Newsletter 07/2009 – Für welchen Browser konzipieren?

Auf dem Browsermarkt hat sich in den letzten Wochen viel getan: Safari 4 und Firefox 3.5 sind in der finalen Version erschienen, eine neue Chrome-Version ebenso wie eine erste Chrome-Beta für Mac und Linux. Auch von Opera gibt es eine neue Beta-Version (Opera 10), und noch ein paar Monate zuvor wurde der Browser OmniWeb zum kostenlosen Download freigegeben.

Nicht nur als Designer, auch als Konzepter steht man vor der Frage: Für welche Browser soll ich meine Site anlegen? Die kurze Antwort ist wenig befriedigend: für die, welche die Zielgruppe benutzt. Diese Frage lässt sich aber fast immer nur so beantworten: Die Zielgruppe nutzt alle Browser auf dem Markt. Nur die Anteile unterscheiden sich je nach Zusammensetzung.
Bei internetaffinen jungen Zielgruppen hat Firefox einen hohen Anteil, bei Grafikern, von denen viele traditionell am Mac arbeiten, ist der Apple-Browser Safari vorn dabei. Und immer wichtiger werden auch mobile Browser.
Will ich keinen Teil meiner Zielgruppe verprellen, dann sollte meine Site auf allen Browsern funktionieren. Zum Glück ist das heute deutlich leichter als noch vor fünf Jahren oder gar noch längere Zeit zurück in der Frühzeit des Web. Allerdings ist das, was wir auf Websites anstellen, heute auch deutlich mehr, anspruchsvoller und komplexer als noch vor Kurzem.

Internet Explorer

Auf fast allen Sites ist der Internet Explorer der Browser, mit dem die Seiten am häufigsten aufgerufen werden (zwischen 70 und 40 Prozent).
Die Version 8 des Internet Explorer ist bei Webdesignern deutlich beliebter als seine Vorgänger. Microsoft hat hier endlich einen ordentlichen Schritt in Richtung Standards gemacht – die meisten werden unterstützt und auch ordentlich umgesetzt.

Allerdings sind noch immer mehr Nutzer mit IE 7 unterwegs als mit der neuen Version 8. Und Version 6 von 2001 nutzen auch noch um die 15 Prozent aller Surfer. So kommt man heute leider noch immer nicht darum herum, für diese alten Versionen mit all ihren Tücken einige Zeit zu reservieren, in der sich der HTML-Gestalter nur damit herumplagt, die Seiten für diesen anzupassen.

Firefox

In der Version 3.5 verspricht Firefox doppelte Geschwindigkeit. Vor allem die Ausführung von JavaScript ist schneller geworden, aber auch Gecko, die zugrunde liegende Darstellungstechnik für HTML/CSS hat bei der Geschwindigkeit deutlich zugelegt. Damit wird sich der open-source-Browser wohl noch weiter durchsetzen – etliche Sites werden schon zu über 50 Prozent mit Firefox besucht.

Die neue Firefox-Version unterstützt auch HTML 5, soweit das möglich ist, denn dieser neue Standard wird wohl erst in einem Jahr fertig sein.
Interessant ist das <video>-Tag: Firefox kann nun Video ohne Erweiterungen wie Quicktime, Flash oder Silverlight wiedergeben. Zu dem Thema Einbindung von Video demnächst mehr im Blog!

Mit ein Grund, warum Firefox so beliebt ist, sind die vielen PlugIns, die für ihn angeboten werden. Damit lassen sich die unterschiedlichsten Zusatzfunktionen nachrüsten.

Safari

Auch Safari 4 bringt die Unterstützung für HTML 5 mit.
Ich vermute, auch der Anteil von Safari wird wachsen, weil die neue Version 4 so gut ist. Nun funktioniert auch die Windows-Version, diese war zuvor extrem hakelig. Am auffälligsten ist an Safari 4 die Geschwindigkeit. Das Programm startet bei mir etwa fünfmal schneller als Firefox 3 und immer noch deutlich schneller als Firefox 3.5. Und vor allem werden die Webseiten rasend schnell geladen. Ich dachte immer, der begrenzende Faktor für die Darstellung wäre die DSL-Leitung, aber dank Safari weiß ich, dass es der Browser ist. Wenn man Websites besucht, die auf ordentlichen Servern liegen, dann sind auch sehr große Seiten innerhalb einer Sekunde komplett auf dem Bildschirm.

Safari 4
Safari 4

Die Tabs sind gut gelöst, reagieren schnell und lassen sich intuitiv im Fenster verschieben oder neben das Fenster ziehen, dann erscheinen sie in einem neuen Tab. Anders als in der Beta-Version sind die Lesezeichen wieder unterhalb der Adressleiste. Das ist zwar konform mit den anderen Browsern, aber eigentlich war der Ansatz richtig, die Tabs darüber zu setzen. Denn die Adresszeile zeigt ja immer die URL des Tabs, sie gehört also eigentlich zum Inhalt des Tabs dazu. Aber die Tabs oben sahen so ungewohnt aus, und es gab so viele Nutzerbeschwerden, dass Apple hier offenbar einen Rückzieher gemacht hat.

Extrem praktisch ist auch die Suchfunktion für den Verlauf (History): So kann man ganz schnell eine Seite wiederfinden, die man kürzlich besucht hat. Einfach ein, zwei Wörter eintippen, die auf dieser vorkommen und schon sieht man kleine Vorschaubilder aller besuchten Seiten, die man in den letzten Tagen aufgerufen hat.

Safari baut auf dem WebKit auf. Das ist eine von Apple entwickelte Abspaltung von KHTML (steckt auch im Browser Konqueror, der auf Linux verbreitet ist). WebKit ist open-source-Software und wird auch von Chrome, OmiWeb, Adobe Air sowie von Nokia für mobile Browser eingesetzt.

Chrome

Auch bei Chrome, dem Browser von Google, wird HTML 5 unterstützt – Chrome basiert wie Safari auf der Bibliothek WebKit.

Die finale Version ist nur für Windows verfügbar, für Mac und Linux gibt es aber Beta-Versionen. Die Oberfläche von Chrome ist sicher am ungewöhnlichsten von allen Browsern. Von Datenschützern wird Chrome stark kritisiert, da praktisch alle Nutzungsdaten bei Google landen. Ich habe Chrome bisher nur wenig getestet, eine endgültige Meinung konnte ich mir dazu noch nicht bilden. Über Kommentare im Blog würde ich mich freuen!

Opera

Und noch ein Browser geht in eine neue Runde: Opera. Die Betaversion für Opera 10 steht zum Download bereit. Mir persönlich gefällt die Oberfläche nicht ganz so gut, aber die Geschwindigkeit ist sogar noch beeindruckender als die von Safari.

Opera 10 Beta
Opera 10 Beta

Das soll sich sogar noch steigen lassen, wenn man Opera Turbo aktiviert. Dazu werden die Daten nicht direkt vom Server der angeforderten Website geholt, sondern über einen Proxy-Server von Opera, der die Daten komprimiert. Diese Technik kommt von der Mobilversion von Opera, die ja mit deutlich geringeren Bandbreiten umgehen muss. Ob Opera Turbo auch beim Surfen über DSL einen Effekt hat, kann ich schwer beurteilen – die Seiten sind so oder so rasant schnell dargestellt.

OmniWeb & andere

Wie Safari, Chrome und Adobe Air nutzt OmniWeb WebKit. Das Programm läuft nur auf Mac und ist seit Februar 2009 kostenlos. Es bietet ein paar Zusatzfunktionen, wie eine seitliche Leiste, in der alle offenen Tabs mit Übersichtsbildchen zu sehen sind.

Die Verbreitung von OmniWeb bewegt sich normalerweise deutlich unter einem Prozent. In diesen undankbaren Bereich der Browser-Statistiken „sonstige“ fallen auch iCab, Camino oder SeaMonkey.

Fazit

Wer Websites hat, die wenig JavaScript nutzen und im Wesentlichen nur aus Text, Bildern und Formularen bestehen, der muss sich heute nur noch wenig Gedanken über die Darstellung auf unterschiedlichen Browsern machen. Solange man einigermaßen sauberes HTML erstellt, mit CSS formatiert und auf Tabellen zur Formatierung verzichtet, sieht die eigene Site auf allen üblichen Browsern akzeptabel aus und ist benutzbar.

Testen mit Internet Explorer 6, 7 und 8 sowie mit Firefox und Safari ist aber für jede Site Pflicht. Chrome, Konqueror oder OmniWeb sind nicht ganz so wichtig, da alle drei mit WebKit arbeiten, das auch in Safari steckt.
Wer stark auf Ajax setzt und mit vielen Besuchern rechnet oder direkt über seine Site etwas verkaufen will, der kommt um aufwändige Testreihen nicht herum. Zu den oben genannten empfiehlt sich dann auf jeden Fall noch das Testen unter Opera. Am besten testen Sie auch unter den verschiedenen Betriebssystemen, auch wenn die Unterschiede hier bei den gleichen Browsern heutzutage nur noch ganz selten relevant sind.
Und denken Sie auch an die mobilen Versionen der Browser mit ihren Einschränkungen.

Übersicht Browser
Internet
Explorer
FirefoxSafariChromeOpera
Versionen in Gebrauch6, 7, 83, 3.53, 42; (Beta Mac/Linux: 3)9, 9.6
PlattformenWin, Win MobileWin, Mac, LinuxWin, MacWin; Mac, Linux (Beta)Win, Mac, Linux, versch. Handy-OS
EngineIEGeckoWebKit WebKitPresto
HTML 5jajajaja
Verbreitung40–60%30–45%3–15%0,1–5%0,1–4%
Websitewww.microsoft.comwww.mozilla-europe.org www.apple.comwww.google.com www.opera.com

6 Gedanken zu „Newsletter 07/2009 – Für welchen Browser konzipieren?“

  1. Hoppala: Beim Bild für Safari ist dir der Opera reingerutscht, kann das sein?

    Davon abgesehen stimme ich dir zu: Mit Standards kommt man heut schon ziemlich weit, was die browserübergreifende Darstellung angeht. Und dass der IE6 mittlerweile nur noch 15% aufweist, macht es uns zunehmend leichter und damit auch für unsere Kunden günstiger.

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    • Danke für den Tipp – die Bilder waren in der Tat vertauscht. Da bin ich mir selbst auf den Leim gegangen, weil in Safari die Website von Opera zu sehen ist…
      Jetzt passt es aber!

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  2. So gut die neuen Browser sind, so erstaunlich langlebig sind oft die alten Dinosaurier, wie vor allem der stets ein Eigenleben führende Internet Explorer 6.

    Gerade bei Websites aus dem B2B-Umfeld hat der IE 6 noch eine große Bedeutung. Im Firmenumfeld sind oft z.B. CRM-Systeme mit diesem Browser verheiratet, so dass ein Wechsel auf neuere Versionen dort gescheut wird.

    Bleibt also auch in Zeiten besserer Unterstützung von allgemeinen Standards nur die Weisheit: Wer viel und lange testet, ist wie immer auf der Gewinnerseite.

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  3. Du sagst, Safari sei sehr schnell. Dann versuch es so zu verstehen: Chrome basiert wie Safari auf den neuesten Webkit-Versionen, ist beim Rendern von HTML, CSS und Grafik also genauso schnell, und hat außerdem noch eine schnellere JS-Engine, Prefetching und ein innovatives Speichermanagement. Außerdem hat er keine wirklich „ungewöhnliche“ Oberfläche. Mittlerweile gibt es ja genug Programme, die sich von der alten Menüherrlichkeit mit „Datei“, „Bearbeiten“ … lösen. Und was den Datenschutz betrifft: bis auf die eindeutige ID beim Download lässt sich alles per Option deaktivieren, was des Ängstlichen Ängste betrifft. Und selbst für die ID gibts Kill-Programme, oder man macht sich die Mühe, den Iron-Browser statt das Original von Google zu verwenden. Und wer nicht auf Firebug oder so was verzichten will: zum Austesten von Websites kann man ja weiterhin Firefox nehmen – aber bitte nicht, ohne sich wenigstens mal die in Google Chrome integrierten Developer Tools genauer angesehen zu haben (am besten in der aktuellen 3.0-beta, die über den Dev-Channel beziehbar ist). Auch die können eine Menge DOM und mehr.

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    • Ja, stimme allem zu! Danke auch für die technischen Hintergründe.
      Meine Meinung zum derzeitigen Stand der Browserentwicklung: Eigentlich ist es eine rein persönliche Gefühlsentscheidung, welchen Browser ich als Nutzer einsetze – inzwischen sind alle schon verdammt gut.

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