Gelassene Suchmaschinenstrategie gewinnt – Newsletter 2/2015

Suchmaschinenoptimierung ist ein Thema, das nur wenige begeistert. Und doch muss sich jeder, der eine Website betreibt, damit auseinandersetzen.

Dazu ist es unerlässlich zu wissen, wie Menschen wirklich suchen. Zu genau diesem Thema habe ich letzte Woche einige Erkenntnisse gewonnen, die ich hier mit Ihnen teilen möchte.

Für ein Kundenprojekt habe ich 10 Testpersonen ins Usability-Labor eingeladen und ihnen verschiedene Recherchenaufgaben gestellt. Diese waren anders als meist bei Usability-Tests: Es waren offene Recherchenaufgaben, das heißt, die Testpersonen hatten von mir keine Vorgabe, welche Website sie benutzen sollen. Normalerweise testet man eine bestimmte Site, weil man wissen will, wie die Nutzer mit dieser klarkommen.

Aber diesmal wollten wir wissen, ob die Testpersonen auf die Site meines Kunden kamen oder ob sie andere Sites nutzen. Das Ergebnis war sehr lehrreich – nicht nur für den Kunden, auch für mich.

So suchen Menschen

Natürlich waren meine 10 Personen nicht repräsentativ. Aber dennoch ist es wie bei jedem Usability-Test: Qualitative Muster lassen sich auch aus der Beobachtung von wenigen Nutzern ableiten.

Google oder nichts

Screenshot Website Bing
Trotz der schönen Hintergrundbilder hat Bing nicht mehr als ein paar Prozent auf dem Suchmaschinenmarkt erobern können.

Alle 10 Testpersonen gingen ohne eine Sekunde zu zögern direkt zu Google.

Zu keiner anderen Suchmaschine.

Und auch nicht auf die Website eines Unternehmens, eines Vereins oder einer Organisation. Selbst als ich sie später aufgefordert habe, eine bestimmte Site zu nutzen, haben sie nicht deren URL eingegeben, sondern bei Google nach deren Namen gesucht.
Und auch, wenn sie mir gesagt haben, dass sie bei Wikipedia nachsehen wollen, haben sie deren Site auch über Google angesteuert, nicht direkt.

Diese deutsche Liebe zu Google ist nachprüfbar repräsentativ: Alle verfügbaren Statistiken von Sitzbetreibern zeigen: 95 Prozent der Suchanfragen kommen von Google. Um die 4 Prozent kommen über Bing und winzigen den Rest teilen sich kleinere Anbieter.

Begriffe ungenau

Mit der Formulierung der Suchbegriffe haben sich die Testpersonen nicht lange aufgehalten. Zwar haben sie fast immer mehr als ein Wort eingegeben. Vor ein paar Jahren war das noch anders, da haben viele nur nach einem einzigen Wort gesucht. Inzwischen haben die meisten aber gelernt, dass sie mit mehreren Wörtern deutlich bessere Ergebnisse bekommen.

Doch mich hat gewundert, wie wenig die Testpersonen überlegt haben, ob die Wörter sinnvoll bzw. treffend sind. Ich hatte das Gefühl, sie geben einfach den ersten Begriff ein, der ihnen geläufig ist – selbst wenn ich nach einem spezifischen Begriff gefragt habe, haben sie mehrfach einen anderen eingegeben, der zu schlechteren Suchergebnissen geführt hat.

Was nicht heraussticht, wird übersehen

Die Seite mit den Treffern wird auch nicht gründlich studiert. So wie jede Website fast immer nur überflogen wird, so haben die Testpersonen auch die Trefferliste nur überflogen und mit den Augen nach Wörtern abgesucht, die ihnen anzeigen, dass sie dort finden, was sie suchen. Den Trefferseiten ergeht es also nicht anders als allen anderen Seiten im Web. (Mehr zu unserem Leserverhalten siehe: Wer liest die Texte Ihrer Site?)

Seite 1 oder gar nicht

Während meines Tests haben die 10 Testpersonen insgesamt 40 Aufgaben bearbeitet und dabei in Summe 180 Mal Google aufgerufen. Nur ein einziger Nutzer hat einmal die zweite Seite der Treffer angeklickt.

Das heißt, nur in einem von 180 Fällen landen die Nutzer auf der zweiten Seite der Google-Trefferliste.

Screenshot Google 2. Seite
Für die meisten ein ungewohnter Anblick: Die 2. Seite der Trefferliste bei Google.

Was heißt das für Ihre Site?

