Lehren aus dem Relaunch – Newsletter 10/2017

Relaunch – kaum ein Wort weckt so unterschiedliche Empfindungen bei Website-Konzeptern und UX-Experten wie dieses. Die einen bekommen leuchtende Augen und freuen sich, die neuesten Trends in Gestaltung und Technik endlich auch auf der eigenen Site einsetzen zu können.

Die anderen runzeln die Stirn und fürchten verärgerte Besucher, technische Probleme oder Abstürze bei den Suchmaschinen-Rankings.

Und wie so oft haben beide Seiten Recht. Denn bei den meisten Relaunch- oder Redesign-Projekten gibt es das alles. Im Folgenden ein paar Erfahrungen aus der letzten Überarbeitung einer Website, bei der ich beteiligt war – und die Ihnen als Leser des Newsletters nicht unbekannt ist…

Entwicklung benutzerfreun.de von 2002 bis 2017
So hat sich die Site benutzerfreun.de im Lauf der Jahre verändert.

Relaunch benutzerfreun.de

Seit ein paar Tagen ist die neue Site benutzerfreund.de online. Das Projekt war von langer Hand vorbereitet und ist wie fast jedes Web-Projekt dennoch nicht abgeschlossen. Denn zu optimieren gibt es immer etwas. Mit einigen Formatierungen bin ich noch nicht glücklich, einige Sachen würde ich gern noch anders aufbereiten und leichter zugänglich machen.

Aber das Wichtigste war mir, dass es jetzt mal online geht.

Warum überhaupt ein Relaunch?

Die erste Frage, die ich selbst immer stelle, wenn ein Kunde mir sagt, er will einen Relaunch machen, ist:

Warum?

Häufig bekomme ich dann etwas zu hören wie:

Wir haben schon seit Jahren keinen Relaunch mehr gemacht.

Solche Antworten sind aber keine guten Antworten. Denn der Aufwand, die Probleme und die Gefahren, die ein Relaunch mit sich bringt, die sollte ich nicht einfach so auf mich nehmen, ohne guten Grund. Funktioniert meine Website für die Benutzer, gibt es nur wenige Gründe, sie zu ändern.

Welche Punkte haben nun in meinem Fall für einen Relaunch gesprochen?

  1. Ich musste sowieso umstellen auf eine verschlüsselte Verbindung (https statt http). Denn seit Anfang Oktober soll der Browser Chrome eine Warnung anzeigen, wenn Ihre Site unverschlüsselt übertragen wird und Sie z.B. Formulare auf den Seiten haben (siehe Google bestraft alte Websites). Und als positiver Ranking-Faktor zählt eine Verschlüsselung sowieso schon länger.
  2. Ich wollte die Struktur der Site und insbesondere die Menüs verschlanken. Denn im Lauf der Jahre (die Site gibt es seit 2001) sind immer mehr Bereiche dazu gekommen und immer häufiger habe ich mitbekommen, dass sich Nutzer nicht gut zurechtgefunden haben.
  3. Letzter und am wenigsten wichtiger Grund: Ich wollte die Site visuell etwas modernisieren.

Der Plan zum Redesign

Einen Relaunch macht man nur, wenn man einen triftigen Grund dafür hat.

Für den letzten Relaunch 2013 hatte ich die WordPress-Vorlage (Theme) Twentythirteen so angepasst, dass sie zur bestehenden Gestaltung der benutzerfreun.de passt. Das hatte ich zunächst selbst getan, nachdem es mir etwas über den Kopf gewachsen ist, habe ich Code-Unterstützung hinzugeholt. Das ging auch alles ganz gut, war aber extrem viel mehr Aufwand als geplant.

Daher wollte ich diesmal mit einem Theme arbeiten, das schon so gut wie möglich passt und an dem ich nur noch sehr wenig anpassen muss. Daher habe ich bei Themeforrest eines gekauft – und damit leider keinen guten Griff getan.

Das Problem beim Redesign

Rein ästhetisch bin ich immer noch sehr zufrieden mit dem Theme. Aber es war leider so, dass es nicht sorgfältig übersetzt wurde und einige englische Texte fest im Code verankert waren. Außerdem bin ich auf ein paar kleinere Darstellungsfehler gestoßen.

Nehmen Sie ein Theme, bei dem Sie so gut wie nichts anpassen müssen, das Sie mehr oder weniger so verwenden können, wie es ist.

Eigentlich war beim Kaufpreis Support dabei – doch leider hat der Autor mir nur eine einzige E-Mail beantwortet und stellt sich seitdem stumm. Inzwischen ist seine Site auch offline – er scheint ein größeres Problem zu haben.

Nachdem ich aber eine Testsite der benutzerfreun.de schon weitgehend fertig hatte mit dem Theme, wollte ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr wechseln. Im Nachhinein gesehen ein Fehler. Denn ich war auf mich allein gestellt bei der Anpassung des Codes.

Da das Theme sehr umfangreich und komplex ist, war es ganz schön schwierig, die Stellen zu finden, um die Probleme zu lösen. Ich saß also wieder da und habe meine Zeit mit Code-Korrekturen verbracht, was ich ja dieses Mal eigentlich vermeiden wollte.

