Newsletter 09/2012 – Pinterest – mehr Besucher dank Bilderflut?

Was ist Pinterest?

Der Hype um Pinterest hält an (siehe auch Pinterest oder wie das Web immer bunter wird). Daher habe ich mir nocheinmal gründlich angesehen, wie man den Bilder-Teil-Dienst bzw. das Soziale Netzwerk fürs Business nutzen kann.

Grundidee von Pinterest ist, dass man Bilder von anderen Websites auf seine Pinnwand bei Pinterest pinnt. Man kann zu verschiedenen Themen Pinnwände haben, etwa für Mode, Kochrezepte oder Smartphones. Andere Nutzer können diesen “folgen”, sie sehen also alle neuen Bilder von diesen Boards auf ihrer Startseite. Auch kann man den Nutzern selbst folgen, also allen Boards dieser Person bzw. dieses Unternehmens.

Seit wenigen Tagen erst braucht man übrigens bei Pinterest keine Einladung mehr, um Mitglied werden zu können.

Screenshot Startseite Pinterest
Ein typischer Tag auf Pinterest.

Wer nutzt Pinterest als User?

Nutzerzahlen sind nicht zu bekommen, aber etwa 12 Millionen Besucher pro Monat hatte pinterest.com Anfang 2012. Und etliche auf Pinterest aktive Unternehmen berichten, dass sie darüber mehr Traffic auf ihre Website bekommen als über Facebook.

Marketer lieben Pinterest außerdem aus folgenden Gründen:

  • Es ist neu.
  • Es ist stark Bilder-lastig
  • Es ist einfach mit Inhalt zu bestücken.
  • Die Nutzergruppe ist ungewöhnlich.

Der Anteil an Frauen ist auf Pinterest extrem groß. In den USA sind angeblich 83 Prozent der Nutzer weiblich, und außerdem sind sie im Schnitt um die 40 Jahre alt – eine Zielgruppe, die man sonst im Web nur schwer gezielt ansprechen kann.

Was soll das?

Die Frage, was der Dienst einem als Nutzer genau bringen soll, haben sich viele am Anfang bei Twitter auch gestellt. Und wie er genutzt wird, das kann sich bei Pinterest genauso im Lauf der Zeit ändern wie bei Twitter. Anfangs fand man auf Twitter fast nur Nachrichten zur persönlichen Befindlichkeit, zu verspäteten Zügen und Staus, zu konsumierten Mahlzeiten oder zu Begegnungen. Inzwischen ist Twitter für viele dagegen eine unverzichtbare Informationszentrale für geschäftliche wie private Dinge.

Screenshot Pinterest
Board zum Thema Halloween – orange und Kürbisse, mehr Themenvorgaben gibt es nicht.

Da Pinterest Bilder in den Mittelpunkt stellt, sind viele Boards (also Pinnwände) mehr assoziativ. Minted etwa (zu dieser Firma gleich mehr) hat auf seinem Board trick or treat alles gesammelt, was entfernt zu Halloween passt. Man findet also Kürbisse, aber auch irgendwelche Dinge, die orange oder schwarz sind. Das sieht gut aus und verfolgt weiter keinen Zweck.

Viele der Nutzer(innen) pinnen Fotos von Frisuren, Handtaschen oder Kleidung. Das können Sachen sein, die sie gern kaufen würden, oder auch einfach Dinge, die ihnen gefallen. Wer ein bisschen auf Pinterest stöbert, merkt: es funktioniert hauptsächlich dadurch, dass es Spaß macht, schöne Dinge anzusehen.

Wer nutzt Pinterest als Unternehmen?

Wenn Sie sich fragen, was man als Unternehmen auf Pinterest pinnen kann, hilft der Blick auf einige amerikanische Unternehmen, die hier recht erfolgreich sind:

Minted verkaufen Postkarten und Kunstdrucke. Da liegt das Engagement auf einem Bilder-Tausch-Dienst nahe. Auf ihren derzeit 37 Boards sammeln die Leute von Minted Bilder zu Themen wie Hochzeit, Babys, Dinner oder Streifen. Einige der Bilder zeigen Produkte von Mint, inklusive Link zu ihrer Site, auf der man diese dann kaufen kann. Aber die meisten der Bilder sind von anderen Sites (aber natürlich nicht von der direkten Konkurrenz).

Chobani stellten griechisches Joghurt her. Was haben die für Bilder zu zeigen, fragt man sich? Also außer Griechenland und Joghurt? Eine ganze Menge. Natürlich sieht man gelegentlich eines ihrer Produkte. Aber vor allem sieht man Fotos von wunderschönen Gerichten, in denen Joghurt steckt. Und jede Menge Bilder von Themen, die irgendwie mit (gesunder) Ernährung zu tun haben. Also etwa Infografiken, wie man seinen Tagesbedarf an Vitaminen deckt oder wann welche Früchte Saison haben.

