Newsletter 05/2004 – Eine Site – viele Ziele

Eine Site – viele Ziele

Nachdem Sie mit Ihrem Ansprechpartner über die Ziele der Site gesprochen haben (siehe voriger Newsletter vom April 2004), sollten Sie immer noch nicht sofort mit dem Konzept oder gar der Umsetzung beginnen.

Stakeholder ermitteln

Um böse Überraschungen zu vermeiden, finden Sie heraus, wer auf Seiten Ihres Auftraggebers alles ein Interesse an der Website hat und auf sie Einfluss nehmen kann – das sind die so genannten Stakeholder.

Es kann beispielsweise passieren, dass die Konzepte und Entwürfe von Ihrem Ansprechpartner problemlos abgenommen werden. Mitten in der Produktion müssen Sie aber schwerwiegende Änderungen durchführen, weil der übergeordnete Chef das erste Mal etwas von der Website mitbekommt, wenn die Produktion schon läuft.

So etwas lässt sich schwer verhindern, aber Sie sollten Sich dagegen absichern. Legen Sie schon im Vertrag fest, dass nachträgliche Änderungen gesondert berechnet werden und sie zu einer Verschiebung des Zeitplans führen. Lassen Sie sich unbedingt alles schriftlich abnehmen.

Geben Sie Ihrem Auftraggeber eine Liste mit den Ansprechpartnern von Ihrer Seite mit der Kontaktdaten und Zuständigkeiten. (Läuft der ganze Kontakt über den Projektleiter? Wer nimmt Änderungswünsche entgegen? Wer ist zuständig fürs Entgegennehmen von Texten und Bildern?) Bitten Sie den Auftraggeber ebenso um eine entsprechende Liste mit verbindlicher Angabe der Ansprechpartner und Abnahme-Berechtigten.

Aber auch jenseits der formalen Kompetenzen haben manche Stakeholder großen Einfluss auf das Website-Projekt. Durch ständige Kritik oder Unterlaufen der Produktion können sie es sogar zum Scheitern bringen. Denken Sie an folgende Personen/Abteilungen:

  • Ihr Ansprechpartner
  • Dessen Chef/-in
  • Dessen Kollegen
  • IT-Verantwortliche
  • Teamassistenten/-innen und Sekretär/-innen
  • Abteilung Verkauf
  • Abteilung Service
  • Abteilung Marketing

Natürlich durchschauen Sie nicht sofort die zwischenmenschlichen und firmenpolitischen Verhältnisse, aber seien Sie aufmerksam und fragen Sie bei Ihrem Ansprechpartner nach. Überlegen Sie auch, welche persönlichen Ziele (wie eigene Profilierung) die Beteiligten haben könnten.

Versuchen Sie, alle Stakeholder einzubeziehen, ihre Meinungen zu hören und zu berücksichtigen (und wenn Sie in Ihrem Konzept nur darauf eingehen und möglichst diplomatisch erklären, warum Sie nicht dieser Meinung sind).

Stakeholder-Umfrage

Oft bekommen Sie von den Stakeholdern wertvolle Informationen. Deshalb macht man gerne bei Projektbeginn eine Umfrage unter diesen. Fragen Sie die Stakeholder z.B.

  • Welche Funktionen sie auf der Site sehen möchten
  • Welche Inhalte sie auf der Site sehen möchten
  • Was das Ziel der Site sein sollte

Falls es um ein Redesign geht:

  • Was sie an der Site mögen
  • Was sie an der Site nicht mögen
  • Welche Änderung die Site nach ihrer Meinung am dringendsten bräuchte

Zielgruppe nicht vergessen…

Nach so vielen Informationen über Ihre Auftraggeber und deren Ziele vergessen Sie nicht, dass über den Erfolg einer Website letztlich nur eine Gruppe entscheidet: Die Benutzer.

Definieren Sie die Zielgruppe so genau wie möglich. Bringen Sie alles über sie in Erfahrung, was Sie können. Finden Sie heraus, mit welchen Zielen sie auf die Site kommt.

