Hier ein weiteres Interview mit einem der Experten, die mir für die neue 8. Auflage der Website-Konzeption Rede und Antwort gestanden haben. Heute: Mario Dobelmann, Delliwood GmbH, Leitung E-Commerce
Frage Jens Jacobsen: Was war die erste Website, bei der du an der Konzeption beteiligt warst?
Antwort Mario Dobermann: Das war ja schon in meiner Jugend… (lacht) Wir haben damals natürlich gezockt, und da haben wir Websites für unsere Teams gemacht. Das war ganz einfach, nur mit HTML und Bildern, die ich gebastelt habe. Lustigerweise sind ganz viele im Agenturbereich über diese Schiene da hingekommen.
Wie wird man als Agentur erfolgreich?
Das Schwierigste ist am Anfang, Referenzen aufzubauen. Wenn man einen guten Kunden hat, muss man erstmal mit super günstigen Angeboten reingehen. Da verdient man nichts, aber hat dann die Referenz.
Entscheidend war bei uns eigentlich immer das Design. Wir haben uns immer an den USA orientiert, was an Trends von da kam, responsive oder Flat Design haben wir schon ganz früh umgesetzt. Und gut ist auch, sich auf eine Branche zu konzentrieren. Da spricht sich das dann auch schnell rum und die Kunden kommen, weil sie andere Shops gesehen haben.
Was ist ein Fehler, den viele Agenturen machen?
Sachen anzubieten, bei denen man sich nicht sicher ist, dass man sie leisten kann. Das machen viele kleine Agenturen, weil sie das große Geld riechen und denken, das kriegen sie dann schon hin. Da zahlt man immer drauf, und wenn man Pech hat, hat man am Ende noch einen Rechtsstreit.
Wie findet man als Auftraggeber eine gute E-Commerce-Agentur?
Das Wichtigste ist, sich selbst erstmal mit dem Thema zu beschäftigen. Wenn man mit null Wissen bei einer Agentur anruft, kann man mit der auch nicht sinnvoll sprechen. Man sollte wissen, was möchte ich eigentlich machen? Habe ich schon ein Warenwirtschaftssystem, mit dem der Shop funktionieren soll? Gibt es vielleicht ein System, mit dem ich arbeiten will? Die Arbeit sollte sich der Kunde schon machen, sich selbst ein paar Systeme anzusehen.
Als Agentur schaut man ja auch immer hinter den Vorhang. Und da sehen wir, was sind die Schwachstellen, wo sind die Probleme. Wir werden sehr eng eingebunden in die Entscheidungen, wir reden mit dem Geschäftsführer oder einem hohen Manager. Daher muss Vertrauen da sein.
Bei der Agenturauswahl helfen immer öfter auch E-Commerce-Berater. Denn der Kunde kann schwer beurteilen, ob die Agenturen einfach nur alles versprechen. Diese Berater sind auch für die Agentur sinnvoll, weil sie vermitteln können zwischen Kunde und Agentur. Gerade bei Änderungen kann das viel Ärger vermeiden.
Und als Kunde würde ich immer Referenzen anrufen und fragen, wie die anderen Kunden klargekommen sind mit der Agentur.
Was ist ein Fehler, die viele Shop-Betreiber machen, wenn sie starten?
Manchmal merkt man nach einem halben Jahr: Das geht ja gar nicht auf. Einige nehmen viel Geld in die Hand, um einen Shop umzusetzen, ohne dass sie sich viel Gedanken über das wirtschaftliche Konzept gemacht haben. Was ganz oft unterschätzt wird, ist der Aufwand, der hinter einem Shop steht, auch im Betrieb.
Und was auch oft nicht bedacht wird, ist das Budget, um Marketing zu machen. Es ist schön, wenn man den schönsten Shop hat. Aber wenn der mitten im Wald steht, und nicht mal ein Weg hinführt, kein Schild, kein Licht, nichts da ist, dann wird keiner kommen.
Es ist manchmal besser, erstmal klein zu starten und zum Beispiel eine Lösung mit WooCommerce umzusetzen. Das ist ein WordPress Plug-In, und dann hat mal auch gleich seine Website. Die muss man ja auch oft noch erstmalig anlegen. Wenn man dann mit Shopware oder Magento startet, muss man dann zusätzlich eine WordPress-Site bauen.
Und auch bei den Funktionen des Shops kann man am Anfang Abstriche machen, wenn das Budget knapp ist. Ist das Angebot der Agentur vernünftig aufgesplittet, kann man sich leichter entscheiden, was man eventuell noch mit umsetzen möchte in der ersten Phase und was nicht.
Was ist dein Wunsch für die Zukunft von Shops im nächsten Jahr?
Was immer mehr kommt, ist, das Ladengeschäft mehr mit dem Web-Shop zu verknüpfen. In China wird das zum Beispiel schon so umgesetzt: Man steht am Bahnhof vor einem Plakat und kann mit dem Smartphone vor dem Plakat shoppen. dann kommt man an im Geschäft und kriegt die Tüte in die Hand gedrückt.
Man hat ja eigentlich gesagt, Online-Shops sind ganz schlecht für die Ladengeschäfte, aber ich glaube, wenn man es richtig macht, profitiert beides. Wir haben auch zwei, drei Shops gemacht, bei denen dadurch auch das Ladengeschäft wieder richtig gelaufen ist.
Wichtig ist generell das Persönliche beim Shop. Wenn man also zum Beispiel auch sieht, wer dahintersteht. Und wenn man persönlich erreichbar ist, per Telefon, und am besten auch nicht nur so über eine Hotline. Dann geht man auch gern persönlich vorbei bei so einem Laden.
Und für 2025, wie siehst du da die Zukunft der Shops?
Ich versuche immer, im Hier und Jetzt zu bleiben. Mit der technischen Entwicklung, wie wir sie in einem Jahr sehen, haben wir immer schon genug zu tun. (lacht)