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die tageszeitung

19.1.2004 die tageszeitung

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Das Mangoprojekt
Mangoprojekt

1977

"Deutscher Herbst", "bleierne Zeit": Der Staat durchkämmt die Republik nach RAF-Terroristen, verhängt eine Nachrichten- und Kontaktsperre. Die Medien machen brav mit und berichten nur noch, was der Bonner Krisenstab will. Die Linke diskutiert das Projekt Tageszeitung.

1978

Das Projekt Tageszeitung nimmt konkrete Form an. Im Januar wird es auf dem Tunix-Kongreß in der technischen Universität von Berlin diskutiert. Bis Ende des Jahres bilden sich in 30 Städten sogenannte TZ-Initiativgruppen.
Sie werden die ersten Quasi-Lokalredaktionen sein.

(Foto: ZINT)

1979

Das taz-Kollektiv bezieht die Wattstraße 11/12 im Berliner Wedding. Ab dem 17. April erscheint die taz täglich. Im Juni fordern "Besucher, Verwandte und Freunde politischer Gefangener" eine engagiertere Berichterstattung. Ein Polizist fragt: "Sie sind besetzt? Wie darf ich das verstehen?"

(Foto: Video Stuttgart)

Beispielhafte Mobilisierung gegen den Atomstaat: Die taz druckt die Route eines Sternmarsches nach Hannover auf der Titelseite, Zukunftsforscher Robert Jungk schreibt den Aufmacher, schließlich demonstrieren 140.000 Menschen gegen das geplante Endlager im Wendland.

1980

Solidarität mit den Befreiungsbewegungen in der Dritten Welt: Die taz beginnt mit ihrer Spendenaktion "Waffen für El Salvador".Ergebnis nach zwölf Jahren: 4.737.755 Mark und 10 Pfennige. Aus Nicaragua berichten vier KorrespondentInnen. In der Wattstraße wird solidarisch "Sandino-Dröhnung" aufgebrüht.

1981

Die hundertste Hausbesetzung in Berlin. Die taz ruft zu einem - sie teuer zu stehen kommenden - Mietboykott der "Neuen Heimat" auf. Im November erscheint das dritte taz-Besetzerjournal: "Sachschaden".

1982

Solidarnosc ruft zum Generalstreik in Polen auf. Die kommunistische Regierung verhängt den Ausnahmezustand. Grundnahrungsmittel werden knapp. Die taz schleust einen Mitarbeiter auf der Leninwerft in Gdansk ein. Gründungsmitglied und Linksanwalt Hans-Christian Ströbele hat endgültig keinen Bock mehr, mit seinem Kombi täglich belegte Brote in die Redaktion zu fahren. Die taz richtet deshalb ihre erste Kantine ein. Ulrike Halbrock war die erste Köchin (Foto). Hier wird Norbert Thomma Schnittlauch schneiden. 13 Jahre später soll er Chefredakteur werden.

(Foto: Silvia Jansen)

1983

Der Volkszählungsboykott bewegt sich auf seinen Höhepunkt zu. Die taz konzentriert einen großen Teil ihrer Kräfte auf Berichte über den Überwachungsstaat.

(Foto: BARNIM)

1984

Das "Orwell-Jahr 1984" wird in der taz zu einer Zäsur besonderer Art. Die erste schwere Finanzkrise führt zu Kürzungen der ohnehin geringen Löhne. Das Defizit aus dem Vorjahr beläuft sich auf 105.000 Mark.

1985

Die taz installiert das für damalige Tageszeitungen modernste Redaktionssystem.

1986

Ein Reaktorblock im AKW Tschernobyl brennt durch, eine radioaktive Wolke überzieht Europa. Die DDR und die westdeutsche Atomlobby verniedlichen die Katastrophe. Bei den Grünen kommt es zu Masseneintritten, die Auflage der taz schnellt von 22.000 auf 36.000 Abonnements hoch. Ein Brief der Brüder von Gerold von Braunmühl, den die RAF ermordete, ist der taz eine Titelseite wert. "Ein unheimliches Dokument geschwächter sozialer Instinkte", kommentiert die "Welt". Vorwürfe der Brüder an die Bundesregierung wegen der Antiterrorgesetze machen den Hardlinern in Bonn zu schaffen.

