Bei welchen Sozialen Netzen lohnt sich das Engagement? Vor zweieinhalb Jahren habe ich Ihnen und mir diese Frage schon einmal gestellt. Seitdem hat sich viel geändert:
Pinterest ist neu aufgetaucht, die VZ-Netzwerke und Myspace sind praktisch bedeutungslos geworden, nur Facebooks Aufstieg scheint ungebrochen.
Meine Empfehlung für Ihr Engagement in Sozialen Netzen
An der grundsätzlichen Empfehlung aus meinem Beitrag vom Juni 2010 (Welche Sozialen Netze soll ich nutzen?) hat sich nichts geändert: Wenn Sie begrenzte Mittel haben, bedienen Sie lieber nur ein, zwei Kanäle gut und beobachten Sie die anderen lediglich. Für Unternehmen bieten sich vor allem an (in dieser Reihenfolge):
- Youtube
- Flickr
So eine gewichtete Liste ist immer auch Geschmacksache. Ich schätze an Twitter, dass man diesen Kanal gut nebenher bedienen kann. Das gilt für Facebook ein Stück weit auch, aber finde, da muss man sich noch etwas mehr Arbeit machen. Twitters Begrenzung auf 140 Zeichen erlaubt es einfach nicht, tiefgreifend zu argumentieren. Die Herausforderung ist, einen Gedanken knapp und griffig zu formulieren. Oder eine brandaktuelle wichtige Nachricht zu veröffentlichen. Diese zwei Sachen bringen Ihnen die meisten Retweets und damit Reichweite.
Facebook bietet sich für Diskussionen eher an, eben weil man hier etwas mehr schreiben kann. Generell gilt für Google Plus das Gleiche. Aber meine Versuche, auf Google Plus Diskussionen in Gang zu bringen, verliefen oft im Sande – die Menschen, die mir hier folgen, sind einfach nicht so diskussionsfreudig – zumindest nicht auf dieser Plattform. An der Zahl der Gefolgschaft liegt es eher nicht – ich bin in mehr Google+-Kreisen, als ich derzeit Follower auf Facebook habe. Wichtig ist in dem Zusammenhang auch nochmal: Das ist bei mir so, bei Ihnen kann das ganz anders sein. Um das für Ihren Fall abzuschätzen, bieten sich zwei Möglichkeiten:
- Ausprobieren
- Auskundschaften
Mehr Arbeit ist es, das selbst auszuprobieren. Das heißt aber, Sie müssen ersteinmal mehrere Social-Media-Auftritte für sich aufbauen.
Auskundschaften dagegen heißt, Sie sehen sich zunächst nur einmal an, was Ihre Konkurrenz so macht. Besuchen Sie deren Facebook– und Google-Plus-Seiten und sehen Sie sich an, wie viele Follower diese jeweils haben. Dann beobachten Sie, wie rege die Diskussion dort jeweils ist.
Damit haben Sie dann eine gute Basis, sich selbst für die Plattform zu entscheiden, die für Ihre spezielle Zielgruppe am besten funktioniert.
Nicht vergessen: Die Bildspezialisten wie Instagram und Pinterest
Neben dem älteren Flickr haben sich Instagram und Pinterest als Soziale Netzwerke rund um Fotografien etabliert. Instagram ist vor allem dafür gedacht, eigene Bilder zu teilen, die man mit der dazu gehörigen App aufnimmt. Zwar kann man auch andere Fotos hochladen, aber das geht am Grundgedanken von Instagram vorbei.
Bei Pinterest kann man eigene oder jedes andere beliebige Bild im Web „pinnen“, also an eine virtuelle Pinwand heften.
Beide Dienste bieten sich an, wenn Sie sich mit Dingen befassen, die sich gut fotografieren lassen. Nachdem sie aber recht speziell sind, sehen Sie sich hier sehr genau an, wie andere diese Dienste nutzen, bevor Sie selbst loslegen. Damit ersparen Sie sich viel negatives Feedback.
Mehr als Bilder: Slideshare
Halten Sie öfter Vorträge, dann stellen Sie Ihre Folien bei Slideshare ein. Damit bekommen Sie mit Ihren schon vorhandenen Inhalten automatisch mehr Reichweite. Allerdings wird diese Plattform vor allem im geschäftlichen Umfeld (B2B) genutzt, Endkunden erreichen Sie hier kaum.
Aber auch, wenn Sie keine Vorträge halten – auf Slideshare können Sie natürlich auch Präsentationen einstellen, die Sie eigens dafür gemacht haben. Allerdings lohnt sich dieser Aufwand nur in Einzelfällen.
