter zu entwickeln und auch weil die Kunden die Rentabilität von Websites einfordern.

  9. Professionalisierung der Vereins- und der privaten Sites

  10. Das Web ist ein Ort, an dem sich jeder präsentiert – vom Verein um die Ecke bis zum multinationalen Konzern. Die Nutzer sind von mehr und mehr kommerziellen Sites hohe Qualität gewohnt, und somit wächst der Anspruch auch an nicht-kommerzielle Sites bzw. ihr eigener Anspruch an ihre privaten Sites. Das Web ist für viele ein Hobby. Und je länger man ein Hobby betreibt, desto professioneller wird man dabei.

Neues in der 2. Auflage

Einige Themen sind in der zweiten Auflage des Buchs ganz neu hinzugekommen:

  • Impressumspflicht
    (Wer braucht ein Impressum? Was muss darin stehen? Wo wird es eingebaut?)
  • Haftung für Benutzer-Aussagen
    (Muss ich für die Aussagen meiner Besucher im Gästebuch haften? Was ist mit Forumsbeiträgen?)
  • Haftung für Links auf fremde Sites
    (Bin ich für den Inhalt verlinkter Sites verantwortlich? Was bringt ein Disclaimer?)
  • Zulässigkeit von „Deep Links“
    (Darf ich auf kommerzielle Sites, zum Beispiel auf Zeitungsartikel, direkt verlinken?)
  • Barrierefreie (behindertengerechte) Sites konzipieren
    (Gesetzeslage, Aufwand, Tipps zur Umsetzung)
  • Dokumentation eines Usability-Tests auf der beiliegenden CD-ROM
    (Auswertung und Video zum Ansehen/Präsentieren; also für Auftraggeber interessant und für Auftragnehmer, um vom Nutzen solcher Tests zu überzeugen)
  • Glossar
    (8 Seiten, von „Ablaufdiagramm“ bis „Zielgruppe“. Vor allem für Auftraggeber, die Begriffe nachsehen wollen, die von Agenturen verwendet werden. Auch erfahrene Konzepter finden hier schnell die Definition eines Begriffs – zum Beispiel für ein eigenes Glossar als Anhang für ihr Feinkonzept.)
  • Neue & überarbeitete Vorlagen auf der CD-ROM

Die zweite Auflage der „Website-Konzeption“ erscheint am 10. Februar im Addison-Wesley-Verlag und kann schon jetzt bei Amazon bestellt werden unter:

http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3827321476/websitevonjensja

Wie immer freue ich mich auf Ihre Kommentare, Anregungen und Kritik! Der benutzerfreun.de-Newsletter erscheint nach wie vor monatlich – die Site wird in den nächsten Wochen überarbeitet, damit Sie sich in Zukunft noch besser zurecht finden! Auch hierfür sind Anregungen sehr willkommen!
————————————————————————-
(c) Jens Jacobsen 2004

Bei Weiterleitung oder Zitat bitte Quellenangabe („Quelle:
benutzerfreun.de-Newsletter Februar 2004“).

————————————————————————-

Schreibe einen Kommentar