Newsletter 06/2007 – Blogging-Regeln

Unternehmensblogs sind nur für manche Firmen sinnvoll. Vor allem muss Ihre Zielgruppe Blogs kennen und nutzen. Und Sie müssen tatsächlich regelmäßig etwas in Ihrem Blog zu sagen haben. Und das schließlich auch regelmäßig tun.

Seit kurzem führe ich für meine Firma Content Crew ein Blog. Und so weiß ich, dass „mal eben einen Blogeintrag schreiben“ gelegentlich in mehrere Stunden Recherche ausartet. Denn einige Nachrichten, die durch Blogs und Nachrichten-Sites geistern, entpuppen sich beim näherem Hinsehen als wenig stichhaltig. Und gelegentlich auch als falsch. Mit ein Grund dafür ist, dass Blogger gern Blogger zitieren. Wenn Blogger wiederum nur Blogger zitiert haben, kommt es nicht selten zum Phänomen „Stille Post“: Was der ersten Person ins Ohr geflüstert wurde, hat nur entfernte Ähnlichkeit mit dem, was nach einer Reihe von Personen bei der letzten ankommt. Das ist sicher nur in Ausnahmefällen Absicht, manchmal Schlamperei und oft nur der fehlende Zusammenhang, der unweigerlich zu Missverständnissen führt.

Sie müssen bereit sein, die Zeit zu investieren, die Dinge gründlich zu prüfen, bevor Sie darüber schreiben. Sie haben als Unternehmen ja auch einen Ruf zu verlieren.

Die benötigte Zeit sollte in einem vernünftigen Verhältnis zu den Ergebnissen stehen, die Sie mit Ihrem Blog erreichen. (Siehe dazu auch den immer noch aktuellen benutzerfreun.de-Newsletter 11/2005.) Einige große Unternehmen haben ihre Blogs bereits nach wenigen Monaten eingestellt – aus unterschiedlichen Gründen. Wenn Sie also starten, haben Sie einen langen Atem. Und, wichtigste Regel für den Erfolg: missbrauchen Sie ein Blog nicht als reine Einstellmöglichkeit für Pressemitteilungen. Wenn diese gut und interessant sind, dürfen sie schon einmal ins Blog – aber den wesentlichen Teil des Inhalts (des „Content“, wie es so schön heißt), sollten Sie eigens für das Blog schreiben. Und zwar in dem Stil, der dafür angemessen ist.

Wollen Sie mit dem Blog Ihre Sichtbarkeit in Suchmaschinen verbessern, denken Sie beim Schreiben an die Suchwörter, unter denen Sie gefunden werden möchten.  Diese sollten besonders im Titel des Blogeintrags auftauchen. Gleichzeitig muss dieser natürlich Lust machen, ihn zu lesen. Es gelten also ähnliche Regeln wie für das Schreiben von Seitentiteln, Links und Überschriften auf Webseiten. Länger als zehn Wörter sollte der Titel nur ausnahmsweise sein.

Blogger-Ethik

Mit Ihrem Blog bilden Sie ein Stück weit die öffentliche Meinung. Damit tragen Sie auch Verantwortung. Deshalb gibt es Regeln, die unter aktiven Bloggern inzwischen weitgehend akzeptiert sind – ob es nun private Tagebuchautoren sind, Journalisten oder Mitarbeiter eines Unternehmens. Diese Regeln sind:

  • Schreibe nichts Unwahres.
  • Schreibe klar und unmissverständlich.
  • Beachte Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik.
  • Schreibe nur Nützliches.
  • Gib Fehler zu und korrigiere sie umgehend.
  • Ändere einmal veröffentlichte Blogeinträge nicht, sondern mache jede nachträgliche Änderung kenntlich. (Alles andere könnte als Verschleierungsversuch gedeutet werden.)
  • Lösche keine Blogeinträge.
  • Lösche keine Kommentare von Bloglesern, es sei denn, sie sind unerwünschte Werbung, sie haben nichts mit dem Thema zu tun oder sie sind verleumderisch, volksverhetzend oder auf andere Weise illegal.
  • Gehe baldmöglichst auf Fragen in den Kommentaren und in Mails ein.
  • Sei höflich und sachlich gegenüber Kommentar-Autoren, gleich welche Meinungen sie vertreten.
  • Nenne jede Quelle und zitiere korrekt.
  • Verlinke direkt zu Quellen, die online verfügbar sind. Wer sich für diese interessiert, findet sie über eine Suchmaschine, daher bringt es nichts, die Leser durch das Vorenthalten der Links auf der eigenen Site halten zu wollen.
  • Beachte das Urheberrecht.
  • Mache Interessenskonflikte und Verbandelungen deutlich. Nimm kein Geld oder andere Bezahlung fürs Bloggen, es sei denn, Du machst das in jedem Fall ganz klar deutlich.
  • Behalte private Informationen über Dich und andere für Dich. Sie haben in der Regel nichts in einem Blog zu suchen.

(Quelle: http://forrester.typepad.com/charleneli/2004/11/blogging_policy.html; übersetzt, modifiziert und ergänzt von mir)

Regeln für Unternehmens-Boggs („Corporate Blogs“)

Der Witz am Bloggen ist das Persönliche. Nur in Ausnahmefällen sollten Sie Blogeinträge mit dem Namen Ihres Unternehmens unterzeichnen. Schreiben Sie in der 1. Person Singular („ich“). Und in Umgangssprache. Zu geschäftsmäßig sollte es nicht sein, und nach Werbung sollte es schon gar nicht klingen.

Für Autoren eines Unternehmens-Blogs gelten ein paar weitere Zusatzregeln zur Blogger-Ethik:

  • Mache deutlich, dass jede Meinung Deine persönliche ist, nicht die des Unternehmens.
  • Veröffentliche nie vertrauliche Informationen. Wenn Du nicht sicher bist, ob eine Information vertraulich ist, frage Deinen Vorgesetzten.
  • Gehe respektvoll mit Kunden, Kollegen, Vorgesetzten und Wettbewerbern um.
  • Schreibe sehr vorsichtig und möglichst sachlich über Wettbewerber. Du bist nicht neutral, und das könnte die Glaubwürdigkeit des Bloggs beschädigen.
  • Stelle stets sicher, dass das Bloggen keinen negativen Einfluss auf Deine Arbeit hat.
  • Leite Presse-Anfragen an die Pressestelle/PR-Verantwortlichen des Unternehmens weiter.
  • Gehe auf aktuelle Ereignisse ein, die Deine Firma oder Deine Branche unmittelbar betreffen. Gibt es ein Problem, das öffentlich bekannt ist, und erscheint darüber nichts im Blog, ist die Glaubwürdigkeit dahin.

Haben oder starten Sie für Ihr Unternehmen ein Blog, sollten Sie sich und allen Mitarbeiter, die dafür schreiben, Ihre hausinternen Blogging-Regeln („Blogging Policy“) geben. Firmen wie IBM und Siemens haben damit gute Erfahrung gesammelt und auch Frosta, einer der Vorreiter der deutschen Unternehmensbloggs. Ausgangspunkt dafür können die beiden Listen oben sein.
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(c) Jens Jacobsen 2007

Bei Weiterleitung oder Zitat bitte Quellenangabe („Quelle:
benutzerfreun.de-Newsletter Juni 2007“).

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