Mein Tipp daher: Nehmen Sie ein Theme, bei dem Sie so gut wie nichts anpassen müssen, das Sie mehr oder weniger so verwenden können, wie es ist. Achten Sie auch darauf, dass Sie von einem renommierten Hersteller kaufen, der guten Support bietet – und von dem Sie vermuten, dass er das auch die nächsten Monate noch tun wird.

Natürlich hätte ich das Theme zurückgeben und den Kaufpreis wiederbekommen können. Aber das war ja nicht, was ich wollte, ich wollte eigentlich Unterstützung und ich wollte das Theme weiter verwenden. Der Kaufpreis von 50 Dollar spielte dabei eine untergeordnete Rolle.

Mehr zum Thema Pro und Contra von Vorlagen übrigens hier im Blog/Newsletter: Freud & Leid von Templates und Hompagebaukästen

Das Thema Relaunch hat mich auch bei anderen Projekten die letzten Monate beschäftigt, und ich weiß, dass es viele andere auch umtreibt – eine Website ist ja praktisch schon in dem Moment veraltet, in dem sie online geht. Daher werden Sie in den nächsten Wochen noch mehr zum Thema bei benutzerfreun.de lesen.

In der Zwischenzeit interessiert mich: Wie gefällt Ihnen das neue Gewand der benutzerfreund.de? Und, vor allem, finden Sie sich zurecht? Über alle Anregungen und jede Kritik freue ich mich sehr!

Und natürlich auch über Berichte von Ihren eigenen Relaunch-Projekten und über Ihre Fragen dazu…

Nachtrag (November 2017): Tipps für Ihren eigenen Relaunch im November-Newsletter: Relaunch-Tipps für Ihre Site

5 Gedanken zu „Lehren aus dem Relaunch – Newsletter 10/2017“

  1. Das Menü funktioniert in der Tablet-Ansicht nicht richtig – man kann die Untermenüpunkte nicht erwischen.
    Zum Thema Relaunch finde ich wichtig, dass man immer den Erfahrungen mit der bisherigen Website Raum geben sollte. Im Vorfeld des Relaunchs sollte man Analyse-Tools installieren und verstärkt nach Feedback fragen.
    Zeitpunkt für einen Relaunch kann auch die strategische Ausrichtung (Mehrsprachigkeit, Ändern der Produktpalette) oder ein verändertes Angebot sein.
    Zu der Sache mit dem Theme würde ich sagen: Die meisten meiner Kunden coden nicht selbst. Deswegen ist wichtig, dass man eine stabile Beziehung zum Coder aufbaut und auch Rücksprache hält (zB. meinten schon Kunden, Bildbearbeitung wie beim Mac seien doch Standard – und wunderten sich dann, dass das im Backend von ihrem CMS Joomla nicht genau so funktionieren kann.
    Ein Relaunch hat immer auch eine belebende Wirkung auf den Website-Betreiber, weil man sich noch einmal auf das Kerngeschäft besinnt und zeigt im Internet, dass man noch lebt und sich entwickelt.

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    • In der Tat macht mir das Menü noch einige Sorgen. Mit welchem Tablet in welcher Ansicht haben Sie denn getestet? Denn ich habe einige Probleme gefunden, aber „erwischen“ konnte ich alle Unterpunkte…
      Danke auch für die guten Anmerkungen zu den Hintergründen eines Relaunches!

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  2. Optisch: wunderschön.

    Navi: Ab Runterklappen der Unternavi beginnt die Verfolgungsjagd mit der Maus, die die Maus gelegentlich verliert. Sobald man aus dem Bereich nur kurz rausrutscht, klappt die Unternavi wieder hoch. Und schon fange ich nochmal an, diesmal mit erhöhter Aufmerksamkeit. Das verschleißt Konzentration an unpassender Stelle.

    Schriftbild: Dieses fiel mir erstmal nicht auf – was ein gutes Zeichen ist. Allerdings bewegt sich der Schriftkontrast mE. im unteren Bereich des Vertretbaren.
    Jetzt beim Eintrag in das Kommentarfeld fällt mir schnell was auf: Ich finde meine Punkte und Doppelpunkte kaum wieder. Auch die Schrift erscheint mir hier schwerer lesbar. Die Type verlangt wohl eine gewisse Mindestgröße, so wie im normalen Seitentext. Dort ist sie nach meinem Leseempfinden ok.

    Unabhängig vom Relaunch lebt die Seite von der zugewandten Redeweise, dem „Sprech“. Eine Messstelle für sowas ist der Bereich der rechtlichen Anmerkungen. Man kann da knochentrockenen Juristenjargon abkopieren, oder aber wie hier verständlich selbstformuliert reden. Und sich auf das Nützliche beschränken und nicht in das häufige Blabla verfallen. Ist mir sehr sympathisch.

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  3. So, nun ist das Menü schon deutlich besser, denke ich. Noch nicht perfekt, wir arbeiten noch dran, aber eine „Verfolgungsjagd“ sollte nicht mehr nötig sein…

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