1987

Die staatliche Terroristenhysterie nimmt kein Ende. Der neue Paragraph 130 a stellt die "Anleitung zu Straftaten" ausdrücklich unter Strafe. Die taz muß nun vor dem Abdruck von Interviews, etwa mit Gegnern der WAA Wackersdorf, jedes Wort abwägen. Hans-Christian Ströbele spricht von Lex taz. 750-Jahr-Feier in Ost-Berlin. Die taz fälscht das SED-Zentralorgan Neues Deutschland und verbreitet es in der Bundesrepublik. Viele Voraussagen erfüllen sich später: McDonald's in Leipzig, Hanfanbau in Brandenburg. Zur Frankfurter Buchmesse produzieren Schriftsteller eine Dichter-taz.

1988

taz-Frauen streiken wegen einer "Porno-Seite", auf der unter anderem eine Banane als Phallussymbol dargestellt war. Den ersten Frauenprotest gab es acht Jahre zuvor wegen eines sexistischen Artikels und eines "SM-Comics". Das Plenum beschloß daraufhin eine bis heute geltende Frauenquote.

1989

Hausbesitzer:
Die taz zieht ins Berliner Zeitungsviertel. Ihr gehören nun ein Altbau und ein später gebautes Bürohaus. Seit 1993 erinnert hier eine Gedenktafel an den APO-Vordenker Rudi Dutschke, der 1968 nach beispielloser Hetze in den Springer-Zeitungen einem Attentat zum Opfer fiel. 1979 starb er an den Spätfolgen.

(Foto: Burg / Schuh BFF)

In Berlin werden die Grünen erstmals - mit der SPD - in die Regierung gewählt. Redaktionsleiterin Georgia Tornow sieht die taz plötzlich nicht mehr in gewohnt kritischer Rolle. "Jetzt sind wir Regierungsblatt", meint sie, als sie dem Dalai Lama das taz-Haus in der Kochstraße in Kreuzberg zeigt.

(Foto: Christian Schulz / Paparazzi)

9. November: Die Mauer fällt, Einzelexemplare der taz werden sofort exportiert. Vier Monate später gibt es die Ost-taz als erste bundesdeutsche Zeitung flächendeckend in der DDR - produziert von DDR-KollegInnen. Die Gesamtauflage explodiert auf 100.000 Exemplare.

(Foto: Paul Langrock / Zenit)

1990

"Heimatkunde DDR": Die taz veröffentlicht eine Liste mit 9.251 Stasi-Adressen konspirativer Objekte und löst eine bundesweite Debatte aus. Später - als sie nicht mehr für die taz arbeiten - räumen unter anderem Jürgen Kuttner sowie Ex-Terrorist Till Meyer ein, an die Stasi Berichte geliefert oder mit ihr lange Jahre Kontakt gepflegt zu haben. Mit der taz kaufen die LeserInnen jetzt auch die World Media - ein Gemeinschaftsprojekt von 15 Zeitungen aus 14 Ländern. Als sich die taz zwei Jahre später weigert, eine Anzeige mit einem Hubschrauber des Rüstungskonzerns Aerospatiale zu drucken, wird sie aus dem Projekt geworfen.

1991

Der "Verein der Freunde der alternativen Tageszeitung e. V." ist tot, die Genossenschaft lebt. Die taz reagiert damit auf den Wegfall der millionenschweren Berlinförderung. 2000 LeserInnen zeichnen für drei Millionen Mark Genossenschaftsanteile und retten die taz aus der aktuellen Finanzkrise. 9. November, Jubiläumstag des Mauerfalls und Jahrestag der Reichspogromnacht.
67 AusländerInnen machen die taz und setzen ein Zeichen gegen die neue und brutale Fremdenhatz. Ihr Arbeitsmotto klingt wie ein spätes Tunix-Echo: "Die besten Ideen sind die der Schiffbrüchigen."

1992

"Keine taz mehr? Ohne mich!"

Der Spruch der anschließenden und extrem erfolgreichen Abokampagne stammt nicht von einer teuren Werbeagentur, sondern von einem Leser.

1993

Kampf um Symbole: Der ovale Redaktionstisch der taz diente 1969 dem Sozialistischen Anwaltskollektiv, dann der Kommune 1 und später dem Sozialistischen Zentrum. HausbesetzerInnen klauten ihn 1990 aus der taz. Seitdem ist er verschollen. Es hält sich hartnäckig das Gerücht, er sei 1993 bei Potsdam verbrannt worden.

