An guten Ideen mangelt es nicht. Bräuchte es nur Ideen, es wäre das Klima gerettet, unser Zusammenleben konfliktfrei und wir alle würden genau so viel arbeiten wie wir möchten. Es hakt fast immer an der Umsetzung, am richtigen Dreh, an der Akzeptanz.
Und hier setzt eine Methode an, die mehr und mehr in Mode kommt: der Design Sprint. Sie eignet sich, um schwierige Probleme einen entscheidenden Schritt näher zur Lösung zu bringen. Die eben genannten Probleme sind wohl leider auch mit etlichen Design Sprints nicht zu lösen, aber für etwas alltäglichere Probleme ist die Methode bestens geeignet. Etwa wenn Sie eine Firma gründen wollen, eine neue Anwendung konzipieren, oder ein bestehendes Produkt grundlegend verändern. Mit Hilfe eines Design Sprints finden Sie nicht nur die richtige Idee. Sondern Sie entwickeln auch gleich einen Prototypen und testen diesen mit möglichen Kunden oder Nutzern. Und das innerhalb von nur einer Woche.
Design Sprints wurden vor allem für Start-ups entwickelt, die digitale Produkte herstellen. Also Apps, Programme, Web-Services oder elektronische Geräte. Aber geeignet ist die Methode auch, um neue Dienstleistungen oder nicht-digitale Produkte zu entwickeln.
Ein wichtiger Teilschritt des Design Sprints ist, einen Prototypen zu bauen. Das geht mit digitalen Produkten sehr einfach. Aber es gibt auch Beispiele, wie z.B. ein Laden mit Hilfe von Pappe, Holz, Styropor und ganz viel Klebstoff als Prototyp im Rahmen einen Design Sprints aufgebaut wurde. Oder man kann für Beratungen, Verkaufsgespräche und Ähnliches Rollenspiele entwickeln, mit denen man seine Ideen validieren kann.
Wie funktioniert ein Design Sprint?
Der Grundgedanke ist: Sie wollen möglichst viele Ideen entwickeln – und in den Papierkorb werfen. Es geht darum, zunächst möglichst viele Ideen zu generieren und sich dann auf die Lösungsansätze zu fokussieren, die wirklich erfolgversprechend sind.
Und was ist ein erfolgversprechender Ansatz? Einer, der von den Nutzern angenommen wird. Jeden Tag scheitern Unternehmen, weil sie Dinge herausbringen, die Nutzer nicht wollen. Diese Unternehmen gehen den teuersten Weg zu testen, ob ein Produkt funktioniert – sie bauen es. Hier zeigt der Design Sprint seine große Stärke: Damit entwickeln Sie nicht nur Ideen, Sie bekommen auch gleich heraus, ob die etwas taugen.
Es kann dabei vorkommen, dass Sie eine oder mehrere Ideen im Design Sprint als Prototyp entwickelt haben und dann am Ende der Woche merken: Die Idee funktioniert nicht. Sie klang gut, aber die Nutzer oder die möglichen Kunden können damit nichts anfangen. Der Design Sprint war dennoch ein großer Erfolg. Denn er hat vielleicht Ihr Unternehmen gerettet. Oder möglicherweise Ihre Karriere. Stellen Sie sich vor, Sie hätten diese Idee tatsächlich umgesetzt. Sie hätten Wochen, Monate vielleicht Jahre an Entwicklungszeit investiert, um diese Idee in ein Produkt umzusetzen. Um dann erst festzustellen, dass die Kunden mit dem Produkt nichts anfangen können.
Außerdem haben Sie und alle anderen Teilnehmer viel gelernt im Design Sprint. Wahrscheinlich haben Sie schon viele Ideen, was statt dessen funktionieren könnte. Damit haben Sie gleich den Startpunkt für den nächsten Design Sprint.
Zusammengefasst bringt Ihnen ein Design Sprint Folgendes:
- Klarheit über die Aufgabe bzw. das Problem: Was wollen wir überhaupt erreichen? Wo liegen die Schwierigkeiten? Welche dicken Nüsse müssen wir knacken?
- Wie könnten Lösungen aussehen?
- Wie werden diese angenommen von den potenziellen Nutzern?
Wie lange dauert ein Design Sprint?
Ein Design Sprint ist ursprünglich auf 5 Tage angelegt.
