Im letzten Newsletter ging es mit dem Praxisbuch Usability und UX um ein richtig umfangreiches Werk. Heute möchte ich Ihnen ein sehr knappes ans Herz legen – wenn Sie sich eine halbe Stunde Zeit nehmen, haben Sie es komplett durchgelesen.
Die Rede ist von der 34-Seiten Broschüre des Berufsverbands für User Experience und Usability Professionals, der German UPA:
Leitfaden UX-Writing – Kostenlose, sehr empfehlenswerte Broschüre
Dieser Leitfaden ist vom Arbeitskreis UX-Writing der German UPA herausgegeben. Er definiert das Thema so:
UX-Writing ist das Produzieren, Evaluieren und Optimieren sämtlicher Texte, die Nutzer:innen durch interaktive Systeme leiten und sie dabei unterstützen, ihre Ziele zu erreichen.
Das Thema ist also vor allem für Sie wichtig, wenn Sie Buttons beschriften und Labels schreiben. Aber auch längere Texte wie Hilfetexte, Tutorials und FAQs fallen in den Bereich.
An dem Dokument waren viele Menschen des Arbeitskreises UX-Writing beteiligt, die viel, viel Zeit investiert haben, gemeinsam den Leitfaden zu erarbeiten. Daher sollte niemand herausgehoben werden, aber dennoch finde ich, gibt es dem Dokument mehr Gewicht, wenn man erwähnt, dass Ralf Molich auch mitgearbeitet hat. Molich hat zusammen mit Jakob Nielsen bereits 1990 die 10 Usability-Heuristiken entwickelt, die die meisten nur als „Nielsen‘s Heuristiken“ kennen. Nielsen hat sie weiterentwickelt und populär gemacht.
Die 8 Heuristiken des jetzt vom Arbeitskreis gemeinsam erarbeiteten Dokuments sollen alle unterstützen, die in irgendeiner Form UX-Writing betreiben – sei es Vollzeit, oder auch weil sie bei Design, Konzeption oder Umsetzung dafür verantwortlich sind, solche Texte zu schreiben.
Die 8 Heuristiken fürs UX-Writing sind:
- Nützlich
- Verständlich
- Prägnant
- Strukturiert
- Empathisch
- Markenkonform
- Einheitlich
- Fehlerfrei
Zu jeder einzelnen Heuristik gibt es in der Broschüre eine knappe Beschreibung und Prüffragen, anhand der ich beurteilen kann, ob meine eigenen Texte gut sind. Zusatztipps vermitteln weitere wichtige Hintergrundinfos. Und, vielleicht am wichtigsten: Einige positive und einige negative Beispiele machen klar, wie die jeweilige Heuristik angewandt werden sollte.
Also etwa:
Negativbeispiel:
„Einen Moment Geduld.“
Unklar, was passiert und wie lange es dauert.Positivbeispiel:
„Dein Entwurf wird gespeichert. Dies kann einige Minuten dauern. Schließe oder aktualisiere die Seite in dieser Zeit nicht.“
Klar, was passiert, wie lange es dauert und was die Nutzer:innen tun bzw. nicht tun sollen.
Als grafische Ergänzung könnte ein Fortschrittsbalken hinzugefügt werden.
Die Broschüre gibt es zum kostenlosen Download bei der GC UPA:
UX-Writing Broschüre UPA, PDF, 559 KB
Ansonsten eigenen sich auch diese zwei Beiträge auf benutzerfreun.de für den Einstieg ins Thema:
UX Writer – braucht man die? – Newsletter 8/2022
Microcopy – überzeugende Kurztexte – Newsletter 9/2022
Als Ergänzung hat der AK UX-Writing den Leitfaden Fehlermeldungen, PDF, 527 KB, veröffentlicht für alle, die diese Art von ganz wichtiger Microcopy schreiben.
Damit war’s das für diese Ausgabe des Newsletters – passend zum Thema kurz und knapp. In der nächsten Ausgabe geht es dann nochmal um Text – dann um etwas längeren, der überzeugen soll.
Danke, großartiger Beitrag!
Aus meiner Erfahrung mit (vor allem älteren) Usern kann ich den Punkt „Einheitlichkeit“ nur noch unterstreichen. Wenn auf der Website ein Feld „Benutzername“ ausgefüllt werden soll und der Benutzer hat in einem Brief eine „User-ID“ erhalten, dann denkt er erst mal das kann ja nicht dasselbe sein, sonst würde es ja auch gleich benannt werden.
Schöne Grüße aus Wien,
Robert
Danke für das Lob, das freut mich! Diese Probleme sehe ich in Usability-Test übrigens nicht nur bei Älteren…