Zunächst einmal: Keine Panik, Sie können sich entspannen. Denn auch wenn diese Beobachtungen vielleicht ernüchternd auf Sie wirken: Überraschend sind sie nicht.

Und es heißt auf keinen Fall, dass Sie keine Chance haben, über Google gefunden zu werden.

Die gelassene Suchmaschinenstrategie

Ich empfehle Ihnen die gelassene Suchmaschinenstrategie. Diese hat den Charme, dass sie am wenigsten Arbeit macht, weil sie sich daran orientiert, wie wir suchen. Und sie nutzt aus, dass die Suchmaschinen immer mehr suchen wie wir Menschen.

SEO ist tot, es leben die Menschen

Google & Co wollen möglichst viele Nutzer. Und die bekommen sie mit möglichst guten Suchergebnissen. Eine ideale Suchmaschine würde also genau die Treffer heraussuchen, die ein sehr gut informierter Mensch zu dem gerade gefragten Thema vorlegen würde.

Google ist laufend dabei, die Qualität seiner Ergebnisse zu verbessern – mithilfe von Beobachtungen, mit manuellen Auswertungen und vor allem mit Hilfe der Analyse der gigantischen Menge von Suchanfragen und anderen Daten, die dort anfallen.

Jedem ist wohl aufgefallen, wie in den letzten Jahren die Ergebnisse von Google & Co immer besser wurden. Und daher nutzen fast alle nur noch Google.

Mit jedem Update seine Suchroutinen macht Google den Tricksern das Leben schwerer. Früher konnte man mit weißem Text auf weißem Grund den Suchmaschinen vorgaukeln, dass bestimmte Seiten viele Informationen zu einem Thema enthalten, die dort gar nicht vorkamen – jedenfalls nicht in einer für Menschen lesbaren Form.

Das geht schon seit Jahren nicht mehr. Wer dagegen Inhalte schreibt, die Menschen lieben, der hat auch bei den Suchmaschinen gute Karten – und der Trend verstärkt sich laufend mehr.

Es hat seinen Grund, dass die Menschen nicht mehr auf die zweite Seite der Trefferliste gehen: Die erste Seite beantwortet in fast allen Fällen ihre Frage.

Das hat natürlich gravierende Folgen und gibt Google eine ungeheure Macht, weil dieses Unternehmen damit bestimmt, welchen Teil des Web wir alle sehen – aber das ist eine eigene Diskussion.

So sorgen Sie dafür, dass Sie gefunden werden

Was braucht es nun, damit Ihre Seiten bei Google auf der Trefferliste ganz vorn landen?

Technische Voraussetzung für Ihre Suchmaschinenstrategie

Um ein bisschen Technik kommen Sie nicht herum. Sie müssen ein paar Dinge wie Seitentitel, Beschreibung und Überschriftenformatierung im HTML-Quelltext Ihrer Seiten beachten.

Googles kostenloses PDF Einführung in Suchmaschinenoptimierung ist immer noch eine der besten Quellen dafür.

Sprache der Benutzer sprechen

Schreiben Sie so, wie Ihre Benutzer sprechen. Wenn Sie genau die Begriffe kennen und verwenden, nach denen Ihre (potenziellen) Nutzer suchen, dann landen sie dazu weit vorn in den Trefferlisten.

Begriffe definieren & besetzen

Wer Begriffe definiert, hat die Macht. Politiker und Marketingexperten versuchen gleichermaßen, Begriffe festzulegen und sich damit den Köpfen der Menschen festzusetzen.

Aber das ist nicht nur etwas für die ganz Großen. Vielmehr kann hier jeder noch so kleine Site-Betreiber mitspielen. Sie haben einen Friseursalon? Wenn Sie versuchen wollen, unter dem Stichwort „Friseur“ bei Google ganz vorn zu landen, viel Spaß.

Aber unter Ihrem Namen in Verbindung mit dem Wort „Friseur“ gefunden zu werden, das ist mit der gelassenen Strategie einfach. Und wenn dann auch noch die Stadt mit dazu kommt, dann können Sie wenig falsch machen und ein Platz auf der ersten Seite der Trefferlisten ist Ihnen fast schon sicher.

Die Startseite tritt ab, die Unterseiten treten an

Dass die Menschen über Google auf Ihre Site kommen, beutetet auch: Ihre Startseite ist weit weniger wichtig, als Sie sie nehmen.

