Seiten im Web werden immer unwichtiger

Die Grundeinheit des Web ist die Seite. Eine HTML-Seite ist das, wohin eine URL zeigt. Eine HTML-Seite ist, was wir als Kästchen in unsere Sitemaps zeichnen. Eine Seite ist das, was wir in einem Abschnitt im Feinkonzept beschreiben.

Genau dieses Paradigma gerät ins Wanken. Einerseits haben wir seit einigen Jahren mehr und mehr Elemente, die nachgeladen werden, ohne die HTML-Seite zu wechseln (Stichwort AJAX). Das passiert auf Seiten mit komplexen Anwendungen wie Google Dokuments, auf online-Projektmanagement-Plattformen und in einigen Webshops. All das lässt sich in traditionellen Sitemaps schwer darstellen, weil diese nur mit dem Seiten-Paradigma gut funktionieren.

Beispiel-Sitemap

Die Sitemap – das wichtigste Werkzeug des Informations-Architekten

Nun kommt ein weiterer Punkt hinzu: Die Inhalte der Seiten werden immer stärker in einzelne Elemente zerlegt, die unabhängig voneinander funktionieren.

Und: Mehr und mehr Seiten im Web werden nicht mehr am Stück ausgeliefert, sondern individuell für jeden einzelnen Besucher zusammengestellt.

Denken Sie an eine Nachrichtenseite: Deren Inhalte kommen aus einer Datenbank. Rufen Sie die Startseite jetzt auf, kann sie ganz anders aussehen also noch vor wenigen Sekunden – ganz einfach, weil gerade etwas Wichtiges passiert ist und die Redaktion einen Artikel dazu eingestellt hat.

Startseite heise.de
Nachrichten-Sites wie Heise.de setzen ihre Seiten aus Inhalts-Blöcken zusammen.

Viele Nachrichten-Sites gehen aber darüber noch weit hinaus: Sie berücksichtigen, für welche Themen Sie sich bisher interessiert haben. Vielleicht binden sie auch Informationen ein, die sie über Ihren verknüpften Facebook-Account bekomm. (Etwa welche Artikel Facebook-Freunde von Ihnen positiv bewertet haben.)

Und auch die Werbebanner werden individuell auf Sie zugeschnitten.

Was viele Sites mittlerweile ebenso berücksichtigen ist, mit welchem Gerät Sie arbeiten. Als Smartphone-Nutzer sehen Sie andere Inhalte als als PC-Nutzer.

Sogar Ihr Ort geht bei einigen Sites mit ein. Smartphone-Nutzer, die z.B. in Nähe eines Ladengeschäfts sind, bekommen Anreize, vorbeizukommen.

Darum wird es immer wichtiger, bei der Konzeption nicht nur in Seiten zu denken, sondern in Inhaltsblöcken. Das macht die ganze Arbeit komplexer, bildet aber die Realität besser ab.

Seitenskizzen (Wireframes) werden daher immer wichtiger, weil diese zeigen, wie die unterschiedlichen Inhalts-Elemente auf der Seite zusammenkommen. Präzise Beschreibungen müssen verdeutlichen, wo diese Inhalte herkommen und nach welchen Regeln diese zusammengestellt werden.

Damit einher geht also der Bedeutungsverlust der Sitemap in der Konzeption.
Auf Websites hat die Sitemap als Orientierungsmittel sowieso praktisch ausgedient (wer das nicht glaubt: mehr Gedanken dazu habe ich mir im Usabilityblog gemacht: Der Tod der Sitemap).

1 Gedanke zu „Seiten im Web werden immer unwichtiger“

Schreibe einen Kommentar