Gut verlinkt ist halb geklickt – Newsletter 7/2018

Im letzten Newsletter ging es darum, wie wichtig Texte für Ihre Website sind, damit diese überhaupt das erreichen kann, weshalb Sie diese betreiben. (siehe Bessere Sites durch weniger Text)

Jetzt nehme ich mir noch speziell die Texte vor, welche die wichtigsten sind auf jeder Site: die Linktexte. Buttons sind technisch gesehen auch nichts anderes als Links, sie sind nur etwas auffälliger formatiert. Für Buttons gelten generell die gleichen Regeln.

Links (und Buttons) sind deshalb entscheidend, weil sie Ihre Besucher letztlich zu dem führen, was Sie wollen – zum Kauf, zum Abonnieren Ihres Newsletters. zur Kontaktaufnahme.

Dementsprechend viel Aufmerksamkeit haben sie verdient.

Die bösen Links

Böse Links sind solche, die Nutzern nicht verraten, wo sie hinführen. Oder, schlimmer noch, die sie in die Irre führen.

Beispiel schlechter Link - Klicken Sie hier - DHL
Bei der Onlinefrankierung von DHL sind alle Links auf „hier“ – das „klicken Sie“ macht es nicht besser. Man muss den ganzen Kontext lesen, um zu verstehen, was verlinkt ist.

Vorteile von guten Links

Warum spielen Links so eine große Rolle und warum sollten Sie sich die Mühe machen, jeden einzelnen Ihrer Links auf Ihrer Site sorgfältig zur formulieren und zu formatieren? Ein paar wichtige Gründe, die für ordentliche Links sprechen:

Schneller zu erfassen

Statt

Hier klicken, um das PDF zu öffnen

schreiben Sie einfach

PDF öffnen

Das ist kürzer, und wenn der Link ordentlich formatiert (also z.B. unterstrichen) ist, dann ist das genauso verständlich.

Besser für die Suchmaschinenoptimierung

Google & Co nutzen die Linktexte, um den Inhalt der jeweils verlinkten Seite besser zu verstehen. Jeder Link, den Sie also zu einer Seite auf Ihrer eigenen Website setzen, ist eine Chance, Ihre Suchmaschinenposition zu verbessern.

Für Newsletter gilt das natürlich nicht – es sei denn, Sie platzieren diese auch auf Ihrer Site – was aber natürlich generell aus SEO-Sicht eine gute Idee ist.

Besser für die Barrierefreiheit

Screenreader lesen blinden Nutzern unter anderem alle Links auf einer Seite vor. Wenn sie dann eine Liste mit lauter „weiter“-Links bekommen, müssen die Nutzer zu jedem Link springen und den davor liegenden Text lesen, um überhaupt eine Vorstellung davon zu bekommen, wohin dieses „weiter“ jeweils gehen könnte.

Besser für Ihre Nutzeransprache

Klare Anweisungen sind gut. Aber besser als ein Besucher, den Sie anweisen, ist ein Besucher, der von sich aus das tut, was Sie gern möchten.

Wenn Sie also den Linktext so überzeugend formulieren, dass der Nutzer von sich aus klickt, fühlt er sich besser, als wenn er Ihren Direktiven folgt. Und außerdem: Nutzer wissen, dass Sie Links anklicken müssen, um ihn zu öffnen – das müssen Sie ihnen nicht sagen.

Illustration unklare Links
Klare Anweisung, unklare Wirkung: Die Flasche, die Alice im Wunderland verkleinert, hatte unerwartete Wirkung. So sollte es Ihren Besuchern bei Ihren Links nicht ergehen.

Nicht ablenkend

Lassen Sie den Nutzer im Fluss. „Hier klicken“ lenkt die Aufmerksamkeit Ihres Besuchers weg von den Inhalten, hin zur Maus. Oder zu seinen Fingern, wenn er an einem Touchscreen sitzt.

Gerade wenn Sie den Benutzer sanft Richtung Abschluss geleiten wollen, sollten Sie alles vermeiden, was diesen aus dem Fluss reißt.

Unabhängig vom Gerät

Natürlich versteht ein Nutzer auf dem Smartphone, dass er auf seinem Gerät einen Link mit dem Text „hier klicken“ nicht anklicken muss. Er weiß, dass er in antippen muss, um ihn aufzurufen. Und doch: Es bleibt das Gefühl zurück, dass er eine Seite/eine E-Mail sieht, die nicht für sein Gerät gedacht ist.