Fast jede Site hat mehrere Zielgruppen, die unterschiedliche Ziele beim Besuch der Site verfolgen. Sind die Zielgruppen und/oder Ziele zu verschieden, wird es problematisch. Denn jeder Benutzer will so schnell wie möglich zu den Inhalten, die ihn gerade interessieren. Bieten Sie zu viele Optionen, wird es schwierig, das Richtige zu finden.

Deshalb müssen Sie fast immer einen Kompromiss eingehen. Einerseits möchten Sie eine möglichst breite Zielgruppe ansprechen. Andererseits müssen Sie sich beschränken, damit der Umfang der Site leicht erfassbar bleibt.

Konzentrieren Sie sich lieber auf die wichtigste Zielgruppe, und legen Sie die Site optimal für diese an. Allen können Sie es nie Recht machen. Wenn Sie Optionen für weniger wichtige Zielgruppen anbieten, sorgen Sie dafür, dass sie die Benutzerfreundlichkeit für die Hauptzielgruppe nicht stören.

Und Ihre eigenen Ziele?

Denken Sie auch an sich selbst. Was wollen Sie mit dem Projekt für sich erreichen? Geld verdienen? Eine gute Referenz für Ihre Liste bekommen? Einen Preis gewinnen? Einen neuen Kunden langfristig an Sie binden?

Je nach Ziel setzen Sie andere Prioritäten. Wollen Sie einfach nur Geld verdienen mit dem Projekt, müssen Sie nicht jede Diskussion um die Benutzerfreundlichkeit ausfechten. Weisen Sie darauf hin, was Sie richtig finden und warum. Überzeugt das den Kunden nicht, lassen Sie ihm ihren Willen uns sparen Sie Ihre Kräfte für Vorzeigeprojekte.

Ziele festlegen

Haben Sie alle Informationen von Ihrem direkten Auftraggeber und den anderen Stakeholdern, schreiben Sie das Ziel für Ihr Projekt präzise fest.

Eine gute Zieldefinition ist:

  • konkret
  • an einen festen Termin gebunden
  • nachprüfbar

Ihr Ziel sollte also nicht etwa lauten:

Die Firma xy will im Web präsent sein.

Sondern beispielsweise eher:

Durch ihren Webauftritt will sich die Firma xy als modernes Unternehmen präsentieren. Zusätzliche Informationen über das Produktspektrum und Preise sollen die Service-Mitarbeiter spürbar entlasten. Es wird angestrebt, bis zum 1.1.2005 25 Prozent der Anfragen über E-Mail abzuwickeln.

Schreiben Sie auch die Ziele auf, mit denen die Benutzer auf die Site kommen werden.

Zielerreichung prüfen

Prüfen Sie nach Projektabschluss, ob Sie Ihre Ziele erreicht haben. Fragen Sie nach einiger Zeit bei Ihren Auftraggebern, ob sie zufrieden mit der Site sind, und ob sie die Erfolgskriterien erfüllt.

Das ist nicht nur für Sie interessant, sondern auch eine gute Gelegenheit, sich wieder ins Gedächtnis der Auftraggeber zu bringen.

Versuchen Sie, den Erfolg auch quantitativ zu messen. Mögliche Kriterien sind:

  • Wie viel mehr Produkte werden über die Website verkauft?
  • Wie stark ist das Volumen von Anfragen gestiegen?
  • Wie stark ist die Zahl der aufgerufenen Seiten gestiegen?
  • Wie hat sich die Zahl der pro Besuch angeforderten Seiten geändert?
  • Wie hat sich das Volumen der Anfragen beim Support verändert?

Nach dieser schonungslosen Bestandsaufnahme versuchen Sie herauszufinden, was sich bewährt hat, und was Sie bei Ihren nächsten Projekten besser machen können. Halten Sie das am Besten schriftlich fest – so entwickeln Sie im Lauf der Zeit ein persönliches Konzeptions-Handbuch.

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