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Peter Unfried,
Bascha Mika, Die taz-Chefredaktion |
Die taz feiert 2004 ihren 25. Geburtstag. Man könnte in so einer Situation darüber
sinnieren, was sich alles geändert hat. Da gäbe es einiges zu sagen. Wir reden trotzdem
lieber darüber, was heute unverändert gilt wie 1979: Die taz muss in der deutschen
Presselandschaft einzigartig sein. Links, respektlos, konzernunabhängig, intelligent
unterhaltend: Auf diesen Grundpfeilern muss und wird sich die taz weiter als klare
Alternative zu den handelsüblichen Qualitätszeitungen profilieren.
Unsere Aufgabe ist es, den Kernauftrag für die Jahre 2004, 2005, 2006 und darüber hinaus, innovativ so weiterzuentwickeln, dass die taz auch in den kommenden Jahrzehnten den Ansprüchen genügt, die man berechtigterweise an sie stellt. Das voranzutreiben, daran arbeiten wir in der Chefredaktion - und zwar mittlerweile seit 1999 in derselben personellen Konstellation. Das ist übrigens für taz-Verhältnisse eine sehr lange Zeit - trotzdem ist zumindest aus unserer Sicht kein Ende abzusehen. Die personelle Kontinuität gilt für die ganze Redaktion und hat eine neue, langfristige Planungssicherheit gebracht. | ||
Als erste überregionale Zeitung hat die taz ein klares Schwerpunktkonzept eingeführt.
Wir haben damit die unserer Meinung nach anachronistisch gewordene Definition des Begriffs
Tageszeitung modifiziert.
Aktualität und Relevanz bleiben Hauptkriterien,aber es gibt im politischen Teil der Zeitung keine halben Sachen mehr: Zuerst kommt das Wichtige - und das wird auf je einer ganzen Seite aufgearbeitet und analysiert - und auf zwei Seiten Meinung kommentiert. Gleichzeitig haben wir die Nachrichtensicherheit erhöht: Das andere Wichtige ist auch da, aber fällt entsprechend kürzer aus. Dass dieses Prinzip mittlerweile von diversen anderen Zeitungen übernommen wurde, betrachten wir als Zustimmung für die dahinter stehende Grundphilosophie. Wichtiger aber ist, dass wir mit dieser Neujustierung der taz trotz begrenzter Marketingmittel klare Auflagenzuwächse verzeichnet haben. Das Schwerpunkt-Konzept der taz ist in seiner Form neu, basiert aber auf den traditionellen Stärken der taz. Schon immer war die taz am besten und am wichtigsten, wenn es galt, flexibel und schnell und trotzdem breit und entschieden zu den wichtigen Fragen die richtigen Recherchen und Analysen zu liefern. Das war nach dem Super-GAU von Tschernobyl 1986 nicht anders als beim Irakkrieg der "Alliierten" 2003.
Wir haben die niedrigsten Hierarchien, die wahrscheinlich jüngste Redaktion Deutschlands und z.B. zwei
Ressortleiter Innenpolitik, die beide knapp über dreißig sind. Aber den Schwerpunkt-Pool leitet mit
Carlo Ingelfinger nicht zufällig ein taz-Redakteur der ersten Stunde.
Auch das ist eine Gewähr dafür, Gegenwart und Zukunft auf der Erfahrung und dem Wissen aus 25 Jahren
taz-Geschichte aufzubauen. Übrigens ist die taz auch eine besonders unterhaltende Tageszeitung. Weil sie Grenzen überschreiten kann, weil sie selbstironisch sein kann. Weil sich der Spaß an der Arbeit manchmal Ausdruck verschafft. Die taz ist auch eine besonders polarisierende Zeitung. Dann diskutieren erst die Redakteure. Und dann alle Mitarbeiter. Und dann die Leser. Und zuletzt die Öffentlichkeit: Das darf selbst die taz nicht, sagen die einen. Das muss die taz, sagen die anderen. Dafür ist sie da. Das war vor 25 Jahren so. Das wird auch in 25 Jahren noch so sein. Letzte Antworten gibt es nicht. Aber wir suchen weiter. |