Business-Netzwerke Xing und LinkedIn
Ebenfalls für B2B-Kontakte sind die Netzwerke Xing und LinkedIn gedacht. Hier tauschen Sie sich mit Kollegen zu fachlichen Themen aus oder rekrutieren neue Mitarbeiter. Bei LinkedIn können Sie auch Ihre Produkte bzw. Dienstleistungen präsentieren. Außerdem können Sie mit Statistik-Funktionen (bei Xing kostenpflichtig) sehen, wie oft und von wem Ihre Unternehmens-Seiten besucht werden.
Wie bei Facebook gibt es bei LinkedIn Apps, mit denen Sie Ihre Seiten erweitern können. So können Sie mit einer App etwa den Inhalt Ihres Unternehmensblogs auf LinkedIn anzeigen lassen. Ansonsten können Sie in den Gruppen bzw. auch bei „LinkedIn Answers“ engagieren. Fallen Sie hier durch hilfreiche Beiträge auf, ist das natürlich immer gutes Marketing für Sie.
Wie geht es weiter? Soziale Netzwerke kommen und gehen.
Das Spannende an Sozialen Netzen ist, dass sich hier so viel tut. Das gilt nicht nur für die Inhalte, sondern auch für die Betreiber. Wer hätte vor zwei Jahren gedacht, dass die VZ-Netzwerke praktisch ganz verschwinden und dass Myspace sich zu einem Musikdienst verwandeln würde?
Es ist natürlich ärgerlich, wenn man viel Mühe in ein Engagement in einem Sozialen Netzwerk gesteckt hat und dieses dichtmacht. Diese Möglichkeit sollten Sie aber immer im Hinterkopf haben. Deshalb, erste Regel:
Machen Sie sich niemals vollkommen abhängig von einem Anbieter.
Es gibt zum Beispiel Unternehmen, die verzichten auf ein eigenes Blog und veröffentlichen alles auf Facebook. Das ist hoch riskant, denn damit sind sie dieser Firma ausgeliefert. Verlangt sie auf einmal Gebühren, dann bleibt ihnen nichts übrig, als diese zu zahlen. Laufen der Plattform die Nutzer davon, ist das Problem noch größer. Oder geht die Firma pleite, ist die Katastrophe da.
Das ist nicht nur Theorie, leider gibt es ein paar Beispiele, dass es große Probleme mit Facebook geben kann.
Deshalb sollten Sie immer Ihre eigene Website als zentralen Anlaufpunkt vorsehen. Von dort aus können Sie auf Facebook weiterleiten. Kontakte, die direkt über Facebook kommen, pflegen Sie natürlich weiter über Facebook.
Twitter sucht schon seit Längerem nach Möglichkeiten, Geld zu verdienen – die „gesponsorten“ Tweets bringen offenbar nicht genug ein. Außerdem ist Twitter nicht mehr neu, und so wenden sich einige Technophile ab – der Konkurrent App.net scheint derzeit immer beliebter zu werden. Dieser ist werbefrei und kostet dafür 5$ im Monat. Ob sich je genug Nutzer hier einfinden werden, wird sich zeigen.
Was das aber schon jetzt zeigt: Das Feld der Sozialen Netze ist ständig in Bewegung – planen Sie also dementsprechend.
Links
Einige Statistiken zur Nutzung sozialer Netzwerke von Nielsen für die USA: Social Media Report 2012
Sehr detaillierte Statistiken, aufgeschlüsselt u.A. nach Alter, finden Sie bei dieser groß angelegten amerikanischen Studie: Pew Internet: Social Networking
Wenn Sie wissen wollen, was Sie in den Sozialen Netzwerken überhaupt tun sollen – hier viele Tipps für den Einstieg: Wie Sie Soziale Medien richtig nutzen
Speziell zum Thema Fotos bietet sich dieser Post an: Marketing mit Fotos in Sozialen Netzen
Was im vorigen Artikel noch fehlt, weil es diesen Dienst damals noch gar nicht gab, ist Pinterest. Infos dazu finden Sie hier: Pinterest – mehr Besucher dank Bilderflut? Außerdem zu beachten: Seit Kurzem können Sie auch auf Pinterest Unternehmens-Seiten anlegen: Geschäfts-Accounts bei Pinterest einrichten
Und hier schließlich noch ein paar Tipps speziell für Facebook: Effizientes Marketing auf Facebook
Was sind Ihre Prognosen für die Entwicklung der Sozialen Netzwerke? Über einen Kommentar im Blog würde ich mich freuen!
2 Gedanken zu „Newsletter 12/2012 – Welche Sozialen Netzwerke muss ich bedienen?“