So sehen gute Links aus

Wie sollte ich meine Links also formulieren? Was tue ich gegen das ständige „weiter“, „mehr“ oder „hier klicken“?

Kurz

Gute Links sind so kurz wie möglich. Achten Sie aber darauf, dass der Link auch verständlich ist, wenn der Nutzer nur diesen und nicht den Text davor oder danach liest. Denn das tun viele Nutzer, wenn sie Seiten überfliegen.

Beschreibend

Idealerweise ist der Link auch ohne den Text davor verständlich. Er beschreibt, was den Nutzer hinter diesem erwartet. Und gibt ihm einen Anreiz, ihn zu klicken.

Hier habe ich im März aufgeschrieben, wieso das ätzende Reizgas Stickstoffdioxid ein Riesenproblem ist.

Ist wenig hilfreich. Besser ist z.B.:

Im März habe ich darüber geschrieben, wieso das ätzende Reizgas Stickstoffdioxid ein Riesenproblem ist.

Verlinken Sie auf etwas anderes als auf eine weitere HTML-Seite auf Ihrer Site, dann machen Sie das klar. Bei einem Link zu einem PDF oder einem Word-Dokument hat es sich bewährt, den Dateityp in Klammern mit anzugeben. Gut ist auch, die Dateigröße mit anzugeben – für Nutzer, die z.B. unterwegs sind, eine wichtige Information:

Anleitung als PDF (9 MB)

oder

Checkliste zum Download (.doc, 78 KB)

Die Meinungen gehen auseinander darüber, ob Sie schreiben sollten, wenn ein Link in einem neuen Fenster/Tab aufgeht. Das ist üblich, wenn Sie z.B. zu einer fremden Site verlinken. Die Idee dahinter ist, dass Sie die Nutzer nicht dauerhaft verlieren wollen an diese Site. Sie hätten gern, dass diese wieder zurück zu Ihnen kommen und Ihre weiteren hervorragenden Inhalte konsumieren. Damit sie das nicht vergessen, öffnen Sie den Link zur fremden Site in einem neuen Fenster.

Ich persönlich meine, dass es für die Nutzer weder unerwartet noch problematisch ist, wenn ein Link in einem neuen Fenster aufgeht. Die Beschreibung dagegen, dass dem so ist, bläht Ihre Seiten aber auf und macht die Links länger. Daher verzichte ich darauf.

Verständlich

Generell sollten Sie Fachbegriffe oder Abkürzungen möglichst vermeiden auf Ihren Webseiten. Oder Sie sollten Sie zumindest erklären. Das Problem bei Links hier ist aber: die meisten Nutzer werden die Erklärung zunächst nicht lesen. Denn ein Großteil der Nutzer liest erst die Links und dann den Text – wenn sie den Text überhaupt lesen.

Einmalig

Je weniger Links auf der gleichen Seite den gleichen Text haben, um so besser. Hinter jeden Kurztext auf der Startseite „weiterlesen“ zu setzen, ist zwar besser als „hier klicken“ zu schreiben. Wir wissen aber aus Studien, dass die Nutzer die Seiten überfliegen und sich an den Links orientieren. Sie lesen gerade die Linktexte, weil sie hier sehen, was sie als Nächstes tun können. Wenn sie dabei lediglich auf „weiterlesen“ stoßen, ist jeder Link gleich interessant – oder uninteressant.

Ein Link sollte so gut wie möglich den folgenden Inhalt beschreiben. Das Format ist eine Zusatzinformation, keine Inhaltsbeschreibung.

Meine Übersicht der Anbieter

ist nicht besonders gut. Besser wäre

Meine Übersicht der SaaS-Anbieter

Dieser Punkt ist besonders wichtig, wenn Sie mehrere gleichartige Elemente verlinken, also z.B. mehrere Übersichten, Tabellen, Vorlagen, E-Books oder PDFs.

Aktiv formuliert

Substantive sind meist konkreter, mit ihnen ist es einfacher, konkret einen Inhalt zu beschreiben.

Aber überlegen Sie immer, ob Sie einen Link nicht als Aufforderung formulieren können. „Hier klicken“ ist natürlich eine Aufforderung – aber eine schlechte, unkonkrete. Da ist es besser, etwas wie „Vergleich der UX-Methoden“ zu verwenden.

Aber wenn ich etwa möchte, dass Sie meinen Newsletter abonnieren, schreibe ich eher „jetzt abonnieren“ oder „kostenlos anfordern“.

Am Satzende positioniert

Gut ist es, wenn der Link den Lesefluss nicht behindert. Stößt man auf einen Link, muss man immer für einen Sekundenbruchteil überlegen: lese ich weiter oder klicke ich den Link?

