Newsletter 02/2008 – Benutzerfreundliche Webshops

Einen einfachen Webshop einzurichten ist technisch mittlerweile kein Problem mehr. Es gibt kostengünstige Kauf-Lösungen, die mit wenig Aufwand auf dem eigenen Server installiert sind. Noch schneller geht es mit Miet-Shops, die alle großen Webhoster anbieten. Für den Preis eines mittleren Hosting-Pakets bekommt man bei diesen eine komplette Struktur der Website inklusive Gestaltungsvorlagen, fertig eingerichteter Datenbank und vordefinierten Prozessen zur Bestellabwicklung.

So ist es verlockend, einfach loszulegen. Aber wie immer gilt: wer vorher plant, hat auch Erfolg. Und nirgends sonst hängt der Erfolg so direkt mit dem Gewinn zusammen wie bei einem Webshop.

Auswahl des Shopsystems

Wie man ein passendes Shopsystem findet, damit lassen sich ganze Bücher füllen. Hier nur die allerwichtigsten Fragen, die Sie für sich beantworten sollten – dann können Sie die Auswahl deutlich einschränken:

Grundlagen

  • Wie viel Geld steht zur Verfügung? (einmalig & laufend)
  • Wie viel Zeit haben Sie? (für Auswahl/Aufsetzen und Wartung/Betrieb)
  • Wie viele Artikel haben Sie? (heute und in 1, 2, 5 Jahren)
  • Wie viele Abbildungen und Texte haben Sie pro Artikel? Videos?
  • Wie viele Kategorien brauchen Sie? Ist die Einteilung flexibel?
  • Wie kommen die Daten in den Shop? (soll bestehende Datenbank importiert werden oder geben Sie sowieso alles neu ein?)
  • Wer pflegt die Daten? Wie oft ändert sich etwas?

Gestaltung

  • Brauchen/wollen Sie Gestaltungsvorlagen?
  • Wie viel Arbeit und Zeit sind Sie bereit zu investieren, damit der Shop Ihren grafischen (und funktionalen) Vorstellungen hundertprozentig entspricht?

Funktionen

  • Wie erfolgen Bestellabwicklung, Versand und Rechnungsstellung?
  • Wie erfolgt Bezahlung?
  • Brauchen Sie eine besondere Suchfunktion?
  • Brauchen Sie mehrere Sprachversionen?
  • Gibt es Erweiterungs-/Upgrade-Möglichkeiten?

Sicherheit & Wartung

  • Gibt es Support durch Hotline, Foren oder Nutzer-Community?
  • Wird die Anwendung weiter entwickelt/gepflegt?
  • Ist die Anwendung zertifiziert/geprüft/bewährt?

Konzeption des Webshops

Selbst wenn die Lösung, für die Sie Sich entscheiden, verspricht, die Einrichtung des Shops per Assistent fast automatisch zu erledigen – widerstehen Sie der Versuchung. Oder, noch besser: machen Sie die Installation durch und richten Sie einen Testshop ein. Den Sie wieder komplett löschen, wenn Sie fertig sind. Dann haben Sie ein gutes Gespür dafür bekommen, was mit der Lösung möglich ist. Und Sie haben auch die ersten Probleme und Beschränkungen kennen gelernt.

Dann machen Sie ein Konzept. Dabei ist ganz wichtig, wie bei jedem Konzept: Definieren Sie

a) Ihr Ziel (verkaufen, klar, – aber was und wie viel und in welchen Paketen?) und
b) die Erwartungen, die Ihre Zielkunden haben.

Für die Strukturierung der Produktgruppen im Shop bietet sich die Technik des Kartenlegens an (mehr dazu siehe benutzerfreun.de-Newsletter 10/2004). Damit stellen Sie sicher, dass die Kunden die Produkte auch finden.

Denken Sie daran: das Einkaufen muss Spaß machen. Geben Sie sich einladend und übersichtlich. Bieten Sie Hilfe an, aber seien Sie nicht aufdringlich. Beobachten Sie gute Verkäufer in einem echten Laden. So wie diese sollte Ihr Shop wirken.

Umsetzung der Einkaufssite

Bei einer Einkaufssite ist das Vertrauen ganz zentral. Wenn ich eine Flasche Wasser kaufe, habe ich kein Problem, das in einem windigen Laden am Bahnhof zu tun – solange ich den Eindruck habe, aus dem Laden auch wieder rauszukommen, ohne dass mir mehr Geld aus der Tasche gezogen wird, als ich herausgeben möchte.

In einem Webshop ist das Vertrauen noch viel wichtiger. Denn hier vertraue ich mein Konto- oder Kreditkartendaten jemandem an, den ich nicht einmal sehen kann. Wirkt ein Shop unseriös, bleiben die Kunden aus.

Seriösität erreiche ich durch:

  • Klares, professionelles Design
  • Klare Benutzerführung
  • Klare Produktbeschreibungen
  • Klare Zahlungs-, Liefer- und Rücknahmebedingungen

Geben Sie zu wenig Informationen, kann es wirken, als hätten Sie etwas zu verbergen. Geben Sie zu viele Informationen auf ein Mal, wirken die Seiten überfrachtet. Finden Sie einen guten Kompromiss und lagern Sie weiterführende Infos auf Unterseiten aus. Welche Infos Ihre Kunden als weiterführend empfinden hängt ganz von der Zielgruppe ab. Haben Sie ein Fachpublikum, müssen sie viele Begriffe nicht erklären. Ist die Zielgruppe sehr breit, müssen Sie die Besucher stärker führen. Benutzerbefragungen und vor allem Usability-Tests sind hier sehr hilfreich.

Denken Sie auch daran: Sie sind nicht Amazon. Auch wenn Amazon einer der erfolgreichsten Shops im Web ist, orientieren Sie sich nicht zu stark an diesem Vorbild. Denn die Site hat sich sukzessive von einer einfachen, gut strukturierten Site zu einem gewaltigen, für Neulinge mitunter erschreckend vielfältigem Webwarenhaus entwickelt.

Orientieren Sie sich besser an der Geschichte von Amazon: mit ein paar Dingen anfangen, und das richtig gut machen. Wachsen kann man dann immer noch.

Noch mehr Tipps

Weitere Tipps, zum Beispiel für Warenkörbe, zur Anmeldung, zum Bestellprozess und zur Gestaltung von Formularen finden Sie demnächst im benutzerfreun.de-Newsletter!
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(c) Jens Jacobsen 2008

Bei Weiterleitung oder Zitat bitte Quellenangabe („Quelle:
benutzerfreun.de-Newsletter Februar 2008“).

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