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Johannes Greiner, Das Genossenschafts-Team |
"Keine taz mehr - ohne mich!",
schrieb Herbert Brüggemann 1991 an den Rand seiner
Zeichnungserklärung, mit der er der neuen taz-Genossenschaft beitrat. Wie 2.000 weitere
LeserInnen wollte auch er mit seiner Einlage von 1.000 Mark seinen Teil dazu beitragen,
die wirtschaftlich angeschlagene taz aus ihrer finanziellen Notlage zu führen. Aber wie
kein anderer hatte der Verwaltungsangestellte aus Oberfranken mit seiner prägnanten
Formel den Sinn der Genossenschaft auf den Begriff gebracht.
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Inzwischen halten Herbert Brüggemann und mehr als 5.000 weitere GenossInnen ein
Kapital von gut 5 Millionen Euro. Tendenz:steigend. Im Schnitt begrüßt die Genossenschaft
jährlich 400 neue Mitglieder, etliche GenossInnen stocken ihre Anteile regelmäßig auf -
ohne dafür mehr Mitbestimmungsrechte zu erlangen. Regelmäßig informiert das
Geno-Team in ausführlichen Newsletters über neueste Projekte aus der Redaktion und die
aktuelle Lage des Unternehmens. Einmal jährlich können alle Mitglieder in Berlin an der
Generalversammlung teilnehmen, aus ihrer Mitte den Aufsichtsrat wählen und die
Mittelverwendung für wichtige Unternehmensentwicklungen der taz beschließen. So konnten
zum Beispiel 1999 die Entwicklung und Installierung eines neuen Redaktionssystems oder
die lang erwartete Layoutreform aus Geldern der Genossenschaft finanziert werden. Auch
Initiativen zur taz-Regionalisierung im Großraum NRW standen von Beginn an unter dem
besonderen Schutz der Genossenschaft. Seit dem Frühjahr 2003 baut die taz in Absprache
mit ihren GenossInnen eine Kommanditgesellschaft auf, deren Gesellschafter mit ihren
höher dotierten Einlagen die drängenden Entwicklungsaufgaben in Zukunft übernehmen sollen.
"Kauft die taz", wirbt die taz deshalb regelmäßig und appeliert damit zum Eintritt in die
Genossenschaft. Als 1991 die Entscheidung fiel, den größten selbst verwalteten Betrieb der
Bundesrepublik in Form einer Genossenschaft an die LeserInnen der taz zu verkaufen,
war dies unter den Mitarbeitenden nicht unumstritten.
Manch eineR favorisierte die Suche nach einem finanzstarken Großinvestor aus der Verlagsbranche,
unter dessen Führung sich die taz womöglich besser entwickeln könnte.
"Kauft die taz, bevor es ein anderer tut!", hielten die Befürworter einer
Genossenschaftsgründung entgegen. Sie suchten nach einer Geschäftsform, die die
Unabhängigkeit der taz auch in der Zukunft garantieren würde.
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