Wie die UX-Branche tickt – Newsletter 11/2020

Wer arbeitet überhaupt im Bereich Usability und User Experience? Welche Abschlüsse haben diese Menschen? Was verdienen sie? Und womit verbringen sie ihren Arbeitstag?

Das ist interessant für alle, die selbst in diesem Bereich tätig sind, aber auch für alle, die hier arbeiten wollen. Und für diejenigen, die mit UX-Experten zusammenarbeiten. Die Zusammenarbeit wird immer besser, wenn man weiß, wie das Gegenüber tickt.

Alle diese Fragen nach der Situation der Usability und UX-Professionals beantwortet der Branchenreport UX/Usability 2020. Darin dokumentiert der Berufsverband der deutschen Usability und User Experience Professionals (German UPA e.V.) die Ergebnisse der Befragung von 355 deutschen Expertinnen und Experten.

Wer sind die UX-Profis & was haben sie studiert?

Bei den deutschen UXlern sind Frauen und Männer fast gleich verteilt: 53% sind männlich, 47% weiblich. Im Schnitt sind sie 37 Jahre alt – die jüngsten sind 22, die ältesten 59 Jahre. Dabei sind die Männer älter (39) und haben mehr Berufserfahrung (11 Jahre) als die Frauen (34 Jahre bzw. 6 Jahre).

36% der UXler haben einen Master, 27% ein Diplom, 25% einen Bachelor. Am häufigsten haben sie Psychologie studiert (14%) oder Informatik (12%) bzw. Medieninformatik (12%). Weit über ein Viertel hat ein Fach studiert, das nicht unter den Vorgaben gelistet war – wie Architektur, Biologie oder Textildesign. Das zeigt, wie vielfältig diese Branche ist.

Was arbeitet ein UX-Experte?

Die typischen Branchen für UXler sind:

  • Industrie und Logistik (30%)
  • Automobil (25%)
  • e-Commerce (22%)
  • Finanzdienstleistung (22%)
  • Öffentlicher Dienst/Behörden (17%)
  • Medizin und Pflege (17%)
  • Elektronik (7%)
  • Hochschule und Lehre (7%)
  • Unterhaltung und Spiele (6%)
  • Bauen und Wohnen (5%)
  • Food/Fast moving consumer goods (5%)
  • Touristik (4%)

88% der Befragten sagten, sie befassen sich vorwiegend mit Desktop-Anwendungen, 74% mit mobilen Services. Dabei verschwimmt die Unterscheidung mehr und mehr, weil die meisten Anwendungen heute auf allen üblichen Geräten laufen. Immer noch exotisch sind Smart Mirror, Messe-Screens, Flugzeugsysteme oder Head Mounted Displays – diese wurden jeweils nur von einer einzigen Person genannt.

Als Aufgabenbereiche gaben die Befragten an:

  • Beratung/Stakeholder Management
  • UX-Design
  • Prototypen-Entwicklung

Etwas weniger häufig wurden genannt:

  • Evaluation
  • User Research
  • Requirements Engineering
  • Usability Testing
  • Usability Engineering

Am seltensten wurde „Grafische Gestaltung“ genannt.

Welchen Einfluss hat die Arbeit von UXlern?

Im Schnitt gaben die UX-Experten an, dass etwas mehr als die Hälfte ihrer Empfehlungen umgesetzt werden (57%). Das Minimum lag bei traurigen 1%, das Maximum bei strahlenden 100%. Als größte Herausforderung sahen sie die Qualitätssicherung und den Transfer vom Konzept zur Entwicklung/Umsetzung und vom Konzept zum Kunden.

Ist man als UXler zufrieden?

Auf einer Skala von 1 bis 5 gaben die UXler im Schnitt 4,2 Punkte für den Spaß an der Arbeit und für die Abwechslung. Stress und Zeitdruck im Job sowie Gehalt beurteilten die Befragten im Schnitt jeweils mit 3,6 Punkten.

Wo arbeiten UX-Experten?

86% der Befragten sind angestellt, 12% ordneten sich als Selbstständige ein. 22% von diesen arbeiten allein, 42% haben einen Angestellten, 11% haben zwei. Das heißt, UX-Büros sind noch immer überwiegend eher klein.

Die Angestellten sind im Schnitt seit 5 Jahren bei ihrem Arbeitgeber, 22% haben Personalverantwortung für durchschnittlich 8 Mitarbeiter – das Maximum lag bei beeindruckenden 40 Mitarbeitern. Die Größe der Unternehmen lag zwischen 2 und 670.000 Beschäftigten.

Was sind die Jobtitel der UX-Experten?

Die meisten UXler nennen sich UX Designer, gefolgt von UX Consultant und Usability Engineer.

Tabelle Berufsbezeichnungen UX-Branche
Die häufigsten Berufsbezeichnungen in der UX-Branche im Lauf der Jahre

Was verdient man als User Experience Experte?

Das durchschnittliche Bruttojahresgehalt liegt bei 62.800 Euro (Minimum 30.000, Maximum 115.000, Median 60.000). Das liegt deutlich über dem Wert vom Vorjahr.

Je größer das Unternehmen, desto höher im Allgemeinen das Gehalt. Auch wer den Schwerpunkt Beratung oder Stakeholder Management hat, verdient mehr als diejenigen, die grafische Gestaltung oder UI-Programmierung machen.

Der mittlere Stundensatz bei den Selbstständigen liegt bei 92 Euro (Minimum 29, Maximum 170 Euro).

Was meinen Sie? Decken sich Ihre Erwartungen/Erfahrungen damit? Ich freue mich über alle Kommentare im Blog!

Den Report im Ganzen gibt es hier als PDF zum kostenlosen Download: Branchenreport German UPA

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