Apps sind nicht alles – Programme fürs iPhone unnötig

Apples App Store, in dem Besitzer von iPhone und iPod Touch Programme kaufen können, ist ein gigantischer Erfolg. Nach und nach ziehen andere Anbieter nach, 2009 und 2010 will jeder Programme für mobile Geräte über einen eigenen Shop verkaufen.

In Apples App Store finden sich nicht nur Dienstprogramme und Spiele, sondern auch einige E-Books und viele Programme von Verlagen, die damit den Inhalt ihrer Zeitungen oder Magazine zugänglich machen – teilweise gegen Bezahlung.
Daher haben in den letzten Monaten viele den Weg in den App Store gewagt – oder sich gefragt, ob sie das nicht schnellstens tun sollten.

Die Sache hat aber aus Anbietersicht mehrere Haken:

  1. Nachdem es ein App Store ist, und kein E-Book-Store, muss man ein Programm mit der Apple-eigenen Programmiersprache schreiben. Diese ist zwar an das gebräuchliche C angelehnt, aber dennoch braucht es einiges an Erfahrung, sie zu beherrschen. Wer nur HTML, CSS und etwas JavaScript kann, braucht einige Einarbeitungszeit.
  2. Jedes Programm muss von Apple freigegeben werden. Und die Richtlinien dafür sind schwammig. Es gibt keine Garantie, dass der Entwicklungsaufwand nicht umsonst war. Wenn Apple eine App ablehnt, hat man kaum Chancen, sie in den Store zu bekommen.
  3. Apple übernimmt zwar Vertrieb und Abrechnung, kassiert dafür aber 30 Prozent der Einnahmen.

Dennoch haben neben Spiegel, Stern, Focus, der Süddeutschen Zeitung und der New York Times unzählige andere Verlage iPhone-Apps herausgebracht.

Nachdem Apple hier bei mir im Blog sonst wegen seiner überragenden Usability so gut wegkommt, geht es heute gleich weiter mit Kritik an der Firma von Steve Jobs:

Marc Andreessen, Gründer von Netscape und Web-Urgestein sagt: iPhone-/iPad-Apps sind für Inhalte-Anbieter aus wirtschaftlicher Sicht wenig sinnvoll. „Es sind zwei Milliarden Menschen im Web. Das iPad wäre ein enormer Erfolg, wenn er sich fünf Millionen Mal verkauft.“

Mehr dazu im Blogeintrag von Erick Schonfeld Andreessen’s Advice To Old Media: “Burn The Boats”.

In dieselbe Bresche schlägt David Stanton bei PoynterOnline. Er schreibt, um den meisten Nutzern gute Inhalte zu bieten sei eine gute mobile Version der eigenen Site wesentlich sinnvoller. ( Gearing Up to Build an iPad App? Consider a Mobile Web App First )

Und schließlich hier noch ein Video mit einer generellen Kritik an Apple, weil sie die Plattform iPhone/iPod Touch/iPad so hermetisch abschließt und nur Programme darauf lässt, die ins Konzept der Firma passen:

5 Gedanken zu „Apps sind nicht alles – Programme fürs iPhone unnötig“

  1. Stimmt schon, mit einer App erreicht man deutlich weniger Menschen als im Web. Trotzdem kann es sinnvoll sein, auch reine Inhalte als App anzubieten. Denn während im Web kaum einer für Inhalte bezahlen will, sieht die Sache im App-Universum in dieser Hinsicht deutlich rosiger aus.

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    • Ja, stimmt, das mit der Bezahlung ist ein wichtiger Punkt. Das scheint bei den großen Marken derzeit auch zu funktionieren. Und New York Times, Wired etc. wollen ja weiter diesen Weg gehen. Aber ob das langfristig klappt? Andreessen meint ja, das wird nicht so sein – siehe der verlinkte Artikel bei Techcrunch über ihn.

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  2. „Es sind zwei Milliarden Menschen im Web. Das iPad wäre ein enormer Erfolg, wenn er sich fünf Millionen Mal verkauft.“ -> 2 Milliarden Menschen kann ja nicht stimmen. Es gibt 30-40 Millionen Macuser welche damit einen Marktanteil von 5% einnehmen. Demnach sollte die Zahl eher bei knapp 700.000 liegen. Damit hätte das iPad bei 5 Millionen verkauften Geräten schon einen Anteil von fast einem Prozent. Das klingt immer noch wenig, aber dazu muss man sagen das diese 5 Millionen wohl im ersten Jahr erreicht werden. Danach dreht sich die Erde ja aber auch noch weiter und das iPad wird nicht eingestellt. Bekanntlich verkaufen sich Apple Produkte eh erst ab der 2ten oder 3ten Generation richtig gut. Des weiteren muss man die 80 Millionen iPhone und iPod Touch User dazu zählen die man ebenso erreicht. So man hat man bis ende des Jahres schon deutlich über 100 Mio. Menschen. Und das aller wichtigste: Diese 5 Millionen machen den Kernpunkt der Zielgruppe aus. Der typische Consumer, der auch bereit ist solche Inhalte zu nutzen. Also, ich denke so ein iPhone/iPad App lohnt sich durchaus wenn man die Vor- und Nachteile mal aufzählt. Natürlich besonders wenn es um kostenpflichtige Inhalte geht. So ein App kostet ja nicht die Welt und es heißt ja nicht das man nicht trotzdem Apps für andere Geräte anbieten kann und vor allem nicht das man die eigene Webseite einstampfen müsste. In Sachen Benutzerfreundlichkeit bietet ein natives App eben immer noch große Vorteile.

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    • Soweit einverstanden – ich als Nutzer finde ein eigenes App auch immer sehr schön. Aber als Anbieter muss man sich genau überlegen, ob sich der Aufwand, ein solches zu erstellen, auch wirklich rechnet oder ob man mit anderen Maßnahmen nicht mehr bewirken kann.
      Was ich aber nicht ganz verstehe, ist die Rechnung – sind da nur die Mac-User einbezogen? Wenn ja, warum? Fürs iPhone oder iPad braucht man keinen Mac?!

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  3. Warum sollte ich mir Inhalte eines Verlages als iPad-App kaufen? Der Bildschirm ist ja schon wieder so groß, dass ich auch problemlos Webseiten ansurfen und lesen kann. Auf dem iPhone war so etwas noch mühsam – aber mit einem großen Display machen Apps keinen Sinn mehr… Warum eine Facebook-App, oder Routenplaner-app, wenn es die gleichen auch imWeb gibt??

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