Screenshot Pinterest General Electric
Das Board ‚Eco Efficient‘ von General Electric

Der Elektrokonzern General Electric hat eine rührige Social Media-Abteilung, und so ist er auch auf Pinterest sehr aktiv. Nett: Badass Machines, also in etwa “saustarke Maschinen” bringt Bilder von beeindruckenden Triebwerken, Generatoren und Motoren. Es gibt aber auch Boards mit Bildern von schönen Küchen (Fabulous Kitchens) oder von Menschen, die sich für den Kampf gegen Krebs engagieren (GE stellt auch Medizintechnik her).

Das Technik-Blog Mashable pinnt Bilder von seinen Blogposts. Und es gibt Boards wie Nerdy Desserts oder Fashion Meets Digital.

Muss ich da mitmachen?

In Deutschland ist Pinntest noch nicht besonders weit verbreitet und Nutzungszahlen sind, wie erwähnt, leider nicht zu bekommen. Den Namen des eigenen Unternehmens auf Pinterest zu sichern schadet aber nichts, und vor allem sollte man die Plattform im Auge behalten.

Wenn die Nutzergruppe, die man ansprechen möchte, mit der von Pinterest übereinstimmt, dann lohnt sich das Engagement schon jetzt.

Vorsicht ist aber geboten bei den Bildrechten: In den AGB lässt sich Pinterest das Recht zusichern, die gepinnten Bilder auch für eigene, nicht näher bestimmte Zwecke zu nutzen. Das ist natürlich ganz schön dreist und schmeckt nicht jedem. Und die Rechte an fremden Bildern hat man gar nicht – juristisch alles etwas problematisch. Bevor man als großes Unternehmen Pinterest ernsthaft nutzt, kommt man wohl um ein Gespräch mit einem Anwalt nicht herum.

Das Positive ist, dass das Posten auf Pinterest so einfach ist. Text braucht es immer nur ganz wenig, daher lässt sich die Plattform schneller bestücken als Youtube, Facebook oder Twitter. Vorausgesetzt, man hat die Bilder – siehe dazu den nächsten Punkt.

Was soll ich auf Pinterest veröffentlichen?

Screenshot Ready to Pinspire von General Electric
General Electric gibt in diesem Board Anweisungen, wie man beim Wettbewerb mitmacht.

Es gibt eine Menge Dinge, die sie fotografieren und auf Pinterest veröffentlichen können:

  • Produkte
  • Produktion (Herstellung Ihrer Produkte)
  • Nutzer/Kunden (beim Benutzen Ihrer Produkte)
  • E-Books (Cover)
  • Diagramme
  • Slides (Präsentationen)
  • Mitarbeiter
  • Von Nutzern eingereichte Fotos
  • Video (Konferenzaufzeichnungen, Image-Videos, Produkt-Videos)

Ebenfalls bewährt haben sich Wettbewerbe auf Pinterest. Sie fordern Ihre Follower also auf, eigene Boards zu einem vorgegebenen Thema zu erstellen oder Sie lassen Sie direkt auf ein Gäste-Board pinnen. Die besten Bilder werden dann prämiert.

Wie binde ich Pinterest-Links ein?

Pin it Button
Pin-it-Button auf Minted.com

Um Ihre eigenen Inhalte auf Pinterest pinnbar zu machen, können Sie ein Icon erstellen wie für Twitter, Facebook oder Google+. Dieses ruft dann die Pinterest-Site auf mit einem Link zu Ihrer Seite. Ein Backlink wird automatisch gesetzt.

Dieser bringt andere Nutzer von Pinterest auf Ihre Site. Für die Suchmaschinenoptimierung (SEO) bringt er aber nichts, weil es sogenannte “no-follow”-Links sind, die Suchmaschinen nicht auswerten.

Welche Pinterest-Alternativen gibt es?

Wo Erfolg ist, da lassen Kopien nicht lange auf sich warten. Derzeit sind mir folgende Konkurrenten/Nachahmer aufgefallen. Schön ist, dass es diese alle im Gegensatz zu Pinterest auch mit deutscher Benutzeroberfläche gibt – für eine breite Zielgruppen-Ansprache im deutschsprachigen Raum essenziell.

The Fancy
The Fancy soll angeblich von Apple gekauft werden. Und die Betreiber haben sich immerhin ein eigenes Design geleistet und nicht 1:1 von Pinterest abgekupfert.

Pinspire
Pinspire wirkt wie Pinterest mit türkis Kopfzeile.

LikedBy
LikedBy haben auch gleich noch den Daumen nach oben von Facebook geklaut. Die Anmeldung läuft konsequenterweise auch über Facebook.

Links

Real Simple: Pinterest Drives More Traffic For Us Than Facebook
Artikel, der den Erfolg einiger Marken wie “Land’s End” auf Pinterest beschreibt

Online-Netzwerk Pinterest: Was steckt hinter dem Hype der Web-Pinnwand?
Ein paar Gedanken auf digitallife.

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