Collaborative UX Design

An UX-Büchern gibt es keinen Mangel. Dieses hier von Toni Steimle und Dieter Wallach ist aber etwas Besonderes. Denn es ist keine Sammlung von Methoden, Erkenntnissen oder Hintergründen. Es ist vielmehr eine durchgehende Geschichte. Diese beschreibt das Vorgehensmodell zum Erstellen von komplexen Anwendungen, welches die beiden Autoren entwickelt haben.

Dabei ist dieses Vorgehensmodell (zum Glück) nichts völlig Neues. Es ist vielmehr die Art und Weise, in welcher die Autoren Projekte abwickeln. Dabei nutzen sie bekannte Workshop-Formate, Artefakte/Deliverables/Dokumente, bewährte Methoden und Standard-Techniken.

Der volle Titel des deutschsprachigen Buches ist: Collaborative UX Design. Lean UX und Design Thinking: Teambasierte Entwicklung menschzentrierter Produkte. Es ist erschienen bei dpunkt und kostet 29,90 Euro.

Warum das Buch so wertvoll ist, ist die nachvollziehbare Struktur des Vorgehens. Die Methoden sind aufeinander abgestimmt, greifen ineinander und sind nach meiner Einschätzung gut geeignet, um wirklich ein Projekt genau so umzusetzen. Damit bekommen Praktiker einen Leitfaden in die Hand, wie man konkret im eigenen Projekt vorgehen kann.

Foto aus Buch Collaborative UX Design: die 7 vorgestellten Workshops
Das Buch ist durchgehend vierfarbig, wobei es hauptsächlich solche einfachen Abbildungen sind, welche das Vorgehen illustrieren.

Was das Buch dabei nicht bietet, ist eine genaue Beschreibung der jeweiligen Methoden. Dazu gibt es Literaturhinweise, doch die überfordern die meisten Leser vermutlich. Denn empfohlen werden in vielen Fällen umfangreiche Bücher, die man dann also auch noch lesen müsste. Die Auswahl ist hervorragend, das sind alles gute Bücher. Aber wer die Methoden noch nicht kennt, wird kaum weitere sieben Bücher lesen wollen, die deutlich dicker sind als das vorliegende leicht lesbare Büchlein.

Wer aber schon einigermaßen sicher in den Methoden ist und wissen will, wie er die auswählt in seinem Projekt, der findet in dem Buch Collaborative UX Design eine hervorragende Hilfe.

Bei manchen Methoden bin ich nicht ganz einverstanden – zu Personas haben die Autoren eine etwas seltsame Beziehung. 8 Personas sind definitiv zu viele, auch wenn es um so genannte „Proto-Personas“ geht. Und die Personas bleiben blass, haben praktisch keine individuellen, persönlichen Merkmale. Hier ist dem Leser unbedingt zu raten, weitere Literatur zur Hand zu nehmen.

Letzter Kritikpunkt: Das Vorgehensmodell wird anhand einer durchgehenden fiktiven Geschichte vorgestellt. Das ist eine der Stärken des Buchs. Leider ist die Geschichte aber allzu naiv erzählt – da wird angemerkt, erleichtert dreingeblickt, gezwinkert und mit einem Lächeln zustimmend genickt. Da verzieht der geneigte Leser gelegentlich fremdschämend das Gesicht.

Aber dennoch: Das Buch lohnt sich für alle, die Orientierungshilfe suchen bei der Auswahl der vielen möglichen Methoden im nutzerzentrierten Entwicklungsprozess komplexer Anwendungen.

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