Newsletter 07/2012 – Sprechen Sie die Sprache Ihrer Nutzer?

(Infos zur Verlosung aus dem letzten Newsletter am Ende dieses Textes!)

Dass man Texte so schreiben sollte, dass die Nutzer sie gut finden, das ist mittlerweile jedem klar. Doch in der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Texte den Weg auf die Website finden, bei denen das nicht so ist – schlimmer noch, manche Texte verstehen die Besucher erst gar nicht.

Dass das so ist, merken Sie im schlimmsten Fall erst, wenn die Besucherzahlen zurückgehen oder die Abschlussrate. Testen Sie Ihre Seiten vorher mit Benutzern, dann fällt das schon früher auf. Aber am besten ist es natürlich, solche Probleme von Anfang an zu vermeiden.

Daher nun ein paar Tipps, worauf Sie beim Texten achten sollten.

Die richtige Ansprache wählen

Screenshot Website Ikea
Nutzeransprache bei Ikea: Da wirst Du konsequent geduzt

Sprechen Sie Ihre Nutzer weder zu förmlich an noch zu kumpelhaft. Sind Sie sich nicht hundertprozentig sicher, dass diese geduzt werden wollen, dann bleiben Sie beim Sie. Schreiben Sie aber möglichst viel aus Sicht der Nutzer, das heißt, sprechen Sie deren Probleme bzw. Interessen direkt an. Oder werden Sie persönlich und erzählen Sie von sich.

Je weniger Sie distanziert aus der dritten Person („man“, „es kann…“, „es wird…“) schreiben, desto enger kommen Sie mit den Nutzern in Kontakt.

Die richtigen Worte wählen

Achten Sie darauf, dass Sie keine FachworteFachwörter (geänd. 4.7.12, s. Kommentare) verwenden, die Ihre Nutzer möglicherweise nicht kennen. Folgende Lösungen gibt es für den Umgang mit FachwortenFachwörtern:

  • vermeiden
  • umschreiben
  • per Rollover-Hilfe erklären
  • im Text beim ersten Auftreten erklären

Der letzte Punkt ist für längere Texte in Ordnung, aber nachdem Sie auf der Website meist kurze Texte haben, die in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können, ist das meist nur eine Notlösung.

Welche Worte verstehen meine Nutzer?

Bei Web-Begriffen sind Sie nicht aufs Raten angewiesen. Sehr hilfreich ist die Wordingstudie 2012 von eResult. Darin haben ca. 2500 Internetnutzer angegeben, ob Sie mit Begriffen wie Facebook, Fanpage, eBook oder Tagcloud etwas anfangen können.

Nur ein paar Erkenntnisse: Was liken ist, wissen nicht einmal die Hälfte der Nutzer, bei den über Fünfzigjährigen sind sogar weniger als ein Viertel. Unter einem QR-Code können sich über fünfzig Prozent der Befragten nichts vorstellen und was man beim Tagging macht, das wissen nur knapp ein Drittel der Internetnutzer.

Screenshot Google Suche Schnäppchen
Die meisten Benutzer suchen nach Schnäppchen.

Das heißt: Seien Sie vorsichtig mit den Web-Begriffen, die uns ganz normal vorkommen – wir sind jeden Tag Stunden im Web unterwegs, Ihre Nutzer aber womöglich nur ein, zweimal die Woche.

Ein weiteres, witziges Ergebnis der Studie: die deutschen Webshopper wollen Schnäppchen, keine Sonderangebote. 30 Prozent der Befragen waren der Meinung, Preisreduziertes im Web sollte unter dem Begriff Schnäppchen zu finden sein (für Sonderangebote interessierten sich nur 22 Prozent).

Probleme mit Übersetzungen

Sätze wie er mir heute bei Facebook begegnet ist, sind im Web leider häufig:

Schütze dein Konto mithilfe des sicheren Durchstöberns (https)

Das versteht kaum ein Durchschnittsnutzer. Dass „browsen“ wörtlich übersetzt „stöbern“ heißt, das weiß praktisch niemand. Und wenn, dann ist der Begriff „sicheres Durchstöbern“ den meisten dennoch unklar. So ein kurzer Hinweis führt zu mehr Verwirrung, als dass er Nutzen bringt.

Gerade in letzter Zeit haben sich zwei Usability-Experten damit befasst, warum übersetzte Sites oft so schlecht sind und was das für den Erfolg der Sites bedeutet. Jakob Nielsen beschreibt in seinem Artikel „Why Country Sites Are So Bad“, wie schlechte Lokalisierungen die Usability wie auch die Marke beschädigen. Gerry McGovern folgert, dass man eine Site besser überhaupt nicht lokalisiert, bevor man es schlecht macht. Da ist etwas dran, wenn die ursprüngliche Site englisch ist. Nicht selten versteht man eine schlechte Übersetzung erst, wenn man sich überlegt, wie der Text wohl im englischen Original gelautet haben könnte.

Links

www.benutzerfreun.de/newsletter/newsletter-022011-–-kleine-worter-grose-wirkung-microcopy/
Tipps zum Schreiben von Texten hier im Blog

www.useit.com/alertbox/country-site.html
Why Country Sites Are So Bad

www.gerrymcgovern.com/nt/2012/nt-2012-06-18-Localise-content.htm
Don’t localize your content unless you’re going to do it right

www.eresult.de/studien_artikel/studienbaende/wordingstudie_2012.html
Die Studienzusammenfassung zum Download (kostenlos, Registrierung erforderlich)

Buch-Verlosung aus dem letzten Newsletter

Vielen herzlichen Dank an die vielen freundlichen Newsletter-Leser! 41 E-Mails, 8 Tweets, 11 Kommentare im Blog und auf Facebook sowie 8 neue Likes sind bei mir eingegangen. Besonders haben mich diejenigen gefreut, die mir etwas von ihrer „Geschichte“ verraten haben – es waren Leser dabei, die erst seit zwei Newslettern dabei sind wie auch mehrere, die schon den allerersten Newsletter bekommen haben und die erste Auflage des Buchs im Regal stehen haben. Es waren Studenten, Selbstständige wie auch Mitarbeiter renommierter Agenturen darunter.

Leider kann ich die Bücher nicht nach Freundlichkeit oder Kreativität der Mail vergeben – die Gewinner wurden ganz anonym per Zufallsgenerator ermittelt. Alle Gewinner habe ich nun benachrichtigt – herzlichen Glückwunsch an die zehn Glücklichen. Allen anderen nochmals vielen Dank, und natürlich besonders auch ein Dankeschön für das viele Lob und die hilfreichen Kommentare.
Weiter frohes Konzipieren & ich freue mich auf die nächsten 10 Jahre mit Ihnen!

4 Gedanken zu „Newsletter 07/2012 – Sprechen Sie die Sprache Ihrer Nutzer?“

  1. Herzlichen Dank für die vielen guten Artikel der vergangenen Jahre. Aber in einem Artikel über richtiges und gutes Schreiben solltest du(?) besser „Fachwörter“ statt „Fachworte“ verwenden. Viele Grüße Stefan

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