Denn heute ist jede Seite eine potenzielle Startseite. Sorgen Sie also dafür, dass jede Seite Ihrer Site auch für sich funktioniert. Dass die Nutzer wissen, wo sie gelandet sind, was sie hier tun können und wie sie von hier aus zu weiteren Interessenten Inhalten auf Ihrer Site kommen.

Fazit, Tipp & Verlosung

Wer bei hart umkämpften allgemeinen Begriffen wie „Bücher“, „Website-Beratung“ oder „Suchmaschinenoptimierung“ auf der ersten Seite der Trefferlisten erscheinen will, der muss sich laufend mit den Feinheiten der HTML-Auszeichnung, den aktuellen Suchalgorithmen und anderen Details befassen.

Wer aber nur dafür sorgen will, dass seine Seiten gefunden werden, wenn man nach ihnen sucht, für den ist die gelassene Suchmaschinenstrategie das Richtige.

Ein paar Details dazu erzähle ich im dritten und letzten Videotraining, das ich vor ein paar Wochen bei video2brain aufgenommen habe. Es heißt:

SEO-gerechte Texte. Inhalte, die gefunden werden
Standbild Videotraining SEO-gerechte Texte Jens Jacobsen

Mehr Infos und ein Einführungsvideo bei LinkedIn Learning.

Wie es nun schon Tradition ist, hier die Verlosung:
Wollen Sie einen kostenlosen Kurs gewinnen, dann mailen Sie, schreiben Sie mir auf Twitter oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Blog.

Und als Trostpreis gibt es wieder für 10 Teilnehmer einen 10-Tage-Testzugang, mit dem Sie alle Kurse von video2brain ansehen können (also über 60.000 Videos, ich hoffe, Sie haben etwas Zeit, wenn Sie gewinnen).

Jeder, der bis zum 23.2.2015 kommentiert, mailt oder zu diesem Thema twittert, nimmt an der Verlosung teil. Das natürlich gerne öfter, aber jeder nimmt nur einmal teil.

Viel Glück & gelassenes Suchmaschinenoptimieren!

10 Gedanken zu „Gelassene Suchmaschinenstrategie gewinnt – Newsletter 2/2015“

  1. Wieso gilt der Kommentar im Blog nicht mehr zum Teilnehmen an der Verlosung?

    Der Artikel ist aber gut. Klar und auf den Punkt gebracht formuliert und das Wichtigste zur SEO-Strategie – nämlich für Menschen zu schreiben – fundiert erklärt.

    Antworten
  2. Ich nenne es immer „praxisorientierte SEO“. Aber „gelassen“ finde ich auch sehr schön und treffend.

    Wenn man die Entwicklung der Suchmaschinen beobachtet, ist der Fortschritt schon deutlich spürbar. Linkfarmen und Keyword-Spam sind längst Schnee von vorgestern. Nur die Regel „Content is King“ hat überdauert und wird immer wahrer.

    Viele Grüße
    Rainer

    Antworten
  3. Das heisst aber, dass die gelassene Suchmaschinenoptimierung eher auf Bestandskunden zielt?

    Denn wenn ich bei Google unter dem Stichwort „Friseur“ in Verbindung mit meinem Namen und der Stadt gefunden werde, dann brauche ich Google ja eigentlich schon gar nicht mehr – dem Suchenden bin ich ja offenbar schon mit den wichtigsten Fakten bekannt.

    Neue Kunden werden diese Informationen ja (noch) nicht haben, insofern bleibt es für die Neukundengewinnung bei Google beim harten Brot des herkömmlichen SEOs…

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    • Sehr guter Punkt, danke für die Anmerkung! Aber wer seine Hausaufgaben macht und dafür sorgt, dass die Wörter „Friseur“ und „Beispielstadt“ von den Suchmaschinen für seine Seiten indexiert werden, der hat gute Chancen auf einen Platz auf der ersten Seite der Trefferanzeige. Vor allem, wenn er gute Inhalte bietet und vielleicht noch ein paar Links einsammeln kann.

      Bei kompetetiveren Umfeldern wird das aber in der Tat schwierig. Da ist die Konkurrenz so groß, dass man sich richtig reinhängen muss. Aber es gilt dann: Ein bisschen Aufwand nützt nicht viel. Wer von der 22. Trefferseite auf die 3. rutscht, hat zwar rechnerisch eine große Verbesserung erreicht. Aber mehr Aufmerksamkeit bekommt er dadurch auch nicht unbedingt.

      Fazit: Gelassen Optimieren oder gleich mit richtig großem Aufwand. Wobei die Frage ist, für wen sich letzteres wirklich lohnt.

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