Statt

Sie können mir auf Twitter folgen, um auf dem Laufenden zu bleiben.

wäre besser:

Um auf dem Laufenden zu bleiben, folgen Sie mir auf Twitter.

oder:

Um auf dem Laufenden zu bleiben, folgen Sie mir auf Twitter: @benutzerfreund

Klar als Link formatiert

Ein Link ist im Idealfall unterstrichen. Puristen sagen, er sollte auch noch blau sein – denn blaue unterstrichene Links sind die Standards im Web. Doch inzwischen haben die Nutzer gelernt, dass Links meist nicht blau sind und auch nich immer unterstrichen.

Daher reicht es, wenn Ihre Links sich eindeutig vom übrigen Text unterscheiden. Eine deutliche Farbe ist in Ordnung oder eine einfache Unterstreichung. Vermeiden Sie aber zu geringen Kontrast zwischen Fließtext und Link.

Links in GROSSBUCHSTABEN sehen immer etwas marktschreierisch aus. Bei Textlinks sollten Sie darauf verzichten, zumal längere Texte in Großbuchstaben schlechter lesbar sind. Lediglich bei kurzen Buttons sind Großbuchstaben in Ordnung.

Wann „mehr“ in Ordnung ist

Wenn der Kontext klarmacht, welche Inhalte folgen, ist ein „mehr“- oder „weiterlesen“-Link vertretbar. Also zum Beispiel am Ende eines Kurztextes (Excerpt) auf der Startseite eines Blogs. Erstens ist es sehr viel Arbeit, hier für jeden einzelnen Beitrag einen eigenen Link zu schreiben.

Daher ist es hier auch nicht üblich.

Und der Link ist in dem Fall auch nicht der Haupt-Inhaltsträger, das sind die Überschrift, das Bild (so vorhanden) und der eigentliche Kurztext.

 

Welche Linktipps haben Sie? Oder wo sind Sie anderer Meinung? Ich freue mich über Ihre Anmerkungen, Fragen und Kommentare im Blog!

2 Gedanken zu „Gut verlinkt ist halb geklickt – Newsletter 7/2018“

  1. Vielen Dank, Jens, für deinen Artikel. Ich habe zwei Anmerkungen dazu, die vor allem den Aspekt der Accessibility betreffen. Und zwar: Bei verlinkten Dateien sollte der Filetyp immer Bestandteil des sprechenden Links sein. Also:
    „Schweizer Accessibility-Studie 2016 (PDF, 6 MB)“

    Bei grösseren Dokumenten gehört auch noch die Angabe zur Dateigrösse in den Link. Wichtig:
    „Eine rein optische Markierung über ein Icon als Hintergrundbild genügt nicht.“
    Vergl. Accessibility Checkliste – Links: Optimierung für Screenreader, Punkt 7 (https://blog.wienfluss.net/2014/01/16/accessibility-checkliste-links/)

    Was das Öffnen eines neuen Fenster bei externen Links betrifft, so postulierte Jakob Nielsen bereits 1999:
    „Designers open new browser windows on the theory that it keeps users on their site. But even disregarding the user-hostile message implied in taking over the user’s machine, the strategy is self-defeating since it disables the Back button which is the normal way users return to previous sites. Users often don’t notice that a new window has opened, especially if they are using a small monitor where the windows are maximized to fill the screen. So a user who tries to return to the origin will be confused by a grayed-out Back button.“
    Vergl. Nielsen Norman Group: The Top 10 Web Design Mistakes of 1999.

    Und das W3C nennt unter der Leitlinie G200 Ausnahmen von diesem Prinzip, in der Regel aber gilt auch für das W3C:
    „In general, it is better not to open new windows and tabs since they can be disorienting for people, especially people who have difficulty perceiving visual content.“
    Vergl. Opening new windows and tabs from a link only when necessary. https://www.w3.org/TR/WCAG20-TECHS/G200.html

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    • Hi Mike, herzlichen Dank für den ausführlichen Kommentar!
      Bei den Ergebnissen von Nielsen bin ich mir nicht ganz sicher ob die heute noch so gelten. Nach meiner Beobachtung in Tests sind die Nutzer es inzwischen gewohnt mit sehr vielen Tabs zu jonglieren (insbesondere junge Nutzer machen das auch aktiv, dazu gibt es eine Studie, die ich gerade nicht parat habe).
      Generell sind die Details, die du anführst aber sehr hilfreich, ich denke, auch für alle Leser. Danke schön!

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