(Foto: Olaf Jandke / Caro)

1994

1.000 Tage Belagerung von Sarajevo. Die taz recherchiert den Zerfall Jugoslawiens und den Krieg des dortigen Militärs gegen die Zivilbevölkerung mit drei Korrespondenten vor Ort. Die taz hat eine Scheibe: Die Ausgaben von sechs Jahren gibt es auf CD-ROM. Im darauffolgenden Jahr macht die taz den nächsten innovativen Schritt: Als erste deutsche Tageszeitung stellt sie ihre aktuelle redaktionelle Ausgabe komplett ins Internet.

1995

Berlins regierender Bürgermeister zahlt ausgesuchten Journalisten Reisekosten, damit sie über ihn und einen Pandabären in Peking berichten. Die taz klagt erfolgreich wegen einer Benachteiligung und deckt illegale Praktiken auch in SPD-regierten Ländern auf. Niveau: Die taz und die linke Schweizer Wochenzeitung "Woz" produzieren seit Mai die deutschsprachige Ausgabe von Le Monde diplomatique . Gesellschaftliche Entwicklungen werden ausführlich analysiert. Sie erscheint monatlich jeweils am zweiten Freitag als Beilage. Ungeheurer Verschleiß: Im April bestellt die taz mit Luik, Thomma und Schmid ihre neue Chefredaktion. Zuvor war Sontheimer gefeuert worden, Nachfolger Widmann ging freiwillig. Seine drei Erben halten nur bis 1996 durch.

1996

Durchbruch: Lufthansa, debis, der Bundesverband der Banken, die Commerzbank und andere Unternehmen entdecken taz-LeserInnen als Kunden. Die Anzeigenumsätze der taz sollen 1997 erstmals die Sechs-Millionen-Mark-Grenze sprengen. Grund zur Freude: Der Lokalteil in Hamburg feiert 15jähriges und der Lokalteil in Bremen 10jähriges Bestehen. Die meisten LeserInnen pro Einwohner hat die taz trotzdem in Tübingen. Zum 17jährigen Geburtstag der taz produzieren Karikaturisten die aktuelle Ausgabe. Die Zeitung ist von Flensburg bis Passau bereits am frühen Morgen ausverkauft. Nach einer erneuten Finanzkrise sowie der "Vertrauensfrage" startet die taz am Jahresende eine Genossenschaftskampagne.

1997

Die taz erweitert: Seit September 1997 schmückt das tazmag die Wochenendausgabe der taz, das mit einer äußerst erfolgreichen Werbekampagne eingeführt wird.

1998

Die ruhr-taz erscheint jeden Donnerstag mit 8 Seiten als Beilage der überregionalen taz. Die münster-taz braucht noch Zeit zum Wachsen, sie erscheint als 8-seitige Beilage jeden ersten Donnerstag im Monat.
"Dachschaden in der taz" titelt die taz am 17. April 1998. 30 Jahre nach 68 produzieren ehemalige Aktivistinnen und Aktivisten die aktuelle Ausgabe der taz.

1999

Kaum ein Jahr hatten Branchenkenner dem Kollektiv Tageszeitung 1979 gegeben. Jetzt feiert die taz stolz ihren zwanzigsten Geburtstag in der Kulturruine Tacheles. Mit 4000 Leserinnen und Lesern. Und einer neuen Chefredakteurin. Bascha Mika ist die Nummer zwölf auf diesem Posten.

2000

Die NRW-taz wird größer, nun gibt es auch einen Kölner Lokalteil, und bundesweit liegt der taz einmal in der Woche die deutsch-türkische Wochenzeitung "Persembe" ("Donnerstag") bei.
Die taz setzt publizistisch und wirtschaftlich auf "Solidarität". Sie ist nämlich selbst in Geldnot und bietet eine "Solitaz" zum Preis von 50 DM am Kiosk an. Die Sonderausgabe wird mehr als 10.000 mal verkauft.

2001

Wie wollen wir leben? Zum Geburtstag schenkt sich die taz eine "begehbare Wochenendausgabe". Drei Tage lang diskutieren 3000 LeserInnen auf dem taz-Kongress in mehr als 40 Einzelveranstaltungen.

2002

Die USA erklären Bin Laden den Krieg. Deutschland erklärt sich "uneingeschränkt" solidarisch. Nach dem 11. September wird vielen die taz wieder wichtiger. Die Auflage steigt.
Eine historische Rede des US-Präsidenten war nur eine Sprechblase.
Findet die taz. Und titelt auch so.

Fortsetzung folgt

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