Das persönliche Radioprogramm – willkommen in der Zukunft.

Screenshot Podcastverzeichnis iTunes
Seit iTunes ein Podcast-Verzeichnis hatte, wurden Podcasts einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Als ich vor acht Jahren Podcasts entdeckt habe, war ich begeistert: Endlich konnte man hochwertige gesprochene Inhalte hören und war weder auf Sendepläne angewiesen noch musste man die Themen anhören, die einen nicht interessieren. Wie Radio mit Skip-Funktion.

Bald träumte ich weiter: Wie wäre es, wenn man nicht Moderatoren zuhören müsste, die einem auf die Nerven gehen, nie Musik hören müsste, die man nicht mag und nur Inhalte hören könnte, die man spannend findet?

All das war mit Podcasting möglich geworden. Unzählige Menschen sorgten für einen stetigen Strom von tollen Inhalten zum Anhören. Private Podcast-Pioniere, die sich ihren Lebensunterhalt mit Podcasting verdienen. Hobby-Podcaster, die aus Spaß anarchistische oder extrem tiefschürfende Sendungen aufnehmen. Radiosender, die den Großteil ihrer Inhalte via Podcast zur Verfügung stellen.

Der einzige Haken: Man musste sich die Sachen selbst von Hand heraussuchen und zusammenstellen. Also glich das leider dann doch noch nicht dem persönlichen Radio, das ich einfach anschalte, sonder mehr einer Internetrecherche. Der große Vorteil von Audiopodcast ist aber: Die kann ich hören, wenn ich unterwegs bin und/oder die Hände nicht frei habe. Also auf dem Weg zur Arbeit. Beim Sport. Oder beim Kochen.

Damals habe ich einen Prototypen programmiert, der mir diese Arbeit abgenommen hat. Das hat leidlich funktioniert und ich habe darüber nachgedacht, eine Firma zu gründen, die das in Schön programmiert und vermarktet. Was mich davon abgehalten hat: Ich dachte, die Idee ist so offensichtlich, da arbeiten sicher schon Dutzende von Teams dran. (Damals habe ich dann statt dessen die Content Crew GmbH gegründet, um Podcasts für Unternehmen zu produzieren.)

Doch wie falsch ich da lag mit der Annahme, meine Traum-App für persönliches Radio würde gerade entwickelt! Erst jetzt, acht Jahre später, im Jahr 2014 gibt es erste Anwendungen, die ungefähr das machen, was ich mir 2005 vorgestellt habe.

NPR One

NPR ist das US-Pendant zu den Öffentlich-Rechtlichen Radios in Deutschland (auch wenn es ein Netz unabhängiger Sender ist – sie sind alle nicht-kommerziell und bieten hochwertige Inhalte).

NPR produziert z.B. Nachrichten, die lokale Sender übernehmen können. So muss nicht jede der 797 NPR-Stationen in den USA eine Nachrichtenredaktion unterhalten, die über nationale und internationale Ereignisse das Gleiche berichten würde.

Aber auch längere Magazine und Shows produziert NPR – zu einer sehr breiten Themenpalette.

All das zugänglich macht seit wenigen Wochen die App NPR One für iPhone, iPad und Android.

Der Witz dabei ist: Man kann jede einzelne Nachricht als „interesting“ markieren. So lernt die App mit der Zeit, welche Inhalte mich interessieren und bringt mir mehr von dieser Art.

Screenshot NPR One
NPR One ist eine Radio-App. Das Besondere: Sie lernt, was Sie gern hören.

Einstellen kann man sonst nur, aus welcher (US-amerikanischen) Region man seine lokale Nachrichten beziehen möchte. Und man kann Beiträge natürlich überspringen.

Sicher ist das noch nicht für jedermann und die Nachrichten kommen nur aus den USA. Aber der Ansatz ist für mich genau der richtige – ich hoffe auf viele Nachahmer.

Kurzinfo und Link zum Download (kostenlos): Introducing NPR One

Capsule.fm – The Early Edition

Screenshot The Early Edition
The Early Edition ist eine Art Radiowecker. Das Besondere: Sie werden mit Ihrer Musik und personalisierten Nachrichten geweckt.
Wer den Film Her gesehen hat, wird beim Benutzen von The Early Edition ein Deja-Vu-Gefühl haben. In dem Film spricht Scarlett Johansson Samantha, eine virtuelle persönliche Assistentin, die mit der zweiten Hauptrolle (Joaquín Phoenix) ausschließlich über Audio kommuniziert.

Genau das macht auch Miranda, die Stimme von The Early Edition. Sie hat noch einen Kollegen, Carl, der gelegentlich übernimmt. Die beiden sind sozusagen ein personalisierter Radiowecker. Sie legen zur eingestellten Uhrzeit los und erzählen erst einmal, wie das Wetter heute sein wird. Dann lesen sie aktuelle Nachrichten vor, spielen Musik (auch aus meiner eigenen Musiksammlung auf meinem Gerät!) und bringen gelegentlich einen abgedroschenen Motivationsspruch.

Derzeit können Miranda und Carl nur Englisch und Norwegisch, aber das Menü ist schon auf Deutsch übersetzt. Auch die Quellen der Nachrichten sind noch nicht besonders international.

Die Automatenstimmen auf englisch sind angenehm und gerade gut genug, dass man nicht das Gefühl hat, einem Navigationssystem zuzuhören. Der Vorteil von diesem Ansatz ist, dass viel mehr Inhalte zur Verfügung stehen – alle gedruckten Texte im Web, nicht nur eigens produzierte Audioinhalte.

Und mir persönlich gefällt es sehr, dass die App dazu meine eigene Musik spielt. In Zukunft wäre es natürlich schön, wenn die App neue Titel und Interpreten heraussuchen würde, die ich noch nicht kenne.

Und will man die App tatsächlich zum Wecken benutzen, dann muss man sie über Nacht geöffnet lassen – und sie braucht einen Wifi-Zugang, um die Inhalte aus dem Internet zu laden.

Fazit: Es gibt noch einiges an Verbesserungsmöglichkeiten, aber der Ansatz begeistert mich – für jeden, der Standard-Radio nicht mag, aber gern Informationen hört und leidlich Englisch versteht, für den lohnt sich ein Test schon jetzt.

Screenshot Einstellungen The Early Edition
Sie geben vor, welche Musik Sie hören wollen und aus welchen Quellen die Nachrichten kommen sollen.

Info und Link zum Download (1,79 Euro): capsule.fm

2 Gedanken zu „Das persönliche Radioprogramm – willkommen in der Zukunft.“

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