Es gibt aber auch den „Design Sprint 2.0“, der dauert nur 4 Tage. Das ist für alle Beteiligten anstrengender, und Sie müssen etwas kleinere Brötchen backen. Als Leiter des Workshops müssen Sie dafür sorgen, dass Sie im Zeitplan bleiben. Sie müssen spannende Diskussionen abbrechen. Sie müssen sich unbeliebt machen bei den Teilnehmern, weil Sie diese immer vorantreiben. Aber gute Ergebnisse erreichen Sie in 4 Tagen auch.
Wer macht mit beim Design Sprint?
Alleine können Sie keinen Design Sprint durchführen. Weniger als 5 Leute sind ungünstig, weil dann keine spannenden Diskussionen entstehen. Und vor allem: Die Diskussionen werden nicht vielfältig genug.
Um möglichst viele verschiedenen Blickwinkel auf das Problem zu bekommen, sollten folgende Rollen besetzt sein:
- Entscheider – also meist Vorstand, CEO oder Geschäftsführerin
- Konzeptionell für das Produkt Verantwortliche – meist die so genannten Product Owner oder ein Produkt-Designer
- Marketing
- Programmierung bzw. technische Expertinnen
- Finanzen bzw. Budget
- Kunden- bzw. Nutzer-Experte – meist eine Person aus dem Support oder aus dem Sales; wenn vorhanden ein Nutzerforscher, also User Researcher
Dabei kann eine Person auch mehrere Rollen spielen. Wichtig ist nur, dass allen Beteiligten klar ist, welche Verantwortlichkeiten sie jeweils übernehmen.
Nicht ganz einfach ist es, Entscheider zu überzeugen, dass sie tatsächlich 4 oder sogar 5 Tage bei einem Workshop mitmachen sollen.
Generell ist der Sprint eine tolle Möglichkeit, die Beteiligten zusammenzubringen. Sie sprechen miteinander, tauschen sich aus – und entdecken nicht selten, dass sie bisher dachten, vom Gleichen zu sprechen, und aber doch deutlich andere Vorstellungen hatten. Das ist nach meiner Erfahrung immer etwas, was die Beteiligten sehr schätzen.
Oft sagen einige am Ende: Super, dass wir auch mal gefragt wurden, bevor alles umgesetzt wird.
Wie läuft ein Design Sprint ab?
Nach der Vorstellung der Spielregeln und der Agenda läuft ein Design Sprint in diesen Phasen ab:
- Map/Understand (Tag 1): Was sind unsere Fragen? Was wollen wir am Ende des Sprints gelöst haben? Wer sind die potenziellen Nutzer/Kunden? Welche Probleme haben sie, die wir lösen können?
- Sketch/Diverge (Tag 1): Jetzt generieren wir Ideen, visualisieren sie und arbeiten sie im Wechsel zwischen Einzel- und Gruppenarbeit weiter aus.
- Decide/Converge (Tag 2): Alle Ideen werden nun ganz kurz und fokussiert diskutiert – nur der jeweilige Autor muss dabei schweigen. Das verhindert Verteidigungsreden und sorgt dafür, dass die Akzeptanz nicht vom Verkaufstalent des Autors abhängt. Dann wird entschieden, was am nächsten Tag umgesetzt wird.
- Storyboard (Tag 2): Gemeinsam entsteht nun ein Ablauf-Diagramm des Prototypen. Das ist die Bauanleitung für den nächsten Tag.
- Prototype (Tag 3): Jetzt wird der Prototyp umgesetzt. Je ähnlicher er einem echten Produkt sieht, desto besser. Noch wichtiger ist aber Vollständigkeit und vor allem Testbarkeit.
- Test (Tag 4): Zum Abschluss kommen 5 echte Nutzer und testen den Prototyp in einem möglichst realistischen Szenario. Das Team sieht so, wie die Menschen mit dem Produkt umgehen – und lernt, was funktioniert und was nicht.
Am Ende des Tests werden die Ergebnisse besprochen – praktisch immer haben Sie dann ein klares Bild, ob die umgesetzte Lösungsidee gut ist oder nicht. Wenn nicht, dann haben Sie viele weitere Ideen generiert, die Basis für den nächsten Design Sprint oder auch andere Kreativmethoden sein können.
Soweit in aller Kürze – ich kann die Methode nur jedem ans Herz legen, weil sie nach meiner Erfahrung super konkret und effizient ist. Mit wenigen anderen Methoden haben Sie nach so kurzer Zeit ein so klares Produktziel vor Augen und haben so viel über die Materie und die Nutzer gelernt. Ein Design Sprint ist daher für das ganze Team sehr befriedigend und macht Spaß – wenn man am Ende auch völlig fertig ist, weil die Tage so eng getaktet und konzentriert sind.
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Design Sprint – neue Möglichkeiten bei LinkedIn Learning