TikTok verbieten?

Selten sind meine Newsletter so brandaktuell: Ich habe mir gerade gestern vorgenommen, ob und wie man TikTok nutzen sollte, um seine Website bekannt zu machen. Und heute berichten alle über TikTok – das aber, weil Donald Trump in gewohnt markigen Worten sagt, er wolle es verbieten. Oder Microsoft solle den Laden von den chinesischen Besitzern kaufen.

Dazu von mir nur soviel: Was der Mann sagt, ist für Ihre persönliche Marketingentscheidung egal. Wenn Sie TikTok schon nutzen, können Sie das weiter tun. In Europa trägt die Kampagne eher dazu bei, die Videoplattform bekannter zu machen.

Und darüber, warum das Verbot kommen soll, liest man wenig. „Datenschutz“ heißt es schwammig. Der ist Donald Trump normalerweise recht egal. Eine andere Erklärung leuchtet eher ein: Rache. Vor ein paar Wochen haben sich ein paar TikTok-Nutzer zusammengetan und jede Menge Karten für eine Rede von Trump bestellt. Der trat dann vor halb leeren Reihen auf.

Diese politischen Aktivisten hätten sich genauso über Facebook verabreden können, mit dem Trump kuschelt (und umgekehrt). Wer jetzt schreibt, TikTok sei für die Demokratie so wichtig wie Twitter für den Arabischen Frühling, hat eins nicht verstanden: Der Austausch von Ideen ist entscheidend. Und der geht über die Plattform, die den jeweiligen Nutzern dafür eben gerade zur Verfügung steht.

Und wer schreibt, „junge Menschen“ würden ihre politischen Informationen heute über TikTok bekommen, der unterschätzt „junge Menschen“. Und überschätzt den Anteil von Politikern-Themen auf TikTok. Die musste ich bisher suchen und bei den vielen Stunden, die ich persönlich auf der Plattform verbracht habe, habe ich bisher keinen einzigen politischen Beitrag gesehen. Das ist natürlich nur meine Erfahrung, aber ich warte noch auf jemanden, der eine andere macht.

In der Zwischenzeit können wir uns alle entspannt zurücklehnen und uns anders als der US-Präsident mit den wirklich relevanten Fragen befassen. Zum Beispiel dem Datenschutz und den Algorithmen, nach denen alle Sozialen Medien uns Inhalte präsentieren – oder eben vorenthalten.

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