Newsletter 01/2012 – Die Elemente der User Experience

Wer zum ersten Mal eine kleine Website erstellt, der startet nicht selten damit, die einzelnen Seiten anzulegen. Manchmal entsteht vorher sogar ein schriftliches Konzept, was immer zu besseren Ergebnissen führt. Doch wer eine größere Site plant, oder wer mit seiner Site Geld verdienen will, der tut gut daran, von Anfang an die User Experience zu berücksichtigen.

Ich weiß, dass einige den Begriff „User Experience“ (kurz & praktisch auch „UX“) nicht mögen – ein Leser kommentierte vor einiger Zeit hier im Blog, das sei eine „verschwurbelte Worthülse, hinter der sich Manager und Werbung verstecken können“. Dennoch habe ich persönlich zumindest mich mit dem Begriff angefreundet. Denn er umfasst mehr als nur die Usability und beschreibt das ganz gut, was man auf einer guten Website bieten sollte.

Grundlagen – von der Usability zur User Experience

Den Weg der Konzeption von Usability zu User Experience habe ich schon vor einiger Zeit in einem Newsletter nachgezeichnet (Newsletter 06/2010 – Das Gesamterlebnis des Benutzers zählt).

Zum tiefer einsteigen: „Die Elemente der User Experience“

Nun liegt ein Standardwerk zum Thema auf Deutsch vor:

Die Elemente der User Experience. Anwenderzentriertes (Web-)Design.

Der US-Amerikaner Jesse James Garrett hat mit diesem Titel schon vor einigen Jahren ein Buch geschrieben, das Maßstäbe gesetzt hat. Es ist hervorragend strukturiert, und trotzdem angenehm zu lesen und vor allem: nicht zu lang.

Bevor ich weiter schwärme, wollte ich anmerken, dass ich nicht ganz neutral bin: Ich habe die Übersetzungen für die deutsche Auflage durchgesehen und mit der Lektorin zusammen versucht, die Begriffe möglichst gut an die in der deutschen Konzepter-Szene üblichen anzupassen. Das war bei manchen Begriffen ganz schön schwierig, und über einige kann man sicher diskutieren (das haben wir auch ausführlich getan).

Garrett füllt den Begriff User Experience mit Leben und gibt uns Konzeptern ein praktisch anwendbares Modell an die Hand. Er teilt die UX ein in fünf Ebenen („planes“):

  1. Die Strategieebene (strategy)
  2. Die Umfangsebene (scope)
  3. Die Strukturebene (structure)
  4. Die Rasterebene (skeleton)
  5. Die Oberflächenebene (surface)

Diese stellt er nacheinander vor und erklärt, wie diese Einteilung hilft, besser(e) Konzepte zu erstellen. Damit stellt man sicher, dass eine Site in allen relevanten Bereichen den Besuchern das bestmögliche Erlebnis bietet.

Bei den einzelnen Ebenen geht es grob um Folgendes:

Die Strategieebene (strategy)

Hier definieren Sie, welche Ziele Sie, und welche die Benutzer haben. Auch wer welche Rolle im Team spielt wird hier festgelegt.

Die Umfangsebene (scope)

Dabei geht es darum, was man erstellen will – und vor allem darum, was man nicht erstellen will. Gerade Letzteres ist nach meiner Erfahrung ganz wichtig – nur wenn man das frühzeitig klärt, schafft man es, rechtzeitig fertig zu werden und die Funktionen umgesetzt zu bekommen, die wirklich wichtig sind.

Die Strukturebene (structure)

Auf dieser Ebene geht es darum, wie die Funktionen strukturiert werden. Also ums Interaktionsdesign und um die Informations-Architektur.

Die Rasterebene (skeleton)

Hier befinden wir uns auf der Ebene der einzelnen Seiten und legen fest, in welchem Gestaltungsraster die Elemente angeordnete werden. Interface-, Navigations- und Informations-Design haben hier also ihren Platz.

Die Oberflächenebene (surface)

Schließlich geht es auf der fünften Ebene um die Gestaltung der Seiten und ihrer Elemente.

Fazit

Das Buch bietet keinen neuen Ansatz – und das will es auch nicht. Es bereitet aber die wichtigsten Ansätze der Konzeption von Websites so auf, dass man ein praktisches, und doch gut strukturiertes Arbeitsmittel an die Hand bekommt.

Ein umfangreiches Fachbuch kauft man sich vielleicht, hat es dann aber mit schlechtem Gewissen ein paar Wochen auf dem Schreibtisch liegen, bis man es still und heimlich ins Regal stellt.

Das Buch von Garrett dagegen kann man an einem Abend, auf einer längeren Zugfahrt oder auf einem Flug durchlesen. Sein Modell ist einfach und einleuchtend, die klaren Illustrationen helfen dem Verständnis. Auch Menschen, die keine Erfahrung mit interaktiven Projekten haben, können es problemlos verstehen. Insofern eignet sich es auch als Empfehlung für Kunden, mit denen man zum Beispiel eine Website umsetzt.

Die zweite Auflage, auf der die deutsche Übersetzung beruht, hat Garrett so erweitert, dass sein Modell explizit nicht nur für Websites, sondern auch für mobile Anwendungen, Apps und praktisch alle anderen interaktiven Projekte angewandt werden kann.

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3 Gedanken zu „Newsletter 01/2012 – Die Elemente der User Experience“

  1. Immer super Buchtipps! Habs gleich bestellt (wie die meisten früher vorgestellten Bücher) – allerdings in der Originalsprache.

    Vielen herzlichen Dank